Der kanadische Bahnhersteller Bombardier will bis zu 22.00 seiner 8500 Stellen in Deutschland abbauen. Das sagte der Aufsichtsratschef von Bombardier Transportation, Wolfgang Tölsner, am Donnerstag in Hennigsdorf. Er bestätigte damit Reuters-Informationen. Sein Gremium habe diesen Rahmen beschlossen, um die deutschen Standorte zukunftsfähig zu machen, sagte Tölsner.
Der Personalabbau verteile sich über alle Werke. Mehrheitlich seien jedoch Görlitz in Sachsen und Hennigsdorf in Brandenburg betroffen. „Alle Standorte in Deutschland bleiben erhalten“, unterstrich er. Die Rahmenvereinbarungen resultierten in einer Personalreduktion von maximal 2.200 Mitarbeitern netto bis zum Jahr 2020. Darin enthalten seien 700 Leiharbeiter. Bis 2019 solle es keine betriebsbedingten Kündigungen geben.
Was aus dem Plan wird, wenn es zu einem Zusammenschluss mit der Bahn-Sparte von Siemens kommen sollte, dazu wollte die Bombardier-Führung sich nicht äußern. Auch zum Stand dieser Bemühungen blieb sie einsilbig. Finanzkreisen zufolge sprechen die beiden Konzerns seit Monaten über eine Zusammenlegung ihrer Bahnsparten. Aus Wettbewerbsgründen gilt das allerdings als schwierig. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg loten sie zwei getrennte Joint Ventures aus: eines für die Züge selbst, in dem Bombardier das Sagen hätte, und eines unter der Führung von Siemens für die Signaltechnik. Auch der Münchener Konzern wollte sich dazu nicht äußern.
Unabhängig davon sortiert Bombardier seine deutschen Standorte neu. Das Konzept sieht vor, dass Bautzen, Hennigsdorf, Kassel, Mannheim und Siegen zu weltweiten Kompetenzzentren für einzelne Tätigkeitsfelder des Bahngeschäfts werden. Nun sollen bald die Einzelheiten ausgearbeitet werden. Dazu gehört der genaue Umfang des Stellenabbaus an den einzelnen Standorten. Als grobe Orientierung nannte Fohrer eine Reduzierung um etwa 400 bis 500 Stellen in Hennigsdorf und um rund 800 in Görlitz.
Nach dem Konzept sollen an den deutschen Standorten bis 2019 rund 70 Millionen Euro investiert werden. Die Arbeitnehmerseite äußerte sich zufrieden - schließlich waren zunächst höhere Abbauzahlen im Gespräch gewesen. Sie kündigte aber in den Detailverhandlungen eine harte Linie an. „Die Umsetzungsarbeit fängt jetzt erst an“, sagte der zuständige IG Metall-Bezirksleiter Olivier Höbel.
Bombardier hatte erst im vergangenen Jahr 1430 Arbeitsplätze in Deutschland gestrichen. Das kanadische Mutterunternehmen war durch eine aus dem Ruder gelaufene Flugzeugentwicklung in Schwierigkeiten geraten. Vergangenes Jahr hatte Bombardier erklärt, man werde weltweit 7.500 Stellen streichen. 5.000 davon sollten in der Bahntechnik wegfallen, die ihren Schwerpunkt in Deutschland und den Hauptsitz in Berlin hat. Der Sanierungskurs hatte auch die Bundesregierung auf den Plan gerufen. Der damalige Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte sich eingeschaltet und die Bedeutung der Industriearbeitsplätze für Deutschland betont.