Politik

Trump benennt neuen Aufseher für Federal Reserve

US-Präsident Donald Trump hat einen Aufseher für die Zentralbank ernannt.
12.07.2017 00:25
Lesezeit: 1 min

US-Präsident Donald Trump will den früheren Finanzministeriumsmitarbeiter Randal Quarles Randal Quarles zum obersten Bankenaufseher der Notenbank Federal Reserve (Fed) machen. Das Präsidialamt kündigte die Ernennung von Quarles am Montag in Washington an, berichtet Reuters. Er muss noch vom Senat bestätigt werden. Quarles wird eine zentrale Rolle spielen bei Trumps Plänen, die nach der Finanzkrise eingeführten Bankenregulierungen teilweise zu lockern. Trump schwebt allerdings vor allem eine Wiedereinführung des Trennbanken-Systems vor. Zu diesem Zweck könnte der von Bill Clinton abgeschaffte Glass-Steagall-Act wieder in Kraft gesetzt werden.

Quarles hatte sich in der Vergangenheit bereits dafür ausgesprochen, die in der Amtszeit von Trumps Vorgänger Barack Obama beschlossenen Vorgaben für die Branche weiterzuentwickeln. Er arbeitete unter dem ehemaligen Präsidenten George W. Bush in einer führenden Position im Finanzministerium. Außerdem war er für den Internationalen Währungsfonds (IWF) tätig. Derzeit leitet er die von ihm gegründete Investmentfirma Cynosure Group. Davor war er Partner bei der Beteiligungsgesellschaft Carlyle Group.

Quarles soll in der Fed einen Posten übernehmen, der nach der Finanzkrise 2008 geschaffen wurde, aber in Obamas Amtszeit nie besetzt wurde. Für die Bankenaufsicht in der Fed war zuletzt der Top-Notenbanker Daniel Tarullo verantwortlich, der im Frühjahr allerdings zurücktrat. Tarullo gilt als Architekt der verschärften Bankenregeln (Dodd-Frank-Gesetz), mit denen eine weitere Krise verhindert werden soll.

Welche Position Quarles zur Geldpolitik der Federal Reserve hat, können Beobachter derzeit nicht mit Sicherheit sagen. Es sei noch zu früh, um einzuschätzen, ob er eher für eine lockere oder eine straffe Geldpolitik stehe, kommentierte Thu Lan Nguyen, Expertin bei der Commerzbank. Zwar habe sich Quarles während der Präsidentschaft Barack Obamas kritisch über die Nullzinspolitik geäußert. „Doch das hatte US-Präsident Donald Trump ebenso, nur um sich nach den Wahlen als ‚Niedrigzins-Person‘ zu bezeichnen.“

Unbestreitbar ist, dass sich die US-Regierung unter Trump die nach der Finanzkrise eingeführten Regulierungsvorschriften lockern möchte. „Das Finanzministerium hat vergangenen Monat ein 147-seitiges Papier veröffentlicht, das eine ganze Reihe an Änderungen bezüglich der Regulierung vorsieht. Trumps Berater sagen, dass das derzeitige System die Wirtschaft schwächt. Kritiker argumentieren, dass die bestehenden Vorschriften viel zu weit gehen und das Angebot an Krediten für die Haushalte und kleine Unternehmen beschränke“, analysiert die Financial Times.

US-Präsident Trump und Fed-Präsidentin Janet Yellen haben nach anfänglich harscher Kritik Trumps an der Fed mittlerweile zu einer Art der Koexistenz gefunden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...