Finanzen

Inflation in der Eurozone schwächt sich ab

Lesezeit: 2 min
17.07.2017 22:55
Die Dynamik der Preissteigerungen hat sich im Juni in der Eurozone abgeschwächt.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Inflation in der Euro-Zone ist im Juni auf ein Jahrestief gefallen und entfernt sich damit weiter von der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB), berichtet Reuters. Die Verbraucherpreise stiegen nur noch um 1,3 Prozent zum Vorjahresmonat, teilte das Statistikamt Eurostat am Montag mit. Im Mai lag die Teuerungsrate noch bei 1,4 Prozent. Die EZB strebt einen Wert von knapp unter zwei Prozent an. Hauptgrund für den Rückgang: Energie verteuerte sich nicht mehr so stark wie in den Vormonaten. Die anziehende Konjunktur in vielen Euro-Ländern führt zudem bislang noch nicht zu einem stärkeren Preisdruck.

Bemerkenswert ist, dass die sogenannte Kerninflation – bei deren Berechnung die Preise für Energie und Lebensmittel ausgeklammert werden – gestiegen ist. Die Kerninflation bildet den grundlegenden Preistrend besser als die Gesamtrate ab, weil insbesondere die Energiepreise ein aus Sicht von Beobachtern zu starkes Gewicht bei der Gesamtrate haben. Da sich die Ölpreise seit Monaten in einer Schwächephase befinden, ist die Aussagekraft der Gesamtrate eingeschränkt. Im Juni stieg die Kerninflation im Währungsraum wie zuvor geschätzt um 0,2 Prozentpunkte auf 1,1 Prozent, liegt damit aber noch immer vergleichsweise tief. Nach 4,5 Prozent im Mai nahmen die Energiepreise im Juni lediglich um 1,9 Prozent zu.

An den Leitzinsen, die bereits seit März 2016 auf dem Rekordtief von null Prozent liegen, dürfte die EZB angesichts der niedrigen Inflation vorerst nicht rütteln. Sie könnte aber am Donnerstag bei ihrem Treffen in Frankfurt den zuletzt stets bekräftigten Hinweis kippen, die billionenschweren Käufe von Staats- und Unternehmensanleihen nötigenfalls noch einmal auszuweiten. Der EZB-Rat um Notenbankchef Mario Draghi würde damit den Finanzmärkten ein weiteres Signal senden, sich langsam auf eine Eindämmung der Geldflut vorzubereiten. Mit ihren Maßnahmen versuchen die Währungshüter, die Teuerungsrate näher in Richtung zwei Prozent zu schieben.

Für Volkswirt Greg Fuzesi von der US-Großbank JP Morgan ist die Kerninflation zwar nicht ausschlaggebend dafür, ob die EZB – wie von vielen Experten erwartet – im September ein Abschmelzen ihrer billionenschweren Anleihenkäufe beschließt. „Aber die Kerninflation muss klar steigen, bevor sich die EZB auf einen ersten Zinsschritt hin bewegt.“ Fuzesi rechnet mit einer solchen Entscheidung nicht vor Ende 2018. Die Zinsen in der Euro-Zone liegen seit langem auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent.

Die EZB und die nationalen Notenbanken erwerben aktuell Staatsanleihen und andere Wertpapiere im Umfang von monatlich 60 Milliarden Euro. Das Kaufprogramm ist momentan das stärkste Instrument der EZB zur Anschiebung der Konjunktur und für mehr Inflation. Die EZB will die in Deutschland umstrittenen Käufe noch bis mindestens Ende 2017 fortsetzen. Dann sollen sie ein Volumen von 2,28 Billionen Euro erreichen.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Boom-Segment aktive ETFs: BlackRock startet fünf neue Fonds
07.09.2024

Blackrocks ETF-Tochter iShares erweitert ihr Angebot in Europa um fünf neue aktive ETFs. Ziel der Fonds ist es, Anlegern kostengünstige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Flexible Arbeitszeiten: Sind Vollzeitjobs ein Auslaufmodell?
07.09.2024

Eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass nur noch eine Minderheit eine Stelle mit festen Arbeitszeiten...

DWN
Finanzen
Finanzen Derivate Erklärung: So funktionieren Zertifikate, CFDs und Optionsscheine
07.09.2024

Derivate wie Futures, Optionen, Zertifikate, Optionsscheine, Swaps und CFDs sind heftig umstritten. Einige sehen darin notwendige...

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoffprojekt in Namibia könnte KZ-Gedenkstätte gefährden
07.09.2024

Deutschland unterstützt ein Großprojekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff in Lüderitz. An diesem Ort befand sich einst das erste...

DWN
Immobilien
Immobilien Tag des offenen Denkmals: 7 ungewöhnliche Monumente in Deutschland
07.09.2024

Ob Schloss Neuschwanstein oder Siegessäule: Viele Denkmäler in Deutschland sind international bekannt. Hier werfen wir einen Blick auf...

DWN
Technologie
Technologie Stromerzeugung aus Windkraft: Die Dynamik nimmt ab
07.09.2024

Im vergangenen Jahr war Windkraft erstmals die Hauptquelle der hiesigen Stromerzeugung, weit vor Kohle. Doch in diesem Jahr ist eine...

DWN
Politik
Politik Trump-Erfolg im Schweigegeld-Prozess: Urteil erst nach US-Wahl
07.09.2024

Im New Yorker Prozess wegen Schweigegeldzahlungen von Ex-Präsident Donald Trump wird das Strafmaß erst nach der Präsidentschaftswahl...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Ungesunde Ernährung bereits bei Kleinkindern weit verbreitet
07.09.2024

Laut einer aktuellen Studie ernähren sich bereits Kleinkinder zu süß und ungesund. Wie das Max Rubner-Institut (MRI) in Karlsruhe, ein...