Die deutsche Autobranche und das Ifo-Institut warnen vor einem Verbot des Verbrennungsmotors. Ein Verbot ab dem Jahr 2030 könnte deutliche Einbußen für Beschäftigung und Wertschöpfung in Deutschland haben, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Ifo-Instituts im Auftrag des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), berichtet Reuters.
Demnach wären mehr als 600.000 der derzeitigen Industriearbeitsplätze direkt oder indirekt betroffen. Das seien zehn Prozent der Industriebeschäftigung. In der Autobranche direkt wären demzufolge 436.000 Arbeitsplätze gefährdet.
Klimaschutzziele sollten ohne Technikvorschriften vorgegeben werden, sagte Ifo-Chef Clemens Fuest. „Wer den Wettbewerb der Umweltschutztechniken mit Verboten ausschaltet, verschwendet Ressourcen und leistet dem Klimaschutz einen Bärendienst.“ VDA-Chef Matthias Wissmann sagte, der hocheffektive Verbrennungsmotor und das Elektroauto seien keine Gegner. „Beide sind notwendig, wenn man die ambitionierten Klimaschutzziele erreichen will.“ Der Verbrennungsmotor könne später etwa auch mit Kraftstoffen auf Basis regenerativer Energie betrieben werden.
Die Untersuchung habe gezeigt, dass deutsche Autohersteller und Zulieferer „internationale Spitzenreiter bei Antriebspatenten“ seien, erklärte Fuest. 34 Prozent der Patente im Bereich Elektromobilität und 32 Prozent im Bereich Hybridantrieb kommen der Studie zufolge aus Deutschland.
Wissmann verwies auf jährliche Investitionen von 40 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung moderner Verbrennungsmotoren und alternativer Antriebe. „Man kann nicht behaupten, dass die deutsche Industrie nicht in alternative Technologien investiert“, stellte er fest fest. „Was nicht genug passiert ist, dass die E-Autos auf der Straße rumfahren.“ Irgendwo in der Kette gehe es nicht weiter, „und das liegt nicht an der Forschung“.
Die Grünen machen sich für ein Aus für den Verbrennungsmotor bis 2030 stark. Damit soll der Elektromobilität schneller zum Durchbruch verholfen werden. Besonders der Diesel-Antrieb ist nach der Aufdeckung der Abgas-Manipulationen bei Volkswagen unter Beschuss geraten.
Diese jedoch hat selbst noch massive Hürden der Machbarkeit zu überwinden. Dazu gehören die mangelhafte Reichweite der Akkumotoren, das schlecht ausgebaute Netz an Ladestationen und die hohe Umweltschädlichkeit bei der Herstellung und Entsorgung von Akkus.
Völlig ungeklärt ist zudem die Frage, wie der durch die Elektroautos massiv ansteigende Strombedarf gedeckt werden soll. Berechnungen gehen davon aus, dass eine Umstellung auf die Elektromobilität weltweit den Bau von 450 Kernkraftwerken oder 4000 Flusskraftwerken oder entsprechend 400 Braunkohlekraftwerken erfordern würde.