Politik

Syrien: Al-Nusra-Front erobert Provinz Idlib

Die Nachfolgeorganisation der radikalislamischen Al Nusra hat die strategisch wichtige Provinz Idlib in Syrien erobert. Die Miliz kämpft sowohl gegen die Türkei als auch gegen Russland.
24.07.2017 17:36
Lesezeit: 2 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die radikal-islamistische Söldner-Truppe Hayat Tahrir al-Scham (HTS) soll am Sonntag nach Informationen des englischsprachigen Diensts von Reuters die Kontrolle über die nordwestliche syrische Provinz Idlib erlangt haben. HTS ist der Nachfolger der Al-Qaida-nahen Organisation Al-Nusra-Front.

Die Söldner-Truppe Ahrar al-Scham, die sich zuvor in tagelangen Gefechten mit HTS befand, soll ihre schweren Kriegsgeräte in Richtung Süd-Idlib und in die Provinz Hama gebracht haben. Sie gibt sich offenbar geschlagen. HTS hatte die Söldner von Ahrar al-Scham in der Nähe zur türkisch-syrischen Grenze umzingelt und angegriffen. Reuters berichtet, dass die HTS nach eigenen Angaben das Ziel verfolge, den Eintritt türkischer Truppen in die Provinz Idlib zu verhindern. Zuvor hatte die türkische Online-Zeitung Haberler in einer Analyse auf die Gefahr hingewiesen, dass HTS die restlichen Söldner in Idlib vertreiben könnte, da sie kampfstark und gut ausgerüstet sei.

Der Sieg von HTS in der Provinz Idlib stellt einen Rückschlag für Russland und die Türkei dar. Moskau und Ankara hatten im Juni 2017 beschlossen, gemeinsam die Provinz unter Kontrolle zu bekommen, um dort eine Deeskalationszone zu errichten. Dieser Beschluss war ein Teil der Friedensgespräche von Astana. Im Rahmen eines Memorandums, das bei den Gesprächen in Astana unterzeichnet wurde, gehören zu den vier geplanten Zonen die Provinz Idlib und einige Gebiete in den benachbarten Provinzen (Aleppo, Latakia und Hama), ein Gebiet nördlich von Homs, der Vorort von Ost-Ghouta, Daraa und Al-Quneitra, die sich im Süden von Syrien befinden. US-Präsident Donald Trump hatte die Errichtung von türkisch-russischen Deeskalationszonen nicht ausgeschlossen.

HTS ist ein erbitterter Gegner der Gespräche von Astana. Die Miliz zielt auf den Sturz von Präsident Baschar al-Assad und die Vertreibung der türkischen und russischen Truppen aus dem Nordwesten Syriens ab. Nach Angaben der BBC ist HTS auch strikt anti-iranisch ausgerichtet.

Der private US-Informationsdienst Stratfor hatte bereits am 20. Juli 2017 in einer Analyse ausgeführt, dass die extremistische Gruppe HTS kurz davor stehe, die Provinz Idlib unter ihre Kontrolle zu bringen. Stratfor macht die US-Regierung unter Trump für den Aufstieg von HTS verantwortlich. Das Ende des CIA-Programms für die Söldner in Syrien habe dazu geführt, dass HTS dieses entstehende Machtvakuum genutzt hat, um zu expandieren. Die Söldner, die zuvor von der CIA unterstützt wurden, werden nun von Extremisten-Gruppen wie HTS vernichtet, so der private Informationsdienst.

Ein Sprecher des Pentagon sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass das Pentagon weder HTS noch Ahrar al-Scham unterstütze.

Abgesehen von den durch die Türkei unterstützen Söldner-Gruppen, die im Rahmen der Operation Euphrats Shield mitwirken, werde die Söldner-Landschaft in Syrien fortan von Extremisten kontrolliert werden. Dies sei unvermeidlich, schreibt Stratfor. Aufgrund der Entschlossenheit der Regierung in Damaskus, die Söldner im Land vollständig zu besiegen, sowie der Türkei, die die Kurden-Milizen der YPG dezimieren möchte, sei die Stabilisierung Syriens in den kommenden Jahren unwahrscheinlich. Das Land werde zu einer Brutstätte von Unruhen und Konflikten verkommen, was Gruppen wie ISIS oder HTS ausnutzen werden.

Offenbar gibt es auch innerhalb der US-Regierung Gegner des Stopps des CIA-Programms durch US-Präsident Trump. Der englischsprachige Dienst von Reuters berichtet, dass sich in der vergangenen Woche US-Beamte kritisch über diesen Schritt geäußert hätten. Sie stufen den Stopp des Programms als „einen Schlag“ gegen die Söldner ein. Der Rückzug von Ahrar al-Scham aus Bab al-Hawa in der Provinz Idlib stelle einen „weiteren Rückschlag“ und damit einen Beweis für diese Behauptung dar, so Reuters. Ob das CIA-Programm zur Unterstützung der Söldner in Syrien erneut aufgenommen wird, bleibt unklar.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Starbucks dreht den Spieß um: Mehr Baristas statt mehr Maschinen
10.05.2025

Starbucks gibt auf die Maschinen auf: Statt weiter in teure Technik zu investieren, stellt das Unternehmen 3.000 Baristas ein. Nach...

DWN
Panorama
Panorama EU-Prüfer sehen Schwächen im Corona-Aufbaufonds
10.05.2025

Milliarden flossen aus dem Corona-Topf, um die Staaten der Europäischen Union beim Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie zu unterstützen....

DWN
Finanzen
Finanzen Estateguru-Desaster: Deutsche Anleger warten auf 77 Millionen Euro – Rückflüsse stocken, Vertrauen schwindet
10.05.2025

Immobilien-Crowdfunding in der Vertrauenskrise: Estateguru kann 77 Millionen Euro deutscher Anleger bislang nicht zurückführen – das...

DWN
Politik
Politik Landtagswahlen Baden-Württemberg 2026: AfD liegt vor den Grünen – eine Partei gewinnt noch mehr
09.05.2025

Die AfD überholt erstmals laut Insa-Umfrage die grüne Partei in Baden-Württemberg, die seit 13 Jahren regiert und die größte...