Politik

Chinas Zentralbank lässt Bitcoin und Ethereum abstürzen

Die chinesische Zentralbank hat Initial Coin Offerings verboten. Die Kurse von Bitcoin und Ethereum brachen ein.
05.09.2017 00:47
Lesezeit: 2 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Kurse der beiden größten Kryptowährungen Bitcoin und Ethereum haben am Montag ihre Kursverluste vom Wochenende deutlich beschleunigt. Zuvor hatte die chinesische Zentralbank ihre Drohung wahrgemacht und Initial Coin Offerings (ICOs) für illegal erklärt.

Bei einem ICO sammelt ein Start-up mithilfe einer Kryptowährungen Geld ein. Während bei einem Börsengang Aktien verkauft werden, können Investoren bei einem ICO Einheiten einer Kryptowährung erwerben, die speziell für dieses ICO geschaffenen wurde. Sie bezahlen dafür gewöhnlich mit Bitcoin oder Ethereum.

Auch Behörden anderer Länder hatten sich zuletzt kritisch im Hinblick auf ICOs geäußert, unter anderem in den USA und Kanada. Die US-Wertpapieraufsicht SEC kündigte eine stärkere Aufsicht an und warnte, sie könnte die ICO-Tokens als Wertpapiere einstufen.

Doch die chinesische Zentralbank schafft nun mit dem sofort wirksamen Verbot von Initial Coin Offerings als erste große Behörde harte Fakten. Alle laufenden Projekte zum Einsammeln von Geld mithilfe von Kryptowährungen müssen umgehend eingestellt werden.

Die chinesische Zentralbank teilte das Verbot auf ihrer Webseite mit und begründete die Entscheidung damit, dass ICOs die Finanzmärkte stören. Man habe die Prüfung von ICOs vollendet und werde künftig ICOs hart bestrafen. Zudem müssten auch Gesetzesbrüche bei bereits erfolgten ICOs mit einer „strengen Bestrafung“ rechnen.

Organisationen oder Personen, die ein Initial Coin Offering durchgeführt haben, sollten das eingesammelte Geld an die Investoren zurückgeben, um deren „Rechte zu schützen und richtig mit Risiko umzugehen“. Wie das Geld an die Investoren zurückgegeben werden soll, die ja in Bitcoin oder Ethereum gezahlt haben, sagt die Zentralbank nicht.

Allerdings sagt die Chinesische Volksbank ganz deutlich, dass „digitale Einheiten nicht als Währung auf dem Markt verwendet werden dürfen“. Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum, mit denen Investoren die digitalen Einheiten für einen ICO erwerben, erwähnt die Mitteilung der Zentralbank ebenfalls nicht.

Nach Ansicht von Jehan Chu, Partner bei Kenetic Capital in Hongkong, einem im ICO-Bereich tätigen Unternehmen, sind Regulierungen auch in anderen Staaten zu erwarten. „China musste aufgrund seiner Größe und als höchst spekulativer Markt für Börsengänge härtere Maßnahmen ergreifen“, sagte er zu Bloomberg.

Initial Coin Offerings haben sich seit etwa vor einem Jahr stark verbreitet. Laut einem Bericht von Bloomberg wurden seit Jahresbeginn insgesamt rund 1,6 Milliarden Dollar auf diese Weise eingesammelt. Sie entziehen sich bisher weitgehend einer Regulierung durch Zentralbank und Aufsichtsbehörden.

Daher werden ICOs als Bedrohung für Chinas Finanzmarktstabilität angesehen. Denn sie bieten Start-ups die Möglichkeit, bei der Finanzierung ihrer Projekte Wagniskapitalfonds und Investmentbanken zu umgehen. Stattdessen wenden sie sich direkt an die potentiellen Investoren in aller Welt.

Etwa ein Viertel des weltweit mittels ICO investierten Kapitals wurde dieses Jahr bisher in China eingesammelt. Laut eine Bericht des National Committee of Experts on the Internet Financial Security Technology gibt es in China mindestens 43 ICO-Plattformen. Für 65 Projekte wurden 2,6 Milliarden Yuan (400 Millionen Dollar) eingesammelt.

Einige große Marktteilnehmer begrüßen das harte Vorgehen der chinesischen Zentralbank. „Das ist eine positive Entwicklung, wenn man die schnelle Verbreitung von minderwertigen und möglicherweise betrügerischen Coin-Verkäufen betrachtet“, sagt Emad Mostaque, Investmentmanager bei Capricorn Fund Managers in London.

„Das Modell beinhaltet einen enormen Wert, aber wir brauchen mehr Trennung von hochwertigen ethischen Angeboten gegenüber jenen, die Wertpapiergesetze für schnelles Geld umgehen wollen.“ Langfristig könnte der ICO-Markt von Chinas hartem Vorgehen profitieren.

Tatsächlich haben ICOs auch Cyber-Kriminelle angezogen. Etwa zehn Prozent des für ICO-Investments vorgesehen Kapitals wurden durch Betrug und Phishing-Angriffe entwendet, schätzt Chainalysis, eine New Yorker Firma, die Transaktionen analysiert und Software für den Kampf gegen Geldwäsche bereitstellt.

Nach Ansicht von Jehan Chu von Kenetic Capital wird China langfristig ICOs wieder zulassen. Allerdings wird das Land dafür Regulierungen einsetzen und nur ausgewählte Plattformen zulassen. „Ich denke, sie werden den Token-Verkauf auf eine Weise zulassen, die sie für sicher und für maßvoller halten.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Technologie
Technologie Wäschetrockner: Neues Energie-Label einfach erklärt
06.07.2025

Seit dem 1. Juli gelten für Wäschetrockner strengere Energiekennzeichnungen. Verbraucher sollen Geräte nun besser vergleichen können....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...

DWN
Technologie
Technologie Lithium: Schlüssel zur technologischen Unabhängigkeit – doch der Rohstoff ist knapp
06.07.2025

Lithium ist der Treibstoff moderner Technologien – von E-Autos bis Energiewende. Doch was passiert, wenn die Nachfrage explodiert und das...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in Germany: Duale Berufsausbildung - das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
05.07.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell: Dieses System ermöglicht jungen Menschen einen direkten Einstieg ins...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...