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Trotz des näher rückenden Austritts Großbritanniens aus der EU haben unbestätigten Angaben zufolge bislang offenbar nur wenige internationalen Geldhäuser mit Sitz in London neue Banklizenzen für die EU beantragt, berichtet Reuters. Weniger als zehn von rund 40 internationalen Geldhäusern in London mit Geschäften in der EU hätten um Lizenzen nachgesucht, sagten mehrere nicht namentlich genannte Quellen. „Wir haben viele Treffen aber es gibt nicht genug konkrete Aktionen“, sagte ein Bankenwächter.
Die britische Lizenz, mit der in London ansässige Geldhäuser derzeit in der ganzen Europäischen Union agieren, verliert mit dem Brexit voraussichtlich ihre Gültigkeit. Dann können Banken von dort aus keine Produkte mehr in den verbleibenden 27 EU-Ländern vertreiben. Dafür ist dann eine Lizenz in einem EU-Land erforderlich. Banken befürchten, Top-Leute zu verlieren, wenn sie Geschäfte auf den Kontinent verlagern. Aufseher hatten zudem davor gewarnt, dass Geldhäuser versuchen könnten, lediglich Broker-Lizenzen bei den nationalen Aufsehern zu beantragen. Damit sind allerdings volle Bankgeschäfte nicht möglich.
Die Brexit-Verhandlungen müssen laut EU-Recht bis Ende März 2019 abgeschlossen sein. Bankvorständen zufolge kann es 18 Monate oder länger dauern, um eine Tochtergesellschaft in der EU aufzubauen. Darüber hinaus könnte es für die Aufseher zu einem Problem werden, sollte kurz vor Toresschluss eine Welle von Lizenzanträgen auf sie zurollen. Die EZB-Bankenaufsicht wollte sich zu der Zahl der Anträge nicht äußern.
EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger hatte unlängst die Institute bereits eindringlich dazu aufgerufen, sich rasch über ihre Pläne klar zu werden. „Ich habe eine sehr klare Botschaft für sowohl kleine als auch große Banken: Die Uhr tickt“, erklärte die Vize-Chefin der EZB-Bankenaufsicht. „Die Banken sind noch nicht so weit vorangekommen, wie wir es gerne hätten.“
Die EZB und die nationalen Bankenaufseher der EU-Länder brauchen üblicherweise sechs bis zwölf Monate, um Lizenz-Anträge zu prüfen. Dabei werden unter anderem Geschäftspläne durchleuchtet, die Kapitalausstattung sowie die Liquiditätslage untersucht und das Risikomanagement unter die Lupe genommen. Auch das Management wird auf seine Eignung hin überprüft. Dabei betonen die Kontrolleure, dass wichtige Funktionen wie das regionale Management oder die interne Revision auch tatsächlich in der EU angesiedelt sein müssen. Briefkastenfirmen und leere Unternehmenshüllen wollen die Bankenwächter nicht akzeptieren.