Finanzen

Produktion der Industrie stagniert im Sommer

Die Produktion des verarbeitenden Gewerbes stagnierte im Juli.
07.09.2017 17:17
Lesezeit: 2 min

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Die deutsche Industrie hat ihre Gesamtproduktion im Juli nicht steigern können. Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte, lag die Herstellung des verarbeitenden Gewerbes insgesamt auf dem Stand des Vormonats, berichtet die dpa. Analysten hatten dagegen einen Zuwachs um 0,5 Prozent erwartet. Die Stagnation folgt auf einen Rückgang um 1,1 Prozent im Juni. Die reinen Industriebetriebe konnten ihre Produktion im Juli um 0,3 Prozent steigern.

„Die Indikatorenlage spricht dennoch für eine Fortsetzung der positiven Industriekonjunktur“, schrieb das Statistische Bundesamt. „Allerdings dürfte das Expansionstempo mit Blick auf die Auftragseingänge geringer ausfallen als in der ersten Jahreshälfte.“ Die Auftragseingänge der deutschen Industrieunternehmen waren im Juli entgegen den Erwartungen gesunken.

Von Reuters befragte Beobachter bescheinigen der Wirtschaft weiter eine gute Form, obwohl sich einschlägige Indikatoren in den vergangenen Wochen eingetrübt hatten. „Wir gehen davon aus, dass die Juli-Zahlen eher eine Eintagsfliege sein werden“, sagte Ulrike Kastens vom Bankhaus Sal. Oppenheim. „Die deutsche Wirtschaft ist zwar nicht so dynamisch in das dritte Quartal gestartet.“ Das gelte für Einzelhandel, Aufträge und Industrieproduktion. „Dennoch bleibt der Grundtenor positiv: Die Stimmung ist gut und wird weiterhin auf einem hohen Niveau bleiben.“ Insgesamt werde das Wachstum im Sommerquartal etwas schwächer ausfallen als zuletzt – „aber es wird solide weiter aufwärtsgehen“. Im Frühjahr war das Bruttoinlandsprodukt um 0,6 Prozent gestiegen.

Auch der Chefökonom der ING-Diba, Carsten Brzeski, hält Zweifel an der Stärke der Wirtschaft für weitgehend unbegründet. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Produktion durch die Ferien verzerrt worden sei, argumentierte er. „Die deutsche Industrie war einfach noch im Jahresurlaub, sollte aber nach dem Sommer gestärkt zurückkommen.“

Das Kieler IfW-Institut warnt unterdessen vor einer Überhitzung der deutschen Wirtschaft. „Eine Hochkonjunktur fühlt sich gut an, sie ist aber gesamtwirtschaftlich schädlich“, erklärten die Forscher und Regierungsberater am Donnerstag. Sie erhöhten ihre Wachstumsprognose für 2017 auf 2,0 (bisher: 1,7) Prozent und für nächstes Jahr auf 2,2 (2,0) Prozent. Für 2019 erwarten sie einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 2,1 Prozent.

„Die deutsche Wirtschaft steigert ihre Leistung schneller, als ihr guttut.“ Dies lasse eine „schmerzhafte spätere Korrektur wahrscheinlicher“ werden. „Die konjunkturelle Dynamik der deutschen Wirtschaft nimmt zu und mit ihr die Gefahr einer deutlichen Überhitzung mit entsprechendem Rückschlagpotenzial.“

IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths erläuterte: „Die Übertreibungen im Boom verführen die privaten Akteure zu Fehlentscheidungen – meist flankiert von einer allzu leichtfertigen Wirtschaftspolitik.“ Geschäftsmodelle, die nur im Boom funktionieren, müssten früher oder später wieder kassiert werden. Ähnlich sei es mit staatlichen Leistungen, denen die nachhaltige Finanzierung fehle. „Insgesamt werden so knappe Mittel fehlgelenkt und der Strukturwandel gehemmt.“

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