Unternehmen

Schweiz: Erbschaftssteuer gefährdet den Mittelstand

Lesezeit: 1 min
23.02.2013 00:11
Die Löcher in der Altersvorsorge der Schweiz sollen auf Kosten der Unternehmen und der Steuerautonomie der Kantone gestopft werden. Der Dachverband der Schweizer Wirtschaft macht bei der Einführung der Erbschaftssteuer jedoch nicht mit: Arbeitsplätze seien in Gefahr, der Mittelstand werde eingeschränkt.
Schweiz: Erbschaftssteuer gefährdet den Mittelstand

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Familienunternehmen machen den größten Teil der Schweizer Wirtschaft aus. Für diese Betriebe stellt der Entwurf über die Einführung einer Erbschaftssteuer eine Gefahr dar. Das Geld für die Steuerabgabe ist meist in den Bilanzen der Unternehmen fest eingebunden. Daher würde eine Erbschaftssteuer die Übergabe eines Betriebes von der einen an die nächste Generation erschweren, teilte der Dachverband der Schweizer Wirtschaft in einer Stellungnahme zum Gesetzesentwurf mit.

Die Investitionen der Unternehmen wären in Gefahr, da Geld von fest eingeplanten Posten abgezogen werden muss. Das gefährdet die Geschäftstätigkeit und somit Arbeitsplätze. Zusätzlich erschwerend wirkt die Schenkungssteuer. Diese soll rückwirkend zum 1. Januar 2012 eingeführt werden. Die Steuerbehörden hatten im vergangenen Jahr 40 Prozent mehr Anträge von Erbschaften als im Jahr 2011. Die rückwirkende Besteuerung dieser Erbschaften ist rechtlich fragwürdig.

Schon jetzt würde Verunsicherung bei den Unternehmern hervorgerufen, heißt es in der Stellungnahme des Dachverbandes. Angesichts der Gefahr einer Nachbelastung  wird für das laufende Geschäftsjahr vorsichtiger kalkuliert. Unternehmen bilden wegen des erhöhten Risikos Rücklagen, anstatt zu investieren.

Viele Kantone profitieren von ihrer Steuerautonomie. Eine bundesweite Einführung der Erbschaftssteuer liegt nicht im Interesse der Kantone, die zuvor die Erbschaftssteuer für direkte Nachkommen abschafft haben. Die Steuerlast sei im internationalen Vergleich durch Gewinn-, Einkommens-, Vermögens- und die kantonalen Kapitalsteuern vergleichsweise hoch. Der Dachverband der Schweizer Wirtschaft lehnt die Initiative daher ohne Gegenvorschlag ab.

Die Regierung erhofft sich durch die Einführung der Erbschaftssteuer eine Lösung für die Finanzierungslücken in der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV). Durch die Sammlung von mehr als 120.000 Unterschriften kam ein Volksbegehren zustande, welches fordert,  dass die Mittel aus der Erbschaftssteuer zur Sicherung der Altersvorsorge verwendet werden sollen. Aus der Sicht des Wirtschaftsverbandes Economiesuisse reichen die Mittel aus der Erbschaftssteuer jedoch nicht aus, um die Löcher in den Sozialkassen langfristig zu stopfen.

 


Mehr zum Thema:  

 

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...