Politik

Ukraine blockiert Einreise von Saakaschwili

Die ukrainischen Behörden haben an der polnischen Grenze einen Zug gestoppt, mit dem der frühere Gouverneur von Odessa, Saakaschwili, illegal einreisen wollte.
10.09.2017 16:16
Lesezeit: 1 min

Die Ukraine hat die angekündigte Einreise des früheren georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili verhindert. Ein Zug, in dem Saakaschwili von Polen in die Ukraine reisen wollte, wurde am Sonntag in Przemysl im Süden Polens gestoppt, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachtete. Als Begründung wurde eine Erklärung der ukrainischen Polizei verlesen, nach der der Zug nicht weiterfahren könne, solange "Personen ohne Einreiseerlaubnis für die Ukraine" an Bord seien.

"Einen Zug als Geisel nehmen - das ist lächerlich", sagte Saakaschwili. Der 49-Jährige ist staatenlos, seit die Ukraine ihm Ende Juli die ukrainische Staatsangehörigkeit entzog. Saakaschwili hatte seine Absicht zur Rückkehr in die Ukraine Wochen im Voraus angekündigt. Er änderte allerdings am Sonntag kurzfristig den Reiseweg. Ursprünglich wollte er in einem Bus mit Journalisten den Grenzposten Korczowa überqueren. Dann wechselte er mit der Begründung in den Zug, dass "Provokationen geplant" seien.

Wer hinter den geplanten "Provokationen" stecken könnte, führte Saakaschwili nicht näher aus. Er behauptete, dass er in der Ukraine von politisch motivierten Schlägerclubs erwartet werde.

Saakaschwili ist ein enger Vertrauter der US-Neocons. Deren Anführer Lindsey Graham hatte nach der Eskalation des Konflikts zwischen Poroschenko und Saakaschwili die Gangart gegen die Regierung in Kiew verschärft. Unter anderem warf Graham der Ukraine vor, sich in die US-Wahlen eingemischt zu haben. Die Ukraine geriet außerdem unter Druck, weil sie sich dem Vorwurf gegenübersah, dass Teile des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms aus der Ukraine stammen.

Saakaschwili erhielt bei seinem Einreise-Versuch von Polen in die Ukraine Unterstützung von der früheren ukrainischen Ministerpräsidentin Julia Timoschenko. "Wir kommen zur Verteidigung von Michail, aber auch zur Verteidigung der Ukraine", sagte Timoschenko. Sie verglich die aktuelle Lage mit derjenigen unter dem prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch, der im März 2014 gestürzt worden war.

Nach rund zehn Jahren Präsidentschaft in Georgien war Saakaschwili 2015 im Eilverfahren ukrainischer Staatsbürger geworden, um den Posten des Gouverneurs von Odessa zu übernehmen. Nach einer 18-monatigen Amtszeit gab er jedoch auf, nachdem er eine Partei gründen wollte und Poroschenko den Kampf angesagt hatte. Die georgische Staatsbürgerschaft verlor Saakaschwili, als er die ukrainische annahm. Inzwischen hat Georgien für ihn wegen "Machtmissbrauchs" einen Auslieferungsantrag gestellt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Babyboomer verlassen die Bühne: Jetzt kommt das große Chaos am Arbeitsmarkt
29.06.2025

Die Babyboomer verabschieden sich in Scharen – und mit ihnen verschwinden Loyalität, Erfahrung und Arbeitsdisziplin. Zurück bleibt ein...

DWN
Panorama
Panorama Ersatzpflege: Was sich für pflegende Angehörige ab dem 1. Juli ändert
29.06.2025

Pflegende Angehörige stemmen den Großteil der häuslichen Pflege in Deutschland – oft bis zur Erschöpfung. Doch was passiert, wenn sie...

DWN
Immobilien
Immobilien Heizkosten: Vergleich der Kosten für verschiedene Heizungslösungen - Tipps
29.06.2025

Heizöl, Pellets, Gasheizung oder Wärmepumpe: Wer 2025 neu heizt, muss weiterhin hohe Kosten einpreisen. Doch welche Heizungslösung ist...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Elon Musks X wird zur Bank: Der Angriff auf das Finanzsystem
29.06.2025

Elon Musks Plattform X will mehr sein als ein soziales Netzwerk. Mit eigenen Finanzdiensten und digitaler Geldbörse kündigt sich eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pandora und Amazon decken globales Fälschernetzwerk auf
29.06.2025

Pandora und Amazon decken ein globales Netzwerk von Produktpiraten auf. Die Drahtzieher in China sitzen nun im Gefängnis – doch die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verteidigungsbranche boomt: Diese fünf Aktien setzen Analysten jetzt auf die Watchlist
29.06.2025

Der globale Rüstungsboom bietet Anlegern neue Chancen. Fünf Aktien stehen bei Analysten hoch im Kurs – von Hightech-Zulieferern bis zu...

DWN
Panorama
Panorama Unwetterwarnungen: Was sie können und was nicht
29.06.2025

Unwetterwarnungen sollen Leben retten – und das möglichst rechtzeitig. Doch nicht immer klappt das. Warum ist es trotz modernster...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr: Rüstung auf dem Papier – Defizite auf dem Feld
29.06.2025

Die Bundeswehr bleibt trotz 100-Milliarden-Sondervermögen kaum einsatzfähig. Es fehlt an Ausrüstung, Personal und Struktur. Ist das...