Finanzen

Schwaches Pfund verstärkt Inflation in Großbritannien

Die Verbraucherpreise sind in Großbritannien deutlich gestiegen.
17.09.2017 18:05
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die wirtschaftlichen Folgen des Austritts aus der EU heizen die Inflation in Großbritannien an. Die Jahresteuerung war im August mit 2,9 Prozent so hoch wie seit Mai nicht mehr, wie das Statistikamt ONS am Dienstag laut Reuters mitteilte. Experten hatten einen Anstieg um 2,8 Prozent erwartet nach einem Plus von 2,6 Prozent im Juli.

Die Bank of England dürfte am Donnerstag dennoch das historisch niedrige Zinsniveau beibehalten, wie Ökonom Paul Hollingsworth vom Beratungshaus Capital Economics prognostiziert: „Der geldpolitische Ausschuss wird wohl nicht gleich in Panik geraten und die Zinsen sofort hochsetzen.“ Die Währungshüter erwarten, dass der Preisauftrieb im Oktober mit rund drei Prozent seinen vorläufigen Höhepunkt erreichen wird. Doch die anhaltende Schwäche der britischen Währung dürfte nach Ansicht von Experten dafür sorgen, dass der Inflationsdruck noch länger als erwartet hoch bleiben wird.

Ökonom Daniel Vernazza von der Großbank UniCredit rechnet damit, dass die Notenbank trotz des erhöhten Inflationsdrucks den Leitzins für die Dauer der EU-Austrittsgespräche mit der EU nicht antasten wird. Diese sollen bis Ende März 2019 beendet sein. Für eine Verlängerung der Frist muss Großbritannien laut EU-Verträgen die Zustimmung aller 27 Partner bekommen. Nach einem holprigen Start sind jedoch die größten Streitpunkte noch längst nicht geklärt. „Angesichts der schleppenden Verhandlungen dürfte die Notenbank Vorsicht walten lassen“, so Vernazza.

Die Inflationsrate entfernt sich weiter vom Ziel der Notenbank, die eine Jahresteuerung von zwei Prozent anstrebt. Getrieben werden die Preise vor allem durch das schwächere Pfund, das nach dem Anti-EU-Referendum der Briten vom Juni 2016 unter Druck geraten ist. Im Sommer 2016 lag der Kurs zum Euro noch bei etwa 0,75 Pfund. Aktuell liegt der Wechselkurs deutlich über 0,90 Pfund.

Dadurch werden Importgüter teurer, was die Lebenshaltungskosten auf der Insel tendenziell nach oben treibt.  Das Vereinigte Königreich ist wegen des bevorstehenden Austritts aus der EU in einer wirtschaftlich schwierigen Lage: Die Konjunktur war im ersten Halbjahr so schwach wie seit 2012 nicht mehr und stagnierte, weil sich Verbraucher wegen der vergleichsweise hohen Inflation zurückhalten.

Die Notenbank hat den Leitzins im August 2016 nach dem Brexit-Schock auf das Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt. Die Bank of England (BoE) entscheidet am Donnerstag erneut über den Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld. Experten erwarten, dass die Währungshüter mehrheitlich für eine Beibehaltung des Zinsniveaus stimmen werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.