Politik

Putin will ausländische Software durch russische Produkte ersetzen

Die US-Regierung hat alle Behörden aufgefordert, Software-Programme von Kaspersky innerhalb von 90 Tagen zu deinstallieren.
14.09.2017 11:42
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der russische Präsident Wladimir Putin hat IT-Unternehmen in Russland aufgerufen, bevorzugt in Russland entwickelte Software zu nutzen. Dadurch solle der Einsatz von ausländischen Produkten in bestimmten Sektoren wegen der "hohen Sicherheitsrisiken" nicht mehr nötig sein. Die IT-Branche in Russland sollte sich darauf spezialisieren, mehr heimische Produkte zu entwickeln und Spezialisten anzuheuern, sagte Putin am Freitag bei einem Treffen mit Vertretern von Informations- und Kommunikationsunternehmen in der Region Perm laut TASS.

Aktuell produzieren russische Unternehmen etwa 30 Prozent des Bedarfs im russischen Markt. Putin sagte: "Im Hinblick auf die Sicherheit haben wir bestimmte Anforderungen für Industrien uns Regionen." Die betreffe nicht nur die Rüstung, sondern auch den Energiesektor. Allerdings ist Russland noch nicht so weit: Putin sagte, wenn es den russischen Unternehmen gelänge, vergleichbare Produkte herzustellen, werde Russland die eigenen Produkte gegenüber ausländischen Angeboten bevorzugen.

Die protektionistische Maßnahme spiegelt die Entwicklung in den USA wider. Allerdings sind die Amerikaner schon einen Schritt weiter: Die US-Regierung hat den eigenen Behörden die Nutzung von Produkten der populären russischen Softwarefirma Kaspersky verboten berichtet Reuters. Der Einsatz von Anti-Virus-Software von Kaspersky könne die nationale Sicherheit gefährden, begründete die Regierung von Präsident Donald Trump ihre Vorgabe am Mittwoch. Man sei besorgt, dass Kaspersky anfällig für eine Einflussnahme durch die russische Regierung sei.

Russland kritisierte den Schritt. Er könne eine Erholung der bilateralen Beziehungen erschweren, teilte die russische Botschaft in Washington mit. Die Entscheidung sei nach einer Risikoanalyse getroffen worden, sagte Rob Joyce, im US-Präsidialamt zuständig für Cyber-Sicherheit. Kaspersky erhalte nun die Möglichkeit, schriftlich Stellung zu nehmen.

Das Heimatschutzministerium forderte die Behörden auf, den Gebrauch der Software binnen 90 Tagen zu beenden. Die amtierende Heimatschutzministerin Elaine Duke sagte, dass die russischen Geheimdienste per Gesetz dazu ermächtigt seien, Unterstützung von Kaspersky einzuholen.

Bereits im Juli hatte die US-Regierung die Nutzung der Virenprogramme eingeschränkt. Die Beschaffungsbehörde GSA strich die Firma damals von einer Liste zugelassener Anbieter für Produkte für die Internetsicherheit.

Die weltweit aktive Softwarefirma, die zu den bekanntesten Anbietern im Bereich Cyber-Sicherheit gehört, wies die Vorwürfe zurück und erklärte, diese beruhten auf falschen Anschuldigungen und fehlerhaften Annahmen. Das Unternehmen hat wiederholt beteuert, keine Beziehungen zu Regierungen zu unterhalten und niemals einer Regierung bei Cyber-Spionage zu helfen. In der vergangenen Woche hatte der größte US-Elektronikhändler Best Buy bekanntgegeben, die Produkte der russischen Firma aus den Regalen zu nehmen.

Die Maßnahme der US-Regierung ist im übergeordneten Rahmen der zunehmenden Spannungen zwischen beiden Staaten zu verstehen. Jüngster Höhepunkt der Auseinandersetzungen war der Beschluss zu weitreichenden Wirtschaftssanktionen gegen russische Unternehmen im Energiebereich im August.

Kaspersky bietet auch im deutschsprachigen Raum Programme zum Schutz von PCs und mobilen Geräten an. Zu seinen Kunden zählt das 1997 gegründete Unternehmen nach eigenen Angaben mehr als 400 Millionen Privatpersonen und rund 270.000 Unternehmen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

DWN
Politik
Politik Kommt die Senkung der Stromsteuer für alle? Bundesregierung droht Dämpfer im Bundesrat
09.07.2025

An der Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – auch für alle Bürger und...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OPEC+ erhöht Förderung deutlich – Ölpreise unter Druck
09.07.2025

Die OPEC+ überrascht mit einer weit stärkeren Förderausweitung als erwartet – mit möglichen Folgen für die Weltwirtschaft,...

DWN
Technologie
Technologie Rekordfahrt auf Strom: Lucid überquert Alpen – E-Auto schafft 1205 Kilometer
09.07.2025

Ein neuer Reichweitenrekord zeigt, wie leistungsfähig moderne Elektroautos inzwischen sind: Ein Fahrzeug des US-Herstellers Lucid hat mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturplan: Eine Chance für europäische Bauunternehmen?
09.07.2025

Deutschland plant das größte Infrastrukturprogramm seiner Geschichte. Doch es fehlen Bauarbeiter. Können andere europäische Firmen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs stabil trotzt Milliardenbewegung: Anleger bleiben dennoch vorsichtig
08.07.2025

80.000 Bitcoin aus der Satoshi-Ära wurden bewegt – doch der Bitcoin-Kurs blieb stabil. Was hinter dem Rätsel steckt, warum Investoren...