Politik

Rajoy: Es gab kein Referendum in Katalonien

Spaniens Ministerpräsident Rajoy sagt, es habe am Sonntag in Katalonien kein Referendum gegeben.
01.10.2017 21:27
Lesezeit: 1 min

Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy hat die katalanische Regionalregierung wegen der von ihr veranstalteten Unabhängigkeitsabstimmung scharf kritisiert. Es habe am Sonntag kein solches Referendum gegeben, sagte Rajoy am Abend. Die katalanische Führung habe gewusst, dass das Votum illegal sei und dennoch ihr Vorhaben vorangetrieben. Die Katalanen seien somit getäuscht worden, an einer gesetzeswidrigen Abstimmung teilzunehmen. Allerdings hätten sich die meisten von ihnen ohnehin nicht beteiligen wollen. Gleichzeitig dankte Rajoy der spanischen Polizei für ihren Einsatz bei dem Referendum. Die Beamten hätten ihre Pflicht erfüllt.

Die Polizei hatte die vom Obersten Gerichtshof als illegal eingestufte Abstimmung verhindern sollen. Dabei war sie teils äußerst hart gegen Unterstützer des Referendums vorgegangen. Nach Angaben der katalanischen Regionalregierung wurden mehr als 760 Menschen verletzt.

Rajoy rief die katalanische Regierung dazu auf, nicht mehr einen Pfad zu verfolgen, der "ins Nichts" führe. Er selbst werde sich keiner Gelegenheit zum Dialog verschließen, aber man müsse sich im Rahmen des Gesetzes bewegen. Er werde ein Treffen aller politischen Parteien ansetzen, um gemeinsam über die Zukunft nachzudenken. So schnell wie möglich müssten harmonische Verhältnisse wieder hergestellt werden.

Der Präsident der Europäischen Linken, Gregor Gysi, erklärt zum Vorgehen der spanischen Behörden gegen die Volksabstimmung in Katalonien:

"Die spanische Regierung befördert mit Gewalt das, was sie verhindern will. Jede Bevölkerung hat das Recht, ihr Land zu verlassen, aber nicht mit Territorium. Letzteres geht nur mit Einverständnis des Gesamtstaates. Mit dem Selbstbestimmungsrecht des Volkes ist immer das Volk eines Gesamtstaates gemeint.

Die Bevölkerung Kataloniens hat aber das Recht, in einer Volksabstimmung einen Willen zu bekunden. Das ist noch nicht die Loslösung eines Teils des spanischen Territoriums. Die Zentralregierung muss auf die Behörden und die Bevölkerung Kataloniens zu gehen, um eine Lösung aller Probleme zu erreichen. Wenn sie mit Gewalt die Bevölkerung an einer Willensbildung hindert, über 400 Verletzte verursacht, provoziert sie selbst eine Loslösung Kataloniens. Die Gewalt gegen Menschen, die ein demokratisches Recht wahrnehmen wollen, muss sofort beendet werden. Die Bundesregierung muss dies von der spanischen Regierung unmissverständlich fordern.

Ich denke, es wird dringend eine Vermittlung benötigt. Die Union, die SPD, die FDP und die Grünen werden aber größte Schwierigkeiten haben, weil sie das Prinzip der territorialen Integrität beim Kosovo verletzten. Der Gesamtstaat wurde nicht gefragt. Darauf werden sich jetzt alle berufen, die eine Loslösung von Territorien wünschen."

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama E-Patientenakte soll bald deutschlandweit starten
10.04.2025

In drei Pilotregionen läuft sie bereits. Bald soll die E-Patientenakte auch bundesweit verfügbar sein. Was Patientinnen und Patienten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Boom verpasst? Die Öl- und Gasindustrie in Trumps zweiter Amtszeit
10.04.2025

Die Öl- und Gasindustrie erwartete, dass Donald Trump eine „Goldene Gans“ für die Branche sein würde – doch stattdessen sehen sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Aktienmärkte drehen ins Plus: Trump gibt im Zollstreit nach – aber nicht gegenüber China
09.04.2025

Die wirtschaftspolitische Linie des US-Präsidenten bleibt unklar. Gerade eingeführte US-Zölle werden plötzlich ausgesetzt – ein...

DWN
Politik
Politik Koalitionsvertrag von Union und SPD steht: Industriestrompreis kommt, Bürgergeld wird verschärft, Heizungsgesetz soll weg
09.04.2025

Nach intensiven Koalitionsverhandlungen steht der neue Koalitionsvertrag zwischen SPD, CDU und CSU fest. 45 Tage nach der Bundestagswahl...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Zwischen Rekordjagd und Rückschlagsgefahr – wie Anleger sich jetzt verhalten sollten
09.04.2025

Nach einem kurzen Rücksetzer bewegt sich der Goldpreis aktuell wieder in Richtung seines Rekordhochs. Die jüngsten Entwicklungen im...

DWN
Politik
Politik Koalitionsvertrag von Union und SPD: Wirtschaft sieht Licht und Schatten im Koalitionspapier
09.04.2025

Das Regierungsabkommen von CDU, CSU und SPD stößt in der Wirtschaft auf eine differenzierte Resonanz. Verschiedene Branchenvertreter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Diversitätsprogramme: Sollen sich deutsche Unternehmen Trumps Agenda anpassen?
09.04.2025

Deutsche Unternehmen sehen sich zunehmend mit einem schwierigen Dilemma konfrontiert, das sich mit jedem Tag weiter zuspitzt. Die Financial...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Azubi-Recruiting: Wie Unternehmen Auszubildende finden und was Personaler beachten sollten
09.04.2025

Der War of Talents existiert nicht nur bei der Gewinnung von qualifizierten Fachkräften, sondern auch bei der Suche nach passenden...