Politik

USA und Türkei setzen gegenseitige Visa-Vergabe aus

Lesezeit: 2 min
09.10.2017 11:35
Die USA und die Türkei haben die Vergabe von Visa an Bürger des jeweils anderen Staates deutlich eingeschränkt.

Mehr zum Thema:  
Türkei > USA >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Türkei  
USA  

Die USA und die Türkei schränken die Bearbeitung von Visa-Anträgen für das jeweils andere Land ein. Nachdem die US-Botschaft in Ankara am Sonntag zunächst mitgeteilt hatte, dass die Bearbeitung türkischer Visa-Anträge mit sofortiger Wirkung ausgesetzt worden sei, zog die Türkei kurz darauf nach, berichtet AFP. Die USA hatten die Entscheidung nach der Festnahme eines türkischen Mitarbeiters im US-Konsulat in Istanbul bekanntgegeben.

Die US-Botschaft in Ankara teilte mit, dass Einwanderungsanträge von den Einschränkungen ausgenommen seien. Zur Begründung der Einschränkungen bei der Visa-Vergabe hieß es, „jüngste Ereignisse“ ließen die US-Regierung daran zweifeln, dass die Sicherheit des Personals in US-Vertretungen in der Türkei gewährleistet sei.

Damit bezog sich die Botschaft vermutlich auf die Festnahme eines türkischen Mitarbeiters im US-Konsulat in Istanbul. Der Mann, der der türkischen Regierung zufolge der Gülen-Bewegung angehören soll, wurde am Mittwoch wegen „Spionage“ und Umsturzversuchs angeklagt. Die US-Botschaft wies die Anschuldigungen als „grundlos“ zurück.

Die türkische Botschaft in Washington teilte später am Sonntag im Kurzbotschaftendienst Twitter mit, die Visa-Bearbeitung für US-Bürger an den türkischen Vertretungen in den USA werde eingestellt.

„Jüngste Ereignisse“ würden „die türkische Regierung dazu zwingen, das Bekenntnis der US-Regierung zur Sicherheit der türkischen Vertretungen und ihres Personals neu zu bewerten“, hieß es. Die Erklärung war damit beinahe wortgleich mit der US-Erklärung. Unklar war zunächst, ob US-Reisenden, die bereits ein Visum für die Türkei haben, die Einreise noch erlaubt wird. Auch blieb zunächst offen, ob die Einschränkungen nur für US-Bürger gelten, die von den USA aus ein türkisches Visum beantragen oder auch von anderen Ländern aus.

Der Kurs der türkischen Lira zum US-Dollar sackte nach Bekanntwerden der Maßnahmen beider Staaten zeitweise um bis zu 4 Prozent auf etwa 3,85 Lira ab. Derzeit liegt der Kurs bei etwa 3,69 Lira, nachdem er Anfang September noch bei etwa 3,40 Lira lag. Der Wechselkurs zum Dollar ist für die türkische Wirtschaft wichtig, weil sich in den vergangenen Jahren viele Unternehmen in Dollar verschuldet haben.

Der Leitindex der Istanbuler Börse rutschte am Montag um zeitweise 4,7 Prozent auf ein 16-Wochen-Tief von 99.210 Punkten ab. „Die Situation scheint wirklich sehr ernst zu sein“, sagte Anlagestratege Timothy Ash vom Vermögensverwalter Blue Bay. Der Euro stieg um ein Prozent auf 4,24 Lira und erreichte damit sogar ein Rekordhoch. „Wenn der Lira-Verfall weitergeht, könnte sich die türkische Zentralbank gezwungen sehen zu intervenieren und die Zinsen zu erhöhen“, sagte Ash. Unter den größten Verlierern an der türkischen Börse waren die Titel der Fluggesellschaft Turkish Airlines mit einem Kursabschlag von bis zu elf Prozent. Pegasus Airlines verloren 9,5 Prozent.

Die türkische Wirtschaft befürchtet negative Folgen für ihre Geschäfte durch den Visa-Streit des Landes mit den USA. Diplomatische Bemühungen zur Lösung der Krise müssten umgehend gestartet werden, forderte der Spitzenverband TUSIAD am Montag. Andernfalls könnten die Beziehungen zwischen beiden Ländern Schaden nehmen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte die USA kürzlich aufgefordert, den islamischen Prediger Fethullah Gülen auszuliefern, wenn sie den seit fast einem Jahr in der Türkei inhaftierten US-Pastor Andrew Brunson zurück haben wollten. Ihm wird Mitgliedschaft in der Gülen-Bewegung vorgeworfen, die Erdogan für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich macht.


Mehr zum Thema:  
Türkei > USA >

DWN
Finanzen
Finanzen Aktionäre in Deutschland: Weniger Deutsche investieren ihr Geld an der Börse
15.01.2025

Die Zahl der Aktionäre in Deutschland ist erneut rückläufig: Zum zweiten Mal in Folge sank die Anzahl, liegt aber weiterhin über der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rezession: Deutschlands Wirtschaft 2024 erneut geschrumpft
15.01.2025

Unsichere Konsumenten, schwächelnde Industrie und sinkende Exporte: Die Rezession setzt Deutschland weiter zu. Auch 2025 stehen die...

DWN
Politik
Politik Syrien: Übergangsregierung spricht sich gegen schnelle Rückkehr von Flüchtlingen aus
15.01.2025

Deutschland diskutiert über die Rückkehr syrischer Flüchtlinge. Seit dem Sturz von Baschar al-Assad fällt der Asylgrund für die...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple-XRP-Prognose 2025: Die aktuelle XRP-Kursentwicklung und was Anleger jetzt wissen sollten
15.01.2025

Der Ripple-Kurs, der lange Zeit von Unsicherheiten geprägt war, zeigt sich auch zu Beginn des Jahres 2025 relativ stabil - und legt...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuern auf Rente: Steuervorteile und Grundfreibetrag - so hoch ist die Besteuerung 2025
15.01.2025

In Deutschland wird die Rente besteuert. Doch seit wann sind Rentner steuerpflichtig? Welcher Rentenfreibetrag gilt aktuell, welche...

DWN
Immobilien
Immobilien Zwangsversteigerungen 2024: Zahl stark gestiegen
15.01.2025

Deutlich mehr Immobilien zwangsversteigert: Die Wirtschaftskrise und steigende Zinsen hinterlassen Spuren, besonders bei Eigentümern. 2024...

DWN
Politik
Politik Wider den Hedonismus: Warum Wehrpflicht (und Zivildienst) Deutschland wieder auf Spur bringen
15.01.2025

Als Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), vom russischen Überfall auf die Ukraine richtig geschockt, die Zeitenwende für Deutschland ausrief,...

DWN
Technologie
Technologie Wie ehemalige IT-Nerds der russischen Suchmaschine Yandex den KI-Markt Europas aufmischen
14.01.2025

Russische IT-Nerds bauen in Amsterdam das KI-Unternehmen Nebius auf. Informatiker um den Yandex-Suchmaschinen-Gründer Arkadi Wolosch...