Finanzen

Italien: Krisenbank Monte Paschi kehrt an die Börse zurück

Lesezeit: 1 min
25.10.2017 10:37
Die italienische Krisenbank Monte Paschi ist mit deutlichen Verlusten an die Börse zurückgekehrt.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die italienische Krisenbank Monte dei Paschi di Siena ist am Mittwoch nach zehnmonatiger Abwesenheit an die Börse in Mailand zurückgekehrt. Zwar zog der Kurs nach der Eröffnung an, doch sind die Verluste für viele Anleger und den italienischen Staat schon beträchtlich. „Die Bank wird nun versuchen, in den nächsten Jahren, das Vertrauen wieder zu gewinnen und eine anständige Profitabilität zu erreichen“, erklärten die Analysten des Brokerhauses Banca Akros. Monte Paschi - die älteste Bank der Welt - war durch Missmanagement, einem Derivateskandal und einem Berg fauler Kredite in Schieflage geraten. Die Aktien waren im Dezember von der Börse genommen worden.

Nach einer Eröffnung von 4,10 Euro schossen die Titel um 28 Prozent bis auf 5,24 Euro in die Höhe. Doch das lag immer noch unter den 6,49 Euro je Aktie, die der italienische Staat bei seinem Einstieg im Sommer gezahlt hatte. Der Aktienkurs werde zunächst vor allem die emotionalen Reaktionen der Investoren widerspiegeln, sagte Roberto Russo, Chef des Händlers Assiteca SIM. „Es wird Monate dauern, bis die Bewertung in erster Linie die Finanzkraft der Bank abbildet.“

Für einige Anleihen-Halter - wie den Versicherer Generali - sind die Verluste noch höher, da sie ihre Papiere wegen EU-Regularien zu einem Kurs von 8,65 Euro eintauschen mussten. Kleinanleger hatten dagegen die Möglichkeit ihre Anteilsscheine in vorrangige Schulden umzuwandeln. Dadurch stockte der Staat seinen Anteil an der Bank auf rund 68 Prozent auf. Im Schnitt zahlte er einen Preis von etwa sieben Euro. Zum Vergleich: Am 27. Dezember 2016 beendeten Monte Paschi ihren letzten Tag an der Börse mit 15,08 Euro.

Seinerzeit schaffte es das Geldhaus nicht, bei seinen Investoren frisches Kapital einzusammeln. Der italienische Staat bewahrte es dann mit einem acht Milliarden Euro schweren aus Steuergeld bestehenden Paket vor dem Kollaps. Der Staat will langfristig an seiner Beteiligung festhalten, in der Hoffnung, letztlich mit Gewinn aussteigen zu können.

Im vergangenen Jahr waren neue europäische Abwicklungsregeln eingeführt worden. Sie sehen als Lehre aus der Finanzkrise einen Beitrag der Investoren („bail-in“) zur Rettung einer in die Schieflage geratenen Bank vor. Aber nur beim kürzlich erfolgten Notverkauf der spanischen Krisenbank Banco Popular an die Großbank Santander floss kein Steuergeld. Italien hatte Ende Juli ein Gesetz zur Rettung der traditionsreichen Bank erlassen. Die Europäische Kommission gab grünes Licht, nachdem Monte Paschi ein neues Geschäftsmodell und den Abbau ihres Schuldenbergs zugesagt hatte.


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...