Politik

Kampf um Idlib: Erdogan fürchtet Flucht der Söldner in die Türkei

Der Kampf um Idlib könnte zum Problem für die Türkei werden. Sie fürchtet eine Massenflucht von Söldnern - nachdem sie diese lange unterstützt hatte.
12.11.2017 01:46
Lesezeit: 2 min

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The Middle East Monitor berichtet, dass im Norden von Idlib Mitglieder der Freien Syrischen Armee (FSA) eine Provinzregierung unter dem Namen „Nationale Heilsregierung” gegründet haben sollen. Der Premier der Regierung solle demnach Dr. Muhammed al-Scheich sein, unter welchem elf Minister dienen werden. Riyad al-Asaad, ehemaliger syrischer Luftwaffenoberst und Gründer der FSA, soll zum Vize-Premier für militärische Angelegenheiten ernannt werden. Die Provinzregierung fordere zudem einen autonomen Status.

Die Türkei fährt währenddessen damit fort, Truppen und Kriegsgeräte in den Norden der syrischen Provinz Idlib zu verlegen, berichtet die türkische Zeitung Vatan. Dort sollen zwölf Beobachtungs-Posten des türkischen Militärs errichtet werden, bevor die Türkei mit ihrer Militärmission gegen die Söldner-Truppe Hayat Tahrir al-Scham (HTS) startet, die als Nachfolgeorganisation der al-Nusra-Front gilt. HTS hatte Ende Juli Idlib erobert.

Die Truppe gilt als vehementer Gegner der Friedensgespräche von Astana zwischen der Türkei, dem Iran und Russland. Moskau und Ankara hatten im Juni 2017 beschlossen, gemeinsam die Provinz unter Kontrolle zu bekommen, um dort eine Deeskalationszone zu errichten. Dieser Beschluss war ein Teil der Friedensgespräche von Astana. Im Rahmen eines Memorandums, das bei den Gesprächen in Astana unterzeichnet wurde, gehören zu den vier geplanten Zonen die Provinz Idlib und einige Gebiete in den benachbarten Provinzen (Aleppo, Latakia und Hama), ein Gebiet nördlich von Homs, der Vorort von Ost-Ghouta, Daraa und Al-Quneitra, die sich im Süden von Syrien befinden. US-Präsident Donald Trump hatte die Errichtung von türkisch-russischen Deeskalationszonen nicht ausgeschlossen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte Ende Oktober verkündet, dass es in Nordsyrien zwei Bedrohungen für die Türkei gebe. Die erste Bedrohung sei HTS und die zweite Bedrohung die Kurden-Milizen der YPG. Mitglieder der YPG würden darauf aus sein, den Norden von Idlib einzunehmen, um einen Korridor ans Mittelmeer zu schaffen, zitiert die Hürriyet Erdogan.

Nach einem Bericht der Zeitung Birgün befürchtet die türkische Regierung, dass im Verlauf der türkischen Operation HTS-Kämpfer in die Türkei eindringen könnten. Deshalb wird die Provinz im Norden vom türkischen Militär und im Westen, Süden und Osten von der syrischen Armee sowie russischen Spezialkräften eingekesselt.

In den vergangenen zwei Jahren wurden Söldner aus Aleppo, Hama, Quneitra und weiteren Städten in die Provinz Idlib evakuiert. Auf diese Maßnahmen hatten sich die syrische Regierung und die betroffenen Söldner-Verbände im Vorfeld geeinigt. Der türkische Syrien-Analyst Hüsnü Mahalli sagte dem Blatt:

„Das Thema Idlib wird der Türkei enorme Kopfschmerzen bereiten. Denn die syrische Regierung möchte alle Dschihadisten in die Provinz Idlib evakuieren. Der syrische Staat wird ihnen freies Geleit geben und sie nach Idlib ziehen lassen. Seit etwa ein bis eineinhalb Jahren werden aus allen Teilen Syriens dschihadistische Terroristen nach Idlib transportiert. Die Mehrheit dieser militanten Kämpfer soll der al-Nusra-Front angehören. Diese Terroristen sind aus Sicht der Türkei eine ernstzunehmende Gefahr. Denn die Anzahl der Dschihadisten ist sehr hoch. Es handelt sich um mindestens 30.000, aber maximal 50.000 Dschihadisten, die über Panzer, Raketen, Chemiewaffen und weitere Kriegsgeräte verfügen. Jeder weiß, dass Syrien und Russland eine Operation auf Idlib starten werden.

Wo sollen diese Terroristen nun hin? Entweder sie fliehen in die Türkei oder sie sterben. Idlib liegt nur 20 Kilometer entfernt von der türkischen Grenze. Mindestens die Hälfte der Terroristen stammt aus Tschetschenien, Dagestan, Zentralasien und weiteren Gebieten der Russischen Föderation. Es finden sich Dschihadisten aus einer Reihe von arabischen Staaten, aber auch Uiguren sind unter ihnen. Wo sollen diese Leute nun hin? Wenn wir bedenken, dass sie sich der türkischen Grenze nähern, ist das ein Problem. Sie müssten eigentlich in ihre Heimatländer geschickt werden. Kann das die Türkei bewerkstelligen? Ich meine, nein. Sie sehen also, dass die Türkei vor einer schwierigen Aufgabe steht. Doch es geht hier nicht nur um Syrien, Russland und die Türkei. Gleichzeitig stimmen Russland und die USA darin überein, dass Idlib von den al-Nusra-Terroristen gesäubert werden muss. Zwischen Russland und den USA gibt es eine ernste Kooperation in Bezug auf Idlib.”

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