Mit sechs Kampfjets und mehr als 110 Soldaten nimmt Deutschland an Israels bisher größter Luftwaffenübung «Blue Flag» teil. Die Übung auf dem Stützpunkt Uvda in der Nähe der südlichen Küstenstadt Eilat dauert insgesamt elf Tage und endet am 16. November. Beteiligt sind auch die Luftwaffen Italiens, Frankreichs, Griechenlands, Indiens, Polens und der USA. Insgesamt trainieren mehr als 70 Kampfjets und mehr als 1000 Soldaten, erstmals wird auch das Abwehrsystem Patriot bei der Übung eingesetzt. Es ist das erste Mal seit der Gründung Israels, dass auch deutsche Militärflugzeuge die Region überfliegen.
Die Übung findet zu einem Zeitpunkt statt, zu dem die Spannungen im Nahen Osten zunehmen. Vor allem der Libanon steht im Fokus. Saudi-Arabien hat den zum Clan der saudischen Herrscherfamilie gehörenden Regierungschef des Libanon Harii abgezogen und seine Bürger aufgefordert, den Libanon zu verlassen. Israel sieht im Libanon seit vielen Jahren die Gefahr der Hisbollah als Bedrohung für seine Grenzen.
«Ziel der Übung ist es, die Kampfbereitschaft zu maximieren», sagt Oberst Itamar, Kommandeur des Luftwaffen-Stützpunktes Uvda, der dpa. Bei einer computergestützten Simulation werden «extreme Kampfszenarien und gemeinsame Flüge einer Koalition» sowie besonders riskante Nachtflüge trainiert. Es richte sich nicht gegen einen speziellen Feind, betont er, sondern gegen allgemeine Terrorbedrohungen in der Region. Israel sieht sich in der Region von vielen Feinden bedroht, darunter sind der Iran, Syrien, der Libanon und die radikal-islamische Hamas im Gazastreifen.
Der Großteil des deutschen Teams stammt aus Rostock-Laage vom Taktischen Luftwaffengeschwader 73 «Steinhoff». Der Kommodore Oberstleutnant Gero von Fritschen sieht die deutsche Teilnahme an der Übung ganz klar auch als politisches Signal und spricht von «Luft-Diplomatie».
«Wir fühlen uns sehr geehrt, dass wir an dieser Übung teilnehmen dürfen», sagt der Kommodore, der auch selbst fliegt. «Es ist ein besonderes Gefühl, zu den Ersten zu gehören, die mit deutschen Kampfflugzeugen an einer Übung in Israel teilnehmen.» Auch israelische Zivilisten hätten sehr aufgeschlossen und freundlich auf die deutsche Truppe reagiert. «Wir haben das Gefühl, dass wir hier sehr willkommen sind.»
Die israelische und die deutsche Luftwaffe betrieben auch in vielen anderen Bereichen bereits Kooperationen. Auch die Ausbildung deutscher Soldaten für den Einsatz von Aufklärungsdrohnen des Typs Heron 1 finde in Israel statt.
Als Nato-Mitglied sei Deutschland bereits in vielen multinationalen Übungen eingebunden, eine Übung mit Nicht-Nato-Mitgliedsstaaten sei aber eine hilfreiche Ergänzung. In Israel sei es deutlich leichter, auch Tiefflugmanöver zu trainieren, weil es anders als in Deutschland in der Wüste weitgehend unbewohnte Gebiete gebe, sagt von Fritschen. «Das ist eine Erfahrung, die meine Besatzung so normalerweise in Deutschland nicht macht.»
«Blue Flag» findet zum dritten Mal seit 2013 statt. Die israelische Luftwaffe spielt im Rahmen der Übung den Feind, der von den Piloten der anderen Länder angegriffen wird. «Dies ist ein wichtiger Meilenstein in unseren Beziehungen mit internationalen Luftstreitkräften, von denen einige zum erstem Mal in Israel trainieren», teilte die Luftwaffe mit.