Finanzen

Draghi: EZB-Maßnahmen reduzieren Risiko für Deutschland

Lesezeit: 2 min
28.02.2013 12:23
Preisstabilität sei das oberste Ziel der EZB, sagt ihr Chef Mario Draghi. Doch dazu seien in der Krise ungewohnte Maßnahmen erforderlich. Die Zentralbank diene auch den deutschen Bürgern, denn sie stelle sicher, dass die Target2-Ungleichgewichte niemals vom Steuerzahler beglichen werden müssen.
Draghi: EZB-Maßnahmen reduzieren Risiko für Deutschland

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

EZB-Chef Mario Draghi verteidigte in einer Rede bei der Katholischen Akademie die Geldpolitik der Zentralbank. „Die Bevölkerung des Euroraums hat uns eine besondere Verantwortung übertragen: die Gewährleistung von Preisstabilität“, sagte Draghi. Stabile Preise seien die Grundlage einer gut funktionierenden Volkswirtschaft und einer gerechten Gesellschaft.

Preisstabilität sei „der beste Weg, um Wachstum zu fördern, Arbeitsplätze zu schaffen und Wohlstand für alle zu generieren“, so Draghi. Es profitierten vor allem die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft, die mit festen Bezügen auskommen müssen. (Die komplette Rede, in der der EZB-Chef auch den zurücktretenden Papst Benedikt XVI. würdigt und seine Geldpolitik etwas überraschend mit der Katholischen Soziallehre begründet - hier)

Der EZB-Chef äußerte großes Verständnis für die „tief verwurzelte Angst“ der Deutschen vor einer Inflation. Denn Inflation könne nicht nur den wirtschaftlichen Wohlstand zunichtemachen, sondern auch die politische Stabilität gefährden. „Deutschlands Erfahrung ist uns als Zentralbank zugleich eindringliche Mahnung und feste Verpflichtung“, sagte Draghi.

In der Krise seien heute jedoch andere Maßnahmen erforderlich als früher, um Preisstabilität zu bewahren, so der EZB-Chef. Der Euroraum sei ein bankenbasierter Wirtschaftsraum: Rund drei Viertel der Unternehmensfinanzierung stamme von Banken. Wenn Banken in einigen Ländern für ihre Kredite also horrende Zinsen verlangten, habe dies verheerende Folgen. „Dann kann es sein, dass wirtschaftlich vollkommen gesunde und wettbewerbsfähige Unternehmen schließen müssen“, sagte Draghi.

In der ersten Jahreshälfte 2012 sei die Situation auf den Finanzmärkten derart eskaliert, dass die Stabilität der Währung gefährdet gewesen sei. Die EZB habe in dieser Situation schwierige Entscheidungen getroffen. Diese „mussten wohl durchdacht werden“, sagte Draghi. Daher habe die EZB in einem ersten Schritt den Finanzmarkt mit Geld geflutet (LTROs – mehr hier). „Die Banken konnten so viel Liquidität aufnehmen, wie sie brauchten“, sagte Draghi.

In einem zweiten Schritt habe die EZB einen „glaubwürdigen Sicherungsmechanismus“ geschaffen, in dem sie ankündigte, notfalls Staatsanleihen in unbegrenztem Ausmaß zu erwerben (OMT). Voraussetzung für den Anleihekauf eines Landes sei allerdings „ein striktes wirtschaftliches Anpassungsprogramm“. Infolge dieser Ankündigung gingen die Zinsen für Anleihen der Euro-Staaten im Süden deutlich zurück. Die EZB habe die Ängste am Staatsanleihemarkt „an der Quelle“ beseitigt, sagte Draghi.

Doch trotz der massiven Geldschwemme und der Ankündigung, Staatsanleihen in unbegrenztem Ausmaß zu erwerben, versichert Draghi, die EZB behalte „die Inflation immer im Auge“. Er nehme die Sorgen der Menschen über mögliche Inflationsgefahren ernst. Doch die von der EZB bereitgestellte Liquidität führe nicht zu Inflation. „Durch sie erhöht sich nicht automatisch die Kredit- oder Geldmenge in der Wirtschaft, und es entsteht auch nicht automatisch Preisdruck“, sagte Draghi

Tatsächlich liege das Geldmengenwachstum derzeit weit unter einem inflationären Niveau, so der EZB-Chef. Die Kreditvergabe an den Privatsektor entwickle sich insgesamt recht schwach und schrumpfe sogar in weiten Teilen des Euroraums. „Die Risiken für die zukünftige Preisstabilität sind klar unter Kontrolle“, sagte Draghi.

Die Maßnahmen der EZB dienten auch den Menschen in Deutschland, so der EZB-Chef. Sie verringerten nämlich das „hypothetisch bestehende“ Risiko eines Zusammenbruchs des Euroraums, in dessen Folge die deutschen Steuerzahler die Target2-Ungleichgewichte übernehmen müssten. Seit Ankündigung der Anleihekäufe (OMT) seien die Target2-Salden der Deutschen Bundesbank um mehr als 100 Milliarden Euro gesunken, so der EZB-Chef.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.
DWN
Politik
Politik Klima-Gipfel in Dubai: Opec mobilisiert Widerstand gegen Klimapolitik des Westens
10.12.2023

Auf dem Klimagipfel in Dubai brechen tiefe Gräben auf. Zahlreiche Länder wehren sich gegen die vom Westen geforderte Abkehr von fossilen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland ist der kranke Mann Europas - „Agenda 2030“ statt grünem Sozialismus
10.12.2023

Nach Jahren von Energiewende und Klima-Politik steht fest: Deutschland ist wieder der kranke Mann Europas, schreibt Marc Friedrich. Es...

DWN
Politik
Politik Der Frühling des Merz
10.12.2023

Von den meisten Vertretern des Medien-Mainstreams nicht oder nur höchst widerwillig zur Kenntnis genommen, hat es der Vorsitzende der CDU,...

DWN
Politik
Politik Der Amerikanische Traum ist ausgeträumt – auch in Deutschland
09.12.2023

In den USA werden immer mehr Bürger ökonomisch abgehängt. Insbesondere drei Faktoren führen dazu, dass der Traum vom sozialen Aufstieg...

DWN
Politik
Politik Europa steht mit Klima-Politik weltweit isoliert da
09.12.2023

Die Europäer zahlen bereits den Preis für die geplante De-Karbonisierung der Wirtschaft. Der Großteil der Welt schaut zu und wartet ab.

DWN
Finanzen
Finanzen Zentralbanken: Von restriktiv auf neutral
10.12.2023

Mainstream-Analysten erwarten ein vergleichsweise problemarmes Jahr 2024.

DWN
Politik
Politik Die Energiepreise steigen – der Wohlstand sinkt
10.12.2023

Hohe Energiekosten zwingen viele Betriebe zum Abwandern in Länder mit günstigeren Kosten oder zur Aufgabe. Als Folge sinkt der...

DWN
Politik
Politik Netzagentur: E-Autos kann jederzeit der Strom abgedreht werden
09.12.2023

Neue Eingriffsrechte der Bundesnetzagentur zeigen: wer eine Wärmepumpe oder ein E-Auto hat, kann sich nicht mehr darauf verlassen, dass...