Finanzen

Bitcoin: Investoren erwarten aktive Spekulanten bei Futures

Lesezeit: 2 min
09.12.2017 18:44
In wenigen Tagen können Investoren erstmals auf die Preisentwicklung bei Bitcoin wetten. Die Folgen sind völlig unabsehbar.
Bitcoin: Investoren erwarten aktive Spekulanten bei Futures

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Die Volatilität des Bitcoin-Preises nimmt zu. Nachdem der Kurs der Krypto-Währung in der Nacht zum Freitag an einigen Börsen bis auf etwa 17.200 US-Dollar gestiegen war, brach er bis Mittag um rund 15 Prozent auf etwa 14.700 US-Dollar ein. Sehr gut möglich, dass die stark erhöhte Schwankungsbereitschaft des virtuellen Geldes mit der Ankündigung von CME Group and CBOE Global Markets zusammenhängt, Bitcoin-Terminkontrakte (Futures) innerhalb der nächsten zehn Tage an den Markt zu bringen.

Vor diesem Hintergrund könnte bei dem einen oder anderen Bitcoin-Investor die Befürchtung gewachsen sein, dass verschiedene Hedgefonds lieber früher als später Angriffe auf die nun schon seit einigen Monaten laufende Rally starten könnten. Möglich wird dies aber erst dann, wenn Short-Kontrakte auf Bitcoin erhältlich sind – wenn Anleger also auf Kursverluste wetten können. Und das sollte ja in Kürze der Fall sein. Es wäre zudem auch nicht das erste Mal, dass Hedgefonds eine Währung in die Knie zwingen.

Unvergessen ist das Vorgehen des Quantum Fonds im Jahr 1992. Damals hatte der von dem Großinvestor George Soros geleitete Hedgefonds mithilfe von Short-Futures der Bank of England eine empfindliche Schlappe beigebracht. Um das englische Pfund ins Straucheln zu bringen, investierte Soros etwa 15 Milliarden US-Dollar in die entsprechenden Terminkontrakte. Da die Bank of England dem nichts entgegenzusetzen hatte, musste sie schließlich aus dem europäischen Währungsmechanismus (ERM) austreten und das Pfund verlor deutlich an Wert. Dagegen konnte der Quantum Fonds einen Gewinn von etwa fünf Milliarden US-Dollar einstreichen.

In der näheren Zukunft könnte Bitcoin ebenfalls etwas Ähnliches blühen. Denn Parallelen zu damals sind durchaus erkennbar. Das Internet-Portal priceonomics.com schrieb über Soros Mega-Deal: Damals habe der gesamte Markt gewusst, dass das Pfund überbewertet sei. Großbritannien hatte zum damaligen Zeitpunkt darauf gehofft, durch den Beitritt zum ERM die Stärke der Deutschen Mark und die traditionell niedrige Inflation in Deutschland für die eigene Wirtschaft nutzen zu können. Allerdings hatte die deutsche Wiedervereinigung zunächst den gegenteiligen Effekt. Und heute? Wer würde wohl ernsthaft davon ausgehen, dass Bitcoin mit rund 15.000 US-Dollar angemessen bewertet ist? Na ja, einige Anleger der Krypto-Währung sind vermutlich doch dieser Meinung.

Aber nicht jeder, der die Perspektiven des virtuellen Geldes als rosig bezeichnet und das Fähnlein hochhält, wird dies aus voller Inbrunst und Überzeugung tun. Wer nämlich eine größere Menge Bitcoin besitzt, die mögliche Gefahr eines Kursrutsches wegen der Short-Futures erkannt hat und daher seine Position peu á peu abbauen möchte, wird wohl kaum gegen die Aussichten der Krypto-Währung Stimmung machen. Vielleicht kommen auch aus diesem Grunde manche Aussagen großer Bitcoin-Anleger reichlich skurril daher.

So sieht Mike Novogratz, der sich als „Forrest Gump of Bitcoin“ bezeichnet, die spekulative Phase des virtuelle Geldes „not close to the end“ („noch nicht in der Endphase“), wie der Finanzblog Zerohedge berichtet. Novogratz, der mit schätzungsweise 25 Prozent seines Vermögens in der Krypto-Währung investiert ist, hat Bitcoin auch schon einmal öffentlich eine „kulturelle Revolution“ genannt. Denkbar ist aber auch, dass Novogratz die hochgejubelte Devise immer noch lobt, weil er seine eigenen Transaktionen – sprich: Gewinnmitnahmen – nicht schmälern will. Wenn dem so ist, wird er wohl nicht der Einzige sein, der auf diese Weise taktiert.

Dabei ist es keineswegs sicher, dass eine eventuelle Wette gegen Bitcoin letztlich von Erfolg gekrönt sein wird. Denn so mancher Angriff gegen eine der großen Währungen wie Euro, Schweizer Franken oder Britisches Pfund ist auch schon schiefgegangen. Beispielsweise setzten im Frühjahr 2014 Hedgefonds und Geldmanager 30 Milliarden US-Dollar auf einen Absturz des Euro. Goldman Sachs ging dabei sogar von einem Rückgang bis auf das historische Tief von 0,80 Euro pro US-Dollar aus. Heute ist festzustellen, dass der Euro zwischenzeitlich zwar bis auf einen Kurs von etwa 1,05 US-Dollar zurückgegangen, von dort aber wieder bis auf aktuell rund 1,17 US-Dollar gestiegen ist.

Dennoch muss hierbei im Auge behalten werden, dass es Bitcoin im Hinblick auf das Marktvolumen keinesfalls mit der Währung eines Staates oder gar der EU-Gemeinschaftswährung aufnehmen kann. Insofern wäre ein Angriff von Hedgefonds auf die Krypto-Währung wesentlich erfolgversprechender als ein Vorgehen gegen die Devisen eines Landes. Die Gefahr, dass genau das passieren wird, dürfte demnach um einiges höher sein.


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