Finanzen

Atlantik wird zum Zentrum der Suche nach Öl und Gas

Die Erkundungsfahrten nach Öl- und Gasfeldern im Atlantik nehmen zu. In der Region Asien-Pazifik herrscht dagegen Stagnation.
21.12.2017 17:49
Lesezeit: 2 min

Die Zahl der Erkundungsmissionen nach Erdöl und Erdgas in den Weltmeeren nimmt zu. Insbesondere im Atlantik suchen Unternehmen wieder vermehrt nach Quellen. In den Gewässern asiatischer Staaten – welche nicht nur den höchsten Energiebedarf, sondern auch das stärkste Nachfragewachstum verzeichnen – nimmt die Anzahl der Explorationen dagegen deutlich ab, wie Bloomberg berichtet.

„Wir haben derzeit nur zwei Schiffe in der Region Asien-Pazifik, weil es dort weniger Möglichkeiten und wenig Aktivität gibt“, wird ein Sprecher der norwegischen Explorationsgesellschaft PGS zitiert.

Der Analyse-Gesellschaft Bernstein Research zufolge gibt es derzeit im gesamten Raum Asien-Pazifik nur 4 kleinere Offshore-Förderprojekte von jeweils unter 50.000 Barrel (159 Liter) Kapazität am Tag, im Atlantik dagegen 5 große Projekte über 50.000 Barrel und 11 kleinere. Auch Analysen der Geophysikfirma TGS zeigen, dass die meiste Aktivität im Atlantik stattfindet.

Beispielsweise hatten die kanadischen Behörden vor Kurzem Explorationsgenehmigungen im Gesamtwert von 1,6 Milliarden US-Dollar verkauft. Für die nächste Auktion im Herbst 2018 gibt es mit 38 Anfragen so viele Interessenten wie noch nie. An der afrikanischen Atlantikküste vergaben die Behörden der Elfenbeinküste größere Aufträge an BP und Kosmos Energy.

Der Rückgang der Öl- und Gas-Suche im Pazifik hat mehrere Gründe. In Australien beispielsweise hemmen hohe Kosten die Exploration und Förderung. Sobald ein Schiff unter fremder Flagge australische Gewässer befährt, muss es australische Arbeiter aufnehmen, welche dann vier Wochen lang sieben Tage die Woche 12 Stunden für vergleichsweise hohe Kosten arbeiten. Danach haben sie vier Wochen frei. Zu Zeiten, als der Erdölpreis noch deutlich über 100 Dollar pro Barrel lag, war dies kein Problem – heute können sich die meisten Gesellschaften bei Preisen um 60 Dollar keine australischen Arbeitskräfte mehr leisten.

Im Südchinesischen Meer – wo große Energievorkommen vermutet werden – verhindern die geopolitischen Auseinandersetzungen um Ansprüche zwischen den Anrainerstaaten sowie Chinas Politik des Inselbaus Explorationen.

Die Vorkommen in den Gewässern rund um Malaysia und Indonesien nehmen hingegen seit einiger Zeit deutlich ab und örtliche Firmen beginnen, ihre Operationen mehr auf die Raffinerie anstatt auf die Förderung zu verlagern.

Die Entwicklung bedeutet, dass die asiatischen Länder in Zukunft vermehrt auf Importe angewiesen sein werden. Die Kosten für Erdölimporte der Region haben sich zwischen den Jahren 2000 und 2016 bereits auf mehr als 420 Milliarden Dollar jährlich verdoppelt. Im laufenden Jahr könnten die Kosten die Marke von 500 Milliarden Dollar überschritten haben.

Aus einer Analyse von Bloomberg geht hervor, dass die Region Asien-Pazifik deutlich mehr Öl und Gas verbraucht, als sie selbst fördern kann. Auch die Bilanz der Region Nordamerika ist negativ, während Europa praktisch genauso viel fördert, wie es verbraucht. Deutlich positiv ist die Bilanz für die Region des Mittleren Ostens sowie leicht positiv für Afrika.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...