Politik

Evangelische Kirche fordert Familiennachzug für Flüchtlinge

Die Evangelische Kirche fordert von der Bundesregierung den Familiennachzug von Flüchtlingen.
25.12.2017 01:37
Lesezeit: 1 min

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat die Bundesregierung aufgerufen, den ausgesetzten Familiennachzug für Flüchtlinge wieder zu ermöglichen. Es sei schlecht für die Integration der Menschen, wenn sie sich die ganze Zeit Sorgen um ihre Verwandten in der Heimat machen müssten, sagte Bedford-Strohm am Sonntag dem Sender NDR Info. "Es sind auch so begrenzte Zahlen, dass das auch sehr gut verantwortbar ist."

Gleichzeitig erklärte Bedford-Strohm, dass kein Land der Welt unbegrenzt Flüchtlinge aufnehmen könne. "Unstrittig ist, dass wir Strategien verfolgen müssen, die ganz unterschiedliche Teile haben", sagte der EKD-Ratsvorsitzende. Als Beispiel nannte er die Bekämpfung der Fluchtursachen vor Ort. "Wenn dann aber die Menschen nach Europa kommen, dann muss Europa als Kontinent mit 500 Millionen Einwohnern auch Teil sein der großen Solidarität weltweit."

Für Flüchtlinge mit dem eingeschränkten subsidiären Schutzstatus ist der Familiennachzug noch bis März ausgesetzt. Die Union will diese Aussetzung verlängern, was die SPD aber ablehnt. Die Frage dürfte eine zentrale Rolle in den anstehenden Sondierungsgesprächen zwischen CDU, CSU und SPD spielen.

Ein möglicherweise richtungsweisendes Urteil zum Familiennachzug von minderjährigen Flüchtlingen wurde am Freitag rechtskräftig. Das Berliner Verwaltungsgericht verurteilt in seiner Entscheidung das Auswärtige Amt, einem inzwischen 16-jährigen Flüchtling aus Syrien mit subsidiärem Schutzstatus umgehend den Nachzug seiner Eltern und Geschwister zu ermöglichen. Das Auswärtige Amt zog eine eingereichte Berufung gegen das Urteil zurück, wie das ARD-Hauptstadtstudio berichtete.

Der Jugendliche war demnach im Sommer 2015 mit einem älteren Cousin nach Deutschland gekommen und und zeigte früh deutliche Anzeichen einer schweren Traumatisierung. Sein Vormund versuchte mehr als zwei Jahre lang, eine Härtefallentscheidung zu erwirken, wurde aber vom Auswärtigen Amt immer wieder abgewiesen. Die Richter erkannten darin nun einen schweren Verstoß gegen das Kindeswohl, das durch Grundgesetz, Europäische Menschenrechtskonvention und UN-Flüchtlingskonvention besonders geschützt sei.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...