Finanzen

Kryptowährungen: Zweikampf zwischen Bitcoin und Ripple

Lesezeit: 3 min
21.01.2018 22:37
Am Markt für Kryptowährungen bahnt sich Beobachtern zufolge ein Zweikampf zwischen Bitcoin und Ripple an.
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Die Cyber-Devise Bitcoin hat im vergangenen Jahr mit ihrem Kurssprung um zeitweise fast 2.000 Prozent die Schlagzeilen beherrscht. Doch in ihrem Windschatten legte Ripple eine noch gigantischere Rally hin – der Preis des Bitcoin-Rivalen schnellte um bis zu 60.000 Prozent in die Höhe. Mittlerweile ist Ripple die drittgrößte virtuelle Währung und an der Börse rund 50 Milliarden Dollar schwer. Einige Experten sehen in dem Kryptounternehmen Ripple, das den gleichnamigen virtuellen Taler herausgegeben hat, den neuen Shootingstar der Branche. Die Technologie des Startups aus dem Silicon Valley habe das Zeug dazu, den Zahlungsverkehr zu revolutionieren. Dennoch warnen Fachleute vor Investitionen in das Internet-Geld der Firma.

Ripple und Bitcoin sind grundverschieden: Hinter der ältesten und bekanntesten Cyber-Devise steht kein Unternehmen. Sie wird von den Nutzern getragen, die Bitcoin als Alternative zu traditionellem Geld sehen – frei vom Einfluss von Regierungen und Notenbanken. Dass bei Bitcoin-Transaktionen Banken als Vermittler überflüssig sind, erhöht für die Befürworter die Attraktivität dieser Währung.

Das Startup Ripple versteht sich dagegen als Dienstleister für das bestehende Finanzsystem und nutzt seine gleichnamige Krypto-Währung vor allem als Verrechnungseinheit. Viele Banken wie die Schweizer UBS, die spanische Santander oder auch der Kreditkarten-Anbieter American Express arbeiten mit Ripple zusammen. „Ripple ist eine spannende Infrastruktur, die sehr gute Chancen hat, das bestehende Swift-Zahlungssystem zu ersetzen“, sagt Philipp Sandner, Professor für Blockchain und Krypto-Währungen bei der Frankfurt School of Finance. Auch in Notenbankkreisen heißt es, Ripple habe Potenzial, den weltweiten Devisenhandel umzuwälzen. Über Swift, eine in den 1970er Jahren in Belgien gegründete Organisation, wickeln Banken, Broker und Börsen weltweit ihren Zahlungsverkehr ab.

Nach eigenen Angaben verfügt Ripple über eine Technologie, mit der vereinfacht gesagt der Transfer von Devisen über Ländergrenzen hinweg kostengünstiger und beinahe in Echtzeit durchgeführt werden kann. Bitcoin spielt auf diesem Feld keine große Rolle. Die dahinter stehende Technik ist nach Einschätzung von Experten für solche Transaktionen viel zu langsam.

Ripple-Investoren waren in den vergangenen Wochen wie im Rausch: Wegen Spekulationen, dass sich die Technologie des US-Startups durchsetzt, deckten sie sich massenhaft mit der unter dem Kürzel XRP bekannten Cyber-Devise ein. Ihr Kurs schoss im Dezember laut dem Branchendienst CoinMarketCap.com auf ein Rekordhoch von 3,84 Dollar. Anfang 2017 war ein Ripple noch nicht einmal einen Cent wert.

Vorstandschef und Mitgründer von Ripple Labs, Chris Larsen, wurde durch den Kurssprung quasi über Nacht in die Gruppe der weltweit reichsten Menschen katapultiert. Kurzzeitig kam der Amerikaner laut dem US-Magazin Forbes auf ein Vermögen von 37 Milliarden Dollar und stand damit auf einer Stufe mit Ex-Microsoft-Chef Steve Ballmer. Laut dem Magazin hält Larsen 17 Prozent an dem Ripple-Unternehmen und mehr als fünf Milliarden Stück der Kryptowährung selbst. Mittlerweile ist der Ripple-Kurs wieder auf rund 1,80 Dollar zurückgefallen.

Dass Ripple mit diesem vergleichsweise geringen Kurs - ein Bitcoin kostet rund 13.000 Dollar - dennoch zur drittgrößten Cyberwährung aufsteigen konnte, liegt daran, dass wesentlich mehr Stücke auf dem Markt sind als Bitcoin. Derzeit sind knapp 17 Millionen Bitcoin und knapp 40 Milliarden Ripple im Umlauf. Anders als Bitcoin werden Ripple nicht über das sogenannte „Mining“ in Rechenzentren rund um den Globus geschaffen. Das Startup Ripple hat seine virtuellen Münzen bereits alle erzeugt, insgesamt fast 100 Milliarden Stück. Die noch nicht im Umlauf befindliche Menge hält Ripple Labs selbst.

Genau hier liegt einer der Kritikpunkte. „Es handelt sich bei Ripple um ein gewinnorientiertes Unternehmen, dessen Angebot eine Ergänzung für den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr von Finanzinstituten darstellen soll“, sagt DZ-Bank-Analyst Sören Hettler. Die Kontrolle über Ripple liege beim Unternehmen selbst, nicht wie bei Bitcoin bei den Nutzern, erklären Experten der Deutschen Bank in einer Studie zu Kryptowährungen. Professor Sandner hält dagegen, dass auch Swift eine private Organisation sei, die nicht vom Staat bestimmt würde. „Am Ende wird sich die bessere Technologie am Markt durchsetzen.“

Ob Ripple den Urvater Bitcoin auf lange Sicht verdrängen wird, ist unter Experten umstritten. Skeptiker verweisen auf die technischen Beschränkungen der ältesten Cyber-Devise, die Transaktionen rechen- und zeitintensiv macht. Für Befürworter macht die Unabhängigkeit von Unternehmen oder staatlicher Kontrolle Bitcoin unverzichtbar. Die Preisrally der Währung sei zwar vorbei, sagt Analyst Makoto Sakuma vom Research-Haus NLI. „Bitcoin ist aber noch nicht am Ende.“ 2017 hatte sich Bitcoin zeitweise um rund 2000 auf bis zu 20.000 Dollar verteuert, kostet derzeit aber wieder rund 10.000 Dollar.

Auch aus einem anderen Grund bezweifeln Branchenkenner, dass Ripple Bitcoin als wichtigstes Investitionsobjekt am Krypto-Markt ablöst. Selbst wenn Ripple als Firma erfolgreich sei, bedeute das nicht, dass die gleichnamige Krypto-Währung steige. Der digitale Taler sei nicht zwingend notwendig für die Nutzung der Technologie.

 

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