Politik

Köln: Polizei löst Massen-Demo gegen Erdogan auf

Lesezeit: 2 min
27.01.2018 22:18
Die Kölner Polizei hat eine Groß-Demonstration gegen den türkischen Präsidenten Erdogan aufgelöst.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Richard Heister von der AFP berichtet:

Die Stimmung ist von Beginn an aufgeheizt an diesem Samstagmorgen in der Kölner Innenstadt. "Terrorist Erdogan", rufen zahlreiche Kurden, bis zu 20.000 sind aus ganz Deutschland zum bislang größten Protest gegen den Einsatz des türkischen Militärs in Nordsyrien nach Köln gereist. Immer wieder machen sie mit Sprechchören ihrer Wut auf den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan Luft.

"Kindermörder Erdogan", schallt es über die Ringstraße im Norden der Kölner Innenstadt und "Diktator Erdogan". Tausende der Demonstranten schwenken Fahnen der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), denen der vor einer Woche begonnene Angriff der Türkei im Norden Syriens gilt.

Doch auch gegen die Bundesregierung richtet sich die Wut der Kurden, an deren Protest-Zug auch linke Demonstranten aus Deutschland teilnehmen. "Keine deutschen Panzer für Erdogans Kriege", steht auf einem der Plakate - gemeint ist der mutmaßliche Einsatz deutscher Leopard-Panzer bei der türkischen Militäroffensive.

Die Polizei ist mit mehr als 2000 Polizisten aus mehreren Bundesländern im Einsatz, um Ausschreitungen bei der kurdischen Massen-Demo zu verhindern - denn das Konfliktpotenzial bei dem Kölner Protestzug ist groß: In Köln leben viele nationalistisch gesinnte Türken, die sich von den Kurden provoziert fühlen könnten - und umgekehrt.

Doch letztlich ist es der in der Türkei inhaftierte Chef der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), der zum vorzeitigen Ende der Kölner Kurden-Demonstration maßgeblich beiträgt - genauer gesagt Fahnen mit dem Bild von PKK-Führer Abdullah Öcalan. Wer diese Fahnen in Deutschland zeigt, macht sich strafbar. Und schon zu Beginn der Kölner Massen-Demo wird klar, dass sich einige Kurden nicht an dieses Verbot halten werden.

Zunächst sind es nur vereinzelte Öcalan-Fahnen, die im Demonstrationszug gezeigt werden. Bereits zu Beginn der Demo versuchen Bereitschaftspolizisten, das Schwenken dieser Fahnen zu verhindern. Die Demonstranten reagieren mit Pfiffen: "Wir fordern die Polizei auf, den Demonstrationszug zu verlassen", schallt es von dem Planwagen, der dem Protestzug voranfährt. "Sie haben dort nichts zu suchen."

Doch eine halbe Stunde später sind in der kurdischen Demonstration nicht mehr nur vereinzelt Fahnen mit Öcalan-Porträts zu sehen - plötzlich flattert eine Vielzahl solcher Flaggen über den Köpfen der Demonstranten. Am Rande des Protestzugs sollen mindestens zwei Menschen etliche der verbotenen Flaggen verteilt haben. Die Polizei reagiert sofort: Nach etwa der Hälfte der Demostrecke stoppt sie den Zug.

Die Einsatzleitung richtet eine Lautsprecher-Durchsage an die Demonstranten, von denen sich einige den Beamten zufolge vermummt haben. "Alle Fahnen mit dem Konterfei Öcalans sind verboten und müssen eingerollt werden", ruft ein Polizist den Kurden zu, während ein Polizeihubschrauber über der Szene kreist. Zwei Wasserwerfer fahren auf.

An der Spitze des Demonstrationszuges - dort, wo die meisten Öcalan-Fahnenträger stehen - bildet die Polizei zwei Ketten und trennt dadurch eine Vielzahl von Demonstranten vom Rest des Protestzuges. Um Samstagnachmittag, rund viereinhalb Stunden nach Beginn der Proteste, erklärt die Polizei die Demonstration für aufgelöst, wegen vielfacher Verstöße gegen das Versammlungsrecht.

Anschließend kommt es zwar noch zu einem Pfefferspray-Einsatz, mit dem die Polizei die Auflösung der Demo durchsetzt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....