Großbritannien strebt nach Angaben von Premierministerin Theresa May ein Freihandelsabkommen mit China an, wie Reuters berichtet. Zunächst allerdings sollte China mehr tun, um britischen Firmen den Zugang zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt zu erleichtern, sagte May am Mittwoch.
Die britische Premierministerin Theresa May ist zu einem Besuch in China eingetroffen. May will sich vor dem geplanten EU-Ausstieg Großbritanniens für einen Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen mit China einsetzen und besuchte am Mittwoch in Begleitung einer großen Wirtschaftsdelegation zunächst die Industriestadt Wuhan. Am Donnerstag ist in Peking ein Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping geplant. Die dreitägige Reise endet am Freitag in der Wirtschaftsmetropole Schanghai.
Bei der China-Reise gehe es vor allem um „neue Chancen“ für britische Unternehmen, „sowohl jetzt als auch nach dem Brexit“, sagte ein Regierungssprecher. May selbst hatte vor dem Abflug gesagt, sie wolle die „goldene Ära“ in den Beziehungen zwischen Großbritannien und China „intensivieren“. Die „Tiefe“ der Beziehungen lasse auch zu, „offene Gespräche über alle Themen“ zu führen.
In der chinesischen Initiative für eine „neue Seidenstraße“ mit dem Aufbau von Wirtschaftskorridoren sieht May nach eigenen Angaben „enorme“ Möglichkeiten auch für Unternehmen von außerhalb Chinas. Doch will die Premierministerin mit der chinesischen Führung darüber sprechen, wie sichergestellt werden könne, dass bei der Umsetzung auch „Transparenz und internationale Standards“ befolgt werden. Bei ihrem Besuch wird May von einer großen Wirtschaftsdelegation mit rund 50 Unternehmensführen begleitet.
May wird am Mittwochnachmittag in Peking erwartet, wo sie ihre Gespräche mit Regierungschef Li Keqiang aufnehmen wird. „Das Vereinigte Königreich und China werden nicht immer einer Meinung sein“, schrieb May in der Financial Times zu ihrer Reise. „Aber als Partner, die dem freien Welthandel verpflichtet sind, können wir zusammenarbeiten und die Herausforderungen, die alle unsere Volkswirtschaften beeinflussen, angehen und bewältigen.“
In ihren Gesprächen will May auch Probleme wie mangelnden Marktzugang, Überkapazitäten in der Stahlindustrie und den Schutz von Urheberrechten ansprechen. Sie plädierte für einen „regelbasierten Ansatz“, der robusten, nachhaltigen und freien Welthandel ermögliche. Alle großen Volkswirtschaften hätten eine besondere Verantwortung und müssten die Vorschriften und die Zusammenarbeit in der Welthandelsorganisation (WTO) respektieren, schrieb May.
Mit seinem schieren Gewicht als zweitgrößte Volkswirtschaft gestalte China die Zukunft der Welt. Seine schnell wachsende Wirtschaft helfe britischen Unternehmen und schaffe einen großen Markt. China sei auch eine Quelle für Kapital, das „mit angemessenen Schutzmechanismen“ helfe, in die Zukunft Großbritanniens zu investieren, meinte May in dem Kommentar offenbar zu Kritik an chinesischen Investitionen in Hochtechnologie oder kritischer Infrastruktur in Großbritannien.