Politik

Strafanzeige gegen Deutsche-Bank-Vorstände wegen Postbank-Kauf

Lesezeit: 1 min
02.02.2018 23:51
Die Deutsche Bank sieht sich einer Strafanzeige wegen der Übernahme der Postbank gegenüber.

Der Rechtsstreit zwischen der Deutschen Bank und ehemaligen Aktionären der Postbank wegen der Übernahme des Bonner Geldhauses eskaliert. Die Anwaltskanzlei BayerLaw stellte bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt Strafanzeige gegen frühere und aktuelle Vorstände der Deutschen Bank, der Postbank und der Ex-Postbank-Mutter Post, bestätigte Rechtsanwalt Jan Bayer am Freitag einen Vorabbericht des Spiegel. Die Anzeige richte sich unter anderem gegen Deutsche-Bank-Chef John Cryan und den früheren Konzernchef Josef Ackermann. Zudem betreffe sie Anwälte der Kanzleien Hengeler Mueller und Freshfields sowie Spitzenbeamte der Finanzaufsicht BaFin. In mehreren Verfahren fordern ehemalige Postbank-Aktionäre eine Nachzahlung, weil die Deutsche Bank ihrer Ansicht nach bereits 2008 die Kontrolle bei dem Bonner Geldhaus übernommen habe, obwohl die Aktienmehrheit formal noch von der Deutschen Post AG gehalten wurde. Die Deutsche Bank bestreitet das.

In seiner Strafanzeige argumentiert Bayer, dass die Umstände des Einstiegs der Deutschen Bank bei der Postbank 2008 falsch dargestellt wurden – faktisch sei die Postbank überschuldet und reif für eine Verstaatlichung gewesen. Die Deutsche Bank habe sofort durchregiert.

Ein Sprecher der Deutschen Bank bezeichnete die Vorwürfe als haltlos. Es handele es sich offenbar um den erneuten Versuch einer Kanzlei, die Deutsche Bank und ihre Repräsentanten anzugreifen, um in laufenden Rechtsstreitigkeiten die Stimmung anzuheizen. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt, die Kanzleien Hengeler Mueller und Freshfields, die BaFin und die Post lehnten eine Stellungnahme ab oder äußerten sich zunächst nicht.

Die Deutsche Bank war im September 2008 zunächst mit 29,75 Prozent bei der Postbank eingestiegen. Damit blieb sie unter der Marke von 30 Prozent, oberhalb der ein Pflichtangebot an die übrigen Aktionäre fällig wird. Erst 2010 stockte die Deutsche Bank ihre Beteiligung auf und veröffentlichte ein Übernahmeangebot.

Der Streit zwischen der Deutschen Bank und ehemaligen Postbank-Aktionären beschäftigt die Gerichte schon seit Jahren. Im Oktober 2017 sprach das Landgericht Köln klagenden Aktionären eine Nachzahlung von 32,50 Euro je Aktie zu. Ein andere Klage beschäftigt derzeit das Oberlandesgericht Köln. In der mündlichen Verhandlung Anfang November hatte der Vorsitzende Richter die Argumente der Kläger zerpflückt und deutete ein Urteil im Sinne der Deutschen Bank an. Am Freitag sagte das Gericht jedoch überraschend einen für den 07. Februar geplanten Urteilstermin ab. Stattdessen will es am 29. Juni die mündliche Verhandlung wieder eröffnet.

Für die Deutsche Bank steht in dem Streit viel auf dem Spiel. Vor dem Ende einer Verjährungsfrist Ende Dezember hatten zahlreiche ehemalige Postbank-Aktionäre Klagen eingereicht, darunter mit Allianz Global Investors, Union Investment und Deka Investment auch prominente deutsche Fondsgesellschaften. Das Volumen der Forderungen liegt bei über 800 Millionen Euro.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifstreit: Harte Verhandlungen bei Bund und Kommunen kündigen sich an - Beamte wollen mehr Geld
10.10.2024

Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen steuern auf harte Tarifverhandlungen zu. Die...

DWN
Politik
Politik Brandmauer in Sachsen bröckelt: CDU-Mitglieder fordern Gespräche mit der AfD
10.10.2024

Sächsische CDU-Politiker fordern einen Monat nach der Landtagswahl in einem offenen Brief: Die Brandmauer muss weg. Darunter ein...

DWN
Politik
Politik Die Rezession ist da: Bankrotterklärung Deutschlands?
09.10.2024

Schlechter als erhofft: Die Bundesregierung erwartet für 2024 eine Abnahme der Wirtschaftsleistung. Wie sollen wir da wieder herauskommen?

DWN
Panorama
Panorama Häufigste Ängste der Deutschen: höhere Preise und Migration
09.10.2024

Manche Menschen fürchten um ihren Job, andere machen sich Sorgen wegen steigender Kriminalität oder wachsenden islamistischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsmarkt: Fast jeder Zweite nur noch befristet angestellt. Sind Jobs auf Lebenszeit ein Auslaufmodell?
09.10.2024

Immer kürzer, immer schneller: Befristete Arbeitsverträge sind auch nach der Corona-Pandemie traurige Realität bei deutschen...

DWN
Panorama
Panorama Fußballchef bei Red Bull: Jürgen Klopp als Konzernstratege - kann er das?
09.10.2024

Es gibt verschiedene Management-Typen. Strategen, die von langer Hand planen und sich weder aus der Ruhe bringen noch in die Karten schauen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft US-Wahl: Trump fordert Importzölle - Kanada und Mexiko wären stark betroffen
09.10.2024

Die von Donald Trump geforderten Importzölle der USA könnten Kanada und Mexiko besonders stark treffen. Ihre weltweiten Exporte würden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Selenskyj-Treffen wegen Bidens Absage in der Schwebe - ändert sich die Ukraine-Strategie?
09.10.2024

Der Hurrikan "Milton" in den USA und die Verschiebung des Deutschlandbesuchs von US-Präsident Joe Biden wirbeln die westlichen...