Politik

Handelskrieg: Die Bond Vigilantes sind zurück

Lesezeit: 1 min
06.03.2018 00:23
Der Bond-Markt ist wegen des sich verschärfenden Handelskriegs nervös.

Mehr zum Thema:  
Asien > China > USA >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Asien  
China  
USA  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Richard Leong von Reuters liefert eine interessante Analyse des Bond-Markts:

Mit seiner Androhung von Strafzöllen schürt US-Präsident Donald Trump die Angst vor einem internationalen Handelskrieg. Er könnte unter anderem auf dem Anleihemarkt ausgetragen werden, wenn wichtige Handelspartner der USA wie China oder Japan in großem Stil Treasury Bonds auf den Markt werfen. Dies könnte die internationalen Finanzmärkte in Turbulenzen stürzen und die US-Wirtschaft in die Bredouille bringen.

"Das Timing wäre schlecht, weil das Finanzministerium die Kapitalmärkte stärker anzapfen muss als je zuvor", warnt Kevin Giddis, Anleihechef des Vermögensberaters Raymond James. Schließlich müssten die USA die im Dezember verabschiedete Steuerreform finanzieren. Schätzungen zufolge werden die geplanten Steuersenkungen den US-Schuldenberg binnen zehn Jahren um 1,5 Billionen Dollar erhöhen. Das entspricht in etwa der aktuellen Gesamtverschuldung der Bundesrepublik.

Fallen an der Börse die Anleihekurse, steigen im Gegenzug die Renditen. Dies bedeutet, dass ein Staat bei Neuemissionen eine höhere Verzinsung bieten muss, um Investoren anzulocken. Entsprechend teuer wird der Schuldendienst. An den Anleiherenditen orientieren sich zudem die Zinsen, zu denen Banken Unternehmen und Verbrauchern Geld leihen. Werden Kredite teurer, sinken die Investitionen und die Konsumausgaben. Daher fallen bei steigenden Anleiherenditen meist die Aktienkurse.

Dabei ziehen die Renditen der US-Papiere bereits wegen der Leitzinserhöhungen der Notenbank Fed an. Die zehnjährigen Titel rentierten Ende Februar so hoch wie zuletzt vor vier Jahren. Auch die Hypothekenzinsen liegen wieder auf dem Niveau von 2014.

Eine konzertierte Verkaufswelle der Notenbanken Chinas oder Japans erwarten Experten allerdings nicht. "Sie würden sich damit ins eigene Knie schießen", sagt Jack McIntyre, Portfolio-Manager beim Vermögensverwalter Brandywine. Diese beiden asiatischen Staaten halten US-Anleihen im Volumen von 2,25 Billionen Dollar. Das sind etwa 15 Prozent aller ausgegebenen T-Bonds. Ein drastischer Kursverfall würde die Devisenreserven dieser Länder dezimieren.

Auch wenn kaum jemand damit rechnet, dass die ausländischen Notenbanken in großem Stil US-Anleihen verkaufen, macht allein die Möglichkeit, dass sie als potenzielle Käufer ganz oder teilweise wegfallen, so manchen Investor nervös. "Man darf es nicht ausschließen", sagt Brandywine-Experte McIntyre. In den vergangenen Tagen rutschte der US-Standardwerteindex Dow Jones wegen der Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen eines Handelskrieges bereits um fast fünf Prozent ab. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, verlor ein knappes Prozent.


Mehr zum Thema:  
Asien > China > USA >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...