Erneuter Führungswechsel bei der Deutschen Bank nach nur knapp drei Jahren: Vize-Vorstandschef Christian Sewing rückt an die Spitze des größten deutschen Geldhauses. Dies teilte die Deutsche Bank am Sonntagabend nach einer mehrere Stunden dauernden Aufsichtsratssitzung in Frankfurt mit. Der bisherige Chef, John Cryan, legt das Amt mit sofortiger Wirkung nieder und verlässt die Bank Ende April.
Aufsichtsratschef Paul Achleitner sagte laut Mitteilung, der Aufsichtsrat sei nach einer umfassenden Analyse zum Schluss gekommen, "dass es nun eine neue Umsetzungskraft in der Führung unserer Bank braucht".
"Christian Sewing hat in seinen mehr als 25 Jahren bei der Deutschen Bank konstant bewiesen, dass er führungsstark ist und eine große Durchsetzungskraft hat", erklärte Achleitner weiter. "Der Aufsichtsrat ist überzeugt, dass es ihm und seinem Team gelingen wird, die Deutsche Bank erfolgreich in eine neue Ära zu führen."
Der 47-jährige Sewing führte bisher das Privat- und Firmenkundengeschäft des Frankfurter Instituts und war einer von zwei Vizechefs. Der andere stellvertretende Vorstandschef, Marcus Schenck, wird die Bank zur Hauptversammlung im Mai verlassen. Der Rechtsvorstand Karl von Rohr und der Kapitalmarktvorstand Garth Ritchie rücken auf die Posten der stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden.
Sewing verbrachte sein Berufsleben fast ausschließlich bei der Deutschen Bank. Sein Weg führte ihn von einer Banklehre bis in den Vorstand des Instituts, dem er seit 2015 angehört. Er leitet dort zusammen mit dem langjährigen Postbank-Chef Frank Strauß das Privat- und Firmenkundengeschäft. Dieses wird Strauß künftig alleine lenken. Ritchie wiederum wird alleiniger Chef der Kapitalmarkt-Sparte.
In seinen knapp drei Jahren an der Spitze des Dax-Konzerns war es dem bisherigen Deutsche-Bank-Chef Cryan nicht gelungen, das schwächelnde Kapitalmarktgeschäft anzukurbeln - den einstigen Gewinnbringer. Drei Jahre in Folge schrieb die Bank tiefrote Zahlen. Die Aktie hat alleine seit Jahresbeginn mehr als ein Viertel an Wert verloren.
Achleitner hatte den als Sanierer geschätzten ehemaligen UBS -Finanzchef Cryan zur Deutschen Bank geholt. Zuletzt galt das Verhältnis zwischen den beiden aber als zerrüttet. Vor Ostern hatte sich der Brite noch mit einer kämpferischen Botschaft an die Belegschaft gewandt und damit klargemacht, dass er bleiben will. Der Vertrag des Briten liefe regulär bis 2020.
Investoren haben dem Briten oft vorgeworfen, er sei zwar ein Kostensparer, habe aber keine Vision, wie die Deutsche Bank wieder Geld verdienen könne.
Laut FAZ bedeutet der Wechsel auch einen Strategiewechsel. Demnach soll das Investmentbanking an Bedeutung verlieren. Trifft diese Einschätzung zu würde die Deutsche Bank den großen Investment-Banken aus den USA, Großbritannien und Frankreich das Feld überlassen. Das Investmentbanking ist mit hohen Risiken und der Aussicht auf hohe Erträge verbunden. Großbritannien will nach dem Austritt aus der EU und dem damit verbundenen Wegfall der EU-Regulierungen die Amerikaner in diesem Geschäft herausfordern,die im Investmentbanking weltweit eine führende Rolle spielen.
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