Politik

US-Partner verschärfen Kampfhandlungen gegen Syrien

Lesezeit: 3 min
01.05.2018 16:15
Im Osten Syriens haben Kurden-Milizen vier Dörfer von der syrischen Armee zurückerobert. Dabei wurden sie von US-Truppen der Anti-ISIS-Koalition unterstützt.

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Die „Syrischen Demokratischen Kräfte” (SDF), die von den Kurden-Milizen kontrolliert und von den USA unterstützt werden, meldeten, dass ihre Verbände am Sonntag Verbände der syrischen Armee (SAA) im Osten Syriens zurückgeschlagen hätten. Zuvor hatte die SAA vier Dörfer in der Nähe der irakischen Grenze eingenommen. Die Dörfer befinden sich in einer ölreichen Region. „Unsere Kräfte haben wieder die Initiative ergriffen”, zitiert der englischsprachige Dienst Reuters die Pressestelle der SDF.

Die Pressestelle der Anti-ISIS-Koalition (CTJFOIR) bestätigt in einer Mitteilung, dass Verbände der CTJFOIR an der Operation gegen die SAA und vom Iran unterstützte Milizen mitgewirkt haben. Die Koalition werde ihren Fokus auf die Niederschlagung von ISIS legen. Allerdings werde die Koalition ihre Verbündeten gegen jedwede Bedrohung oder Angriffe verteidigen, so die CTJFOIR-Pressestelle.

Ein Sprecher von CENTCOM sagte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten: „Die Koalition kann bestätigen, dass pro-Regime-Kräfte die SDF angegriffen haben, die am Morgen des 29. April 2018 in der Nähe von Deir Ezzor gegen ISIS kämpften. Koalitionstruppen haben sich an den Kämpfen auf Seiten der SDF nicht beteiligt, als die Pro-Regime-Kräfte vorgestoßen sind. Die Koalition überwachte den Vormarsch der pro-Regime-Kräfte und benutzte etablierte Konfliktentschärfungskanäle und eine bewusste Demonstration von Gewalt, um die Situation zur Unterstützung unserer SDF-Partner zu deeskalieren. Als Ergebnis dieser Bemühungen gab es keine Verluste oder Schäden an der Infrastruktur. Wir bleiben unseren SDF-Partnern bei der Kampagne zur Bekämpfung von ISIS  in Ostsyrien treu.”

Die Kampfhandlungen zwischen der SAA und den Kurden-Milizen fanden in den Dörfern al-Junaynah, al-Jiyah, Maishiyah al-Hissan und Janeen statt.

Die syrische Regierung hat eine Vereinbarung ausgehandelt, wonach die Söldner aus dem Flüchtlingslager Yarmouk südlich von Damaskus abziehen sollen. Die Evakuierung der Söldner soll Sonntagnacht begonnen haben. Das berichtet die syrische staatliche Nachrichtenagentur SANA.

Dem Abkommen zufolge sollen die Söldner aus Yarmouk nach Idlib evakuiert werden, um 5.000 Menschen in Kefraya und al-Foua in zwei Phasen zu befreien. „In der ersten Phase sollen 1.500 Menschen aus den beiden Städten befreit werden”, so die Agentur.

Ebenfalls am Sonntag wurden im Norden Syriens offenbar mehrere Einrichtungen pro-iranischer Milizen bombardiert.

Israel in Syrien

Die militärische nachrichtendienstliche Webseite DEBKAfile berichtet: „Am Montag haben syrische und libanesische Medien eine Reihe von Raketenangriffen gegen pro-iranische und pro-schiitische Ziele in Syrien gemeldet, die allesamt am Sonntagabend ausgeführt wurden. Sky News berichtete von 40 Toten, darunter 18 Kinder. Einige syrische Rebellenquellen übernahmen die Verantwortung für den Angriff, aber libanesische Medien, einschließlich der Hisbollah-nahen Zeitung Al Akhbar, beschuldigten Israel. Die syrische Armee erklärte kurz: ,Syrien wird einer neuen Aggression mit einigen Militärstützpunkten im ländlichen Hama ausgesetzt und Aleppo wurde mit feindlichen Raketen getroffen.’ Syrische Quellen enthüllten, dass zwei pro-iranische Milizenkommandos angegriffen wurden: das Hauptquartier von Maarin al-Jabal der 4. Brigade einer schiitischen Miliz, die unter dem Kommando der iranischen Revolutionsgarden steht. Eine große Explosion ereignete sich, als eine Rakete ihre Munitionshalde traf. Ein anderes pro-iranisches schiitisches Kommando der 80. Brigade wurde in der Nähe von Aleppo getroffen”.

Am Sonntag hatte US-Außenminister Mike Pompeo den israelischen Premier Benjamin Netanjahu in Jerusalem besucht. „Wir sind zutiefst besorgt über die iranischen Ambitionen, den Nahen Osten zu beherrschen. Wir sind weiterhin sehr besorgt über die gefährliche Eskalation der Bedrohung Israels und der Region durch den Iran”, zitiert der englischsprachige Dienst von Reuters Pompeo. DEBKAfile stuft die Aussagen Pompeos in einer Analyse ein: „Dies wurde als grünes Licht der USA für Israel eingestuft, um gegen die Elemente vorzugehen, die seine Sicherheit vor Syrien bedrohen. Der Außenminister betonte auch, dass die USA ISIS weiterhin bekämpfen und das Assad-Regime nicht mit chemischen Waffen dulden würden”.

Der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman sagte nach Angaben der Zeitung Haaretz am Sonntag: „Wir haben nicht die Absicht, Russland anzugreifen oder uns in syrische Angelegenheiten einzumischen. Aber wenn jemand denkt, dass es möglich ist, Raketen abzuschießen oder Israel oder sogar unsere Flugzeuge anzugreifen, werden wir ohne Zweifel reagieren und wir werden sehr energisch reagieren. Der Iran versucht, die ganze Region zu destabilisieren, nicht nur in Israel. Schaut euch an, was im Jemen, im Libanon, im Irak, in Syrien passiert. Der Iran unterstützt und schafft Proxies in Israel. Hamas und der Islamische Dschihad (eine Terrororganisation aus den von Palästinensern bewohnten Gebieten, Anm. d. Red.) würden ohne iranische Unterstützung nicht eine Woche überleben”.

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