Gemischtes

Volkswagen prüft: Winterkorn könnte 100 Millionen Euro verlieren

Der Aufsichtsrat des Volkswagen-Konzerns prüft eine Schadenersatzklage gegen den früheren CEO Martin Winterkorn.
06.05.2018 14:50
Lesezeit: 2 min

Ex-VW-Chef Martin Winterkorn droht im Extremfall der Verlust seines kompletten Vermögens, berichtet die FAS. Hintergrund ist eine Prüfung des Volkswagen-Aufsichtsrates, den früheren Konzernchef für den durch den Dieselskandal entstandenen Milliardenschaden haftbar zu machen.

Ein Volkswagen-Sprecher erklärte am Sonntag, die Prüfung dauere bereits seit längerer Zeit an, eine Entscheidung sei noch nicht getroffen worden. "Der Aufsichtsrat prüft - wie in der Vergangenheit mehrfach erklärt - fortlaufend, ob Schadensersatzansprüche gegen ehemalige oder amtierende Vorstandsmitglieder gerichtlich geltend gemacht werden."

Bei dieser Frage orientiere sich der Aufsichtsrat "einzig und allein am Unternehmenswohl", betonte der Sprecher. Mögliche Ansprüche würden "vorbehaltlos und ohne Ansehen der Person" geprüft. Die Prüfung sei "unabhängig von behördlichen Verfahren", eine Vorfestlegung gebe es nicht.

Der "FAS" zufolge hat Winterkorn im Laufe seiner jahrzehntelangen Karriere im Dienste des Autoherstellers mehr als 100 Millionen Euro verdient. Allein seine Pensionsansprüche summieren sich demnach auf knapp 30 Millionen Euro. "Dieses Geld wäre im Extremfall komplett weg", sagte der Berliner Rechtsexperte Gregor Bachmann der Zeitung. Durch die Klage in den USA nehme das Schicksal für Winterkorn "eine dramatische Wendung".

In einer am Donnerstag veröffentlichten Anklage erhebt die US-Justiz schwere Vorwürfe gegen den 70-Jährigen und wirft ihm unter anderem Verschwörung zum Betrug an den Vereinigten Staaten vor. Volkswagen hatte im September 2015 unter dem Druck der US-Behörden zugegeben, weltweit in rund elf Millionen Dieselwagen unterschiedlicher Marken eine illegale Software eingebaut zu haben, die den Stickoxidausstoß zwar bei standardisierten Tests verringert - nicht aber im Normalbetrieb auf der Straße. Winterkorn trat kurz nach diesem Eingeständnis zurück, bestritt jedoch stets, von den Betrügereien frühzeitig erfahren zu haben.

Selbst wenn Winterkorn keine Mitwisserschaft am Betrug nachgewiesen werde, müsse er um sein Vermögen fürchten, berichtete nun die "FAS". Für eine sogenannte "fahrlässige Pflichtverletzung" müsse noch nicht einmal nachgewiesen werden, dass Winterkorn bei der Kontrolle versagt habe, sagte Bachmann der Zeitung. Stattdessen müsse Winterkorn selbst beweisen, alles getan zu haben, um Regelverstöße zu erkennen und zu ahnden.

Der "FAS" zufolge kursieren im Umfeld des Aufsichtsrates bereits Zahlen, wie viel von Winterkorn zu holen sei. In Hannover behaupteten "Kenner" gar, Winterkorn sei "eine Milliarde Euro wert", schrieb die Zeitung mit Blick auf den Milliardenschaden.

Linken-Chef Bernd Riexinger rief den VW-Aufsichtsrat auf, die Schadenersatzansprüche durchzusetzen. "Winterkorn muss jeden Cent zurückzahlen", sagte er der "Augsburger Allgemeinen" (Montagausgabe). Dieser habe dem Konzern "unwiderruflichen Schaden zugefügt".

Auch die deutschen Ermittlungen gegen Winterkorn und 38 weitere Beschuldigte wegen der Manipulation von Dieselfahrzeugen sind indes fast abgeschlossen. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Oberstaatsanwalt Klaus Ziehe, sagte der "FAS", dass den Verteidigern der Beschuldigten "im Sommer" Akteneinsicht gewährt werden solle. Damit befänden sich die Ermittlungen nahe der Ziellinie.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerke: 220.000 neue Anlagen binnen sechs Monaten
02.07.2025

Mehr als 220.000 neue Balkonkraftwerke sind in Deutschland binnen sechs Monaten ans Netz gegangen. Während Niedersachsen glänzt, fallen...