Politik

EZB warnt vor Ansteckung durch Italien

Die EZB ist wegen der Entwicklung in Italien besorgt und hält Auswirkungen auf den Bond-Markt für möglich.
25.05.2018 00:52
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Nach der Verunsicherung an den vergangenen Tagen hat sich die Lage am Anleihemarkt am Donnerstagmorgen nur vorübergehend etwas beruhigt. Die Sorge vor der designierten neuen italienischen Regierung aus Fünf-Sterne-Bewegung und der rechtspopulistischer Lega rückte wieder in den Blick der Anleger. Eine Ansteckungsgefahr durch Italien für andere Länder der Eurozone sei "noch nicht ganz vom Tisch", sagte EZB-Vizepräsident Vitor Constancio. Dies gelte insbesondere dann, falls der starke Anstieg der Renditen italienischer Staatsanleihen weiter gehe. Bisher gebe es jedoch wenige Anzeichen für eine derartige Gefahr.

Auf der Suche nach einer Regierungsmannschaft in Italien ist nun auch Ärger um die Besetzung des wichtigen Finanzministeriums entbrannt. Die rechtspopulistische Lega pocht auf den Euro- und Deutschlandkritiker Paolo Savona. Eine Personalie wie der 81 Jahre alte Savona dürfte die Beziehungen zwischen Rom, Brüssel und Berlin zusätzlich belasten. Italienische Staatsanleihen gaben daher zwischenzeitliche Kursgewinne fast komplett wieder ab.

Deutsche Anleihen haben am Donnerstag erneut zugelegt. Der richtungweisende Euro-Bund-Future stieg bis zum frühen Abend um 0,35 Prozent auf 160,23 Punkte. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel um 0,04 Prozentpunkte auf 0,46 Prozent.

Die Euro-Finanzminister äußern sich kritisch über die Ausgaben- und Steuerkürzungspläne der nächsten italienischen Regierung. Er hoffe inständig, dass diese sich an die Regeln halte und die Euro-Zone nicht in "Geiselhaft" nehme, um Wahlversprechen einzulösen, sagte der slowakische Finanzminister Peter Kazimir am Donnerstag. "Das wäre sehr gefährlich." Ein kompletter Kurswechsel in Italien wäre eine "Selbstmordmission", sagte Kazimir.

In Italien haben sich die beiden Parteien Fünf Sterne und Lega auf eine Koalition geeinigt. Sie planen unter anderem höhere Sozialausgaben, Steuersenkungen und eine Rücknahme der Rentenreform, mit der das Rentenalter heraufgesetzt werden sollte. Die EZB, die EU-Kommission sowie die Bundesregierung warnten bereits vor den Risiken.

Zur Vorsicht mahnten auch weitere Euro-Finanzminister auf ihrem regelmäßigen Treffen in Brüssel. Als Mitglied in der Gemeinschaftswährung müsse Italien Verantwortung für die gesamte Euro-Zone übernehmen, sagte der finnische Finanzminister Petteri Orpo. "Wir beobachten die Geschehnisse in Italien genau, und deshalb bin ich natürlich ein wenig besorgt."

Bundesfinanzminister Olaf Scholz sagte dagegen, es sei ein gutes Zeichen, dass der designierte Ministerpräsident Italiens sich sehr proeuropäisch geäußert habe und dass er sich an die gemeinsam in Europa vereinbarten Regeln halten wolle, sagte Scholz.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...