Politik

DSGVO: Zehntausende Aktivisten nehmen SCHUFA ins Visier

Im Rahmen der neuen EU-Datenschutzverordnung gehen zehntausende Aktivisten gegen die Kreditauskunft SCHUFA vor.
27.05.2018 01:27
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Unter Ausnutzung der Möglichkeiten der neuen EU-Datenschutzverordnung (DSGV) fordern zehntausende Aktivisten der Gruppe OpenSCHUFA die Herausgabe ihrer persönlichen Daten. Die Aktivisten wollen mit der Aktion den geheimen Algorithmus der SCHUFA entschlüsseln.

Die SCHUFA (Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung) wurde vor 91 Jahren gegründet und ist ein privates Unternehmen, das Daten von rund 70 Millionen Menschen in Deutschland gesammelt hat. Die SCHUFA, deren Eigentümer die Banken sind, sind der führende Anbieter von Kreditratings für Personen ist, die beispielsweise ein Darlehen, eine Wohnung mieten möchten oder einen Handy-Vertrag abschließen wollen.

Die Aktivisten wollen den Algorithmus hinter der jeweils ermittelten Bonität entschlüsseln, um herauszufinden, ob die Bewertung durch die Banken fair ist. Bisher hat die SCHUFA die Daten nur einmal jährlich pro Person umsonst herausgegeben. Durch die DSGVO ist das Unternehmen gezwungen, jede Anfrage zu beantworten.

Die OpenSCHUFA hat nach eigenen Angaben mehr als 20.000 Freiwillige rekrutiert, um die SCHUFA nach ihren jeweiligen persönlichen Daten zu fragen. Ein Team von Datenwissenschaftlern plant, die Ergebnisse rückzuentwickeln und die ersten Ergebnisse zu veröffentlichen. "Durch die Beteiligung von Tausenden von Menschen ist die Aktion bereits ein Erfolg", sagte Arne Semsrott, von OpenSCHUFA, der für die Open Knowledge Foundation in Berlin arbeitet, dem englischsprachigen Dienst der Nachrichtenagentur Reuters. Freiwillige, die an der OpenSCHUFA teilnehmen, werden gebeten, persönliche Informationen wie Alter, Geschlecht, Geburtsland, Einkommen, Postleitzahl, Anzahl der Kinder und einen Teil ihrer Kredithistorie an die Kampagne weiterzuleiten, um besser zu analysieren, wie das Modell der SCHUFA aussieht. Semsrott sagte der Financial Times, durch die DSGVO werde es möglich, vergleichbare Kampagnen gegen jedes EU-Unternehmen zu führen.

Lorenz Matzat, einer der Geschäftsführer die Initiative, sagte dem SWR: "Wir alle können bei der SCHUFA Auskunft einfordern, welche Daten dort über uns gespeichert sind. Früher ging das einmal im Jahr kostenfrei – durch die neue Datenschutzgrundverordnung auch häufiger. Wir haben nun per Crowdfunding Geld gesammelt und damit eine Software entwickelt, die seit ein paar Tagen am Laufen ist. Die, die bei OpenSCHUFA mitmachen, schicken uns die Daten, die sie über sich von der SCHUFA bekommen. Das läuft über ein Scan oder ein Foto von dem Schreiben. Wichtig ist, dass es so anonym wie möglich erfolgt. Und wir wollen versuchen, den Score – also die Bewertung der SCHUFA – und wie sie zustande kommt, besser zu verstehen."

Die SCHUFA hat die Kampagne als "irreführend" bezeichnet und erklärt, dass sie ihre Methoden zur Bestimmung der Bonität an die deutschen Finanz- und Datenschutzbehörden weitergegeben hat. Jeder, der versucht, die Formel zu enthüllen, würde in die Hände von Betrügern spielen, sagte die SCHUFA laut Reuters. Die hessische Datenschutzbehörde hat die Teilnehmer an der Aktion gewarnt und darauf hingewiesen, dass die Preisgabe der persönlichen Daten zu einem kriminellen Missbrauch führen könnte.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Führungswechsel bei Novo Nordisk: Hoffnungsträger unter Druck
30.07.2025

Novo Nordisk stellt die Spitze neu auf – mit Mike Doustdar übernimmt ein Mann mit Konzernkenntnis, aber vor allem mit enormer...

DWN
Technologie
Technologie Solaranlage auf dem Dach: Warum viele Betreiber kein Geld sehen
30.07.2025

Strom erzeugen und dafür kassieren – das ist die Idee hinter privaten Solaranlagen. Doch wer heute in Deutschland einspeist, muss...

DWN
Politik
Politik Waren die EU-Zusagen von Ursula von der Leyen an Trump leere Versprechen?
30.07.2025

Die EU hat den USA unter Trump Investitionen und Energieimporte in Billionenhöhe versprochen. Doch in Brüssel wächst der Zweifel: Die...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Bahn, Solarstrom, KI: Was sich im August ändert
30.07.2025

Der August bringt spürbare Veränderungen – auf der Schiene, beim Strompreis, im Umgang mit KI. Für Millionen Menschen heißt das: neue...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Regenwetter drückt Umsätze – wie Gastronomen jetzt reagieren sollten
30.07.2025

Der Sommer 2025 hat vielen Gastronomen einen Strich durch die Rechnung gemacht: Statt voller Biergärten und spontaner Hotelbuchungen gab...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Adidas-Aktie: Keine Preiserhöhung wegen Zöllen außerhalb der USA
30.07.2025

Trotz wachsender Unsicherheit durch US-Zölle liefert Adidas starke Halbjahreszahlen – und verzichtet bewusst auf Preiserhöhungen...

DWN
Finanzen
Finanzen Verlockung Bitcoin-Kurs: Doch das Misstrauen wächst mit dem Hype
30.07.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsstrategie machen, institutionelle Anleger kaufen in Milliardenhöhe, und der Bitcoin-Kurs...

DWN
Technologie
Technologie GenAI: Wie Unternehmen generative KI sicher einführen können
30.07.2025

Generative Künstliche Intelligenz (GenAI) verspricht höhere Effizienz und geringere Kosten – doch eine unbedachte Einführung kann...