Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht aktuell offenbar noch keinen Grund, wegen der politischen Wirren in Italien an den Finanzmärkten zu intervenieren. Frühbarometer würden keine Hinweise auf Spannungen - etwa in der Finanzbranche - anzeigen, sagten drei mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Die Euro-Wächter hätten auch nicht das Mandat und die Mittel, um ein im Kern politisches Problem zu lösen. "Keine Zentralbank würde auf der Basis von Ereignissen weniger Tage handeln", sagte einer der Insider.
Die EZB lehnte eine Stellungnahme zu den Informationen ab.
Die Furcht, Italien könnte die Euro-Zone verlassen, trieb die Finanzmärkte in den vergangenen Tagen um. Am Rentenmarkt ließ ein Ausverkauf bei den Staatsanleihen die Renditen zehnjähriger Titel nach oben schießen. Sie liegen nun bei knapp 3,4 Prozent und damit auf dem höchsten Stand seit 2014. Niveaus von mehr als sieben Prozent, wie im November 2011 bei einer Auktion erzielt worden waren, liegen damit allerdings noch weit entfernt. Der italienische Bankenindex ist in den vergangenen 14 Tagen bereits um rund 23 Prozent gefallen.
Französische und deutsche Banken halten die größten Bestände italienischer Staatsanleihen außerhalb von Italien. Sollte es zu einer Schuldenkrise in der drittgrößten Volkswirtschaft der Währungsunion kommen, gelten Portugal und Spanien als Länder mit der größten Ansteckungsgefahr.
"Wir sind noch nicht in einem Stadium, wo man damit beginnen sollte, sich über Bankeinlagen Sorgen zu machen", sagte eine der Personen, auf die sich Reuters beruft. "Ich hoffe wir kommen niemals dahin." Momentan sorgt die EZB mit ihrer ultra-lockeren Geldpolitik für sehr günstige Finanzierungsbedingungen. Die jüngsten Kreditgeschäfte der EZB boten zudem keine Hinweise auf Spannungen bei der Liquiditätsversorgung der Banken.