Politik

USA schlagen Rückkehr Russlands zu den G7 vor

US-Präsident Trump will Russland wieder im Kreis der G7 sehen.
08.06.2018 15:41
Lesezeit: 1 min

US-Präsident Donald Trump hat sich für eine Wiederaufnahme Russlands in den Kreis der führenden Industrienationen ausgesprochen. "Sie haben Russland ausgeschlossen, sie sollten Russland wieder aufnehmen", sagte Trump am Freitag vor seinem Abflug zum G7-Gipfel in Kanada. Zur Begründung sagte er, dass Russland "am Verhandlungstisch" gebraucht werde.

Er selbst sei "Russlands schlimmster Albtraum" gewesen, fügte Trump hinzu. Trotzdem solle Russland "an diesem Treffen" teilnehmen.

Während sich Italiens neuer Ministerpräsident Giuseppe Conte der Forderung anschloss, waren aus britischen Regierungskreisen laut Reuters skeptische Töne zu hören: Russland müsse sein Verhalten ändern, bevor es zu Gesprächen über eine Wiederaufnahme kommen könne, hieß es.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bei der Befragung durch den Bundestag eine Rückkehr Russlands dagegen ausdrücklich ausgeschlossen und gesagt, dass Russland mit der "Annexion der Krim" einen "flagranten Bruch des Völkerrechts" begangen habe und daher ausgeschlossen worden war, weil sich das Land nicht an die "Werte der G7" gehalten habe. Erst wenn der Minsk-Prozess erfolgreich abgeschlossen sei, wäre es denkbar, über eine Rückkehr Russlands nachzudenken. Der Minks-Prozess hat allerdings mit dem mittlerweile vollzogenen Beitritt der Krim zur Russischen Föderation nichts zu tun.

Kurz vor Beginn des Gipfels im kanadischen La Malbaie stand auch das Thema des Handels im Zentrum einer rhetorischen Aufwärmrunde: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Kanadas Premierminister Justin Trudeau machten deutlich, sie würden "nicht zögern", Trump bei dem Gipfel zu "isolieren". Trump schrieb daraufhin auf Twitter, er "freue" sich darauf, "die unfairen Handelsabkommen mit den G7-Staaten in Ordnung zu bringen".

Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien wollten sich bei einem eigenen Treffen kurz vor dem offiziellen Beginn des Gipfels abstimmen. Danach empfängt Gastgeber Trudeau die Staats- und Regierungschefs der G7 in La Malbaie. Unklar ist, ob überhaupt eine gemeinsame Abschlusserklärung zustande kommen wird. Merkel sagte im Bundestag, sie halte es für denkbar, dass der Gipfel nur mit einer Erklärung der kanadischen Präsidentschaft enden könnte.

Das Format hat sich im allgemeinen überholt: Hatten die G7-Staaten im Jahr 1975 noch etwa 80 Prozent des globalen BIP erwirtschaftet, so sind es heute nur noch 34 Prozent. Es ist unübersehbar, dass sich die aufstrebenden und jungen Nationen nicht mehr einseitigen Vorgaben durch ein westliches Gremium unterwerfen wollen.

Russland hat daher laut Reuters auch kein Interesse, in den Industriestaaten-Kreis zurückzukehren. Ein Kreml-Sprecher wurde mit den Worten zitiert, das Land konzentriere sich auf andere Gesprächsformate.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...