Finanzen

Investoren rüsten sich für große Unternehmens-Pleiten

Lesezeit: 2 min
23.06.2018 00:55
Erste Fonds bereiten sich auf eine steigende Anzahl Insolvenzen vor. Die Verschuldung der US-Unternehmen ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen.
Investoren rüsten sich für große Unternehmens-Pleiten

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Erste Fonds sammeln Gelder, um mit diesen Anleihen strauchelnder Unternehmen zu erwerben. Ziel ist es, die Anleihen zu Tiefstkursen zu kaufen und auf ein Fortbestehen des Unternehmens zu spekulieren, um hohe Gewinne einzustreichen.

Wie die Financial Times schreibt, haben 7 auf strauchelnde Unternehmen spezialisierte Fonds seit Jahresbeginn zusammen rund 15,4 Milliarden Dollar gesammelt. Bei der Kapital-Sammelaktion soll alleine GSO Capital Solutions Funds III etwa 7,4 Milliarden Dollar eingesammelt haben. Der Fonds Strategic Value Partners nahm insgesamt 3 Milliarden Dollar.

„Die Wirtschaft läuft derzeit richtig gut. Aber das ist nicht nachhaltig. Meine Aufgabe ist es nicht genau vorherzusagen, wann der Umschwung kommt, sondern meine Aufgabe ist es, über eine voll funktionsfähige Finanz-Plattform zu verfügen, wenn es passiert“, wird der Gründer von Mudrick Capital, einem anderen auf überschuldete Unternehmen spezialisierten Fonds von der FT zitiert.

„Das Smart Money bereitet sich auf den Moment vor, in dem die Luft aus dem aufgeblasenen Markt für riskante Unternehmensanleihen entweicht, wenn der Strom der Liquidität für stark überschuldete Unternehmen abbricht und wenn daraufhin die Anleihekurse einbrechen. Smart Money-Investoren bereiten sich auf die Ankunft von zerrütteten Schulden vor – sie machen das jetzt, weil sie mehrere Milliarden Dollar aufnehmen müssen und das eine ganze Zeit dauert“, schreibt der Finanzblog Wolfstreet.

Weltweit haben Unternehmen das von den Zentralbanken gedrückte Zinsniveau der vergangenen 10 Jahre dazu genutzt, sich günstig zu verschulden. Der gesamte Umfang der durch Anleihe-Emissionen aufgenommene Schulden stieg zwischen 2007 und 2017 um das 2,7-fache auf aktuell etwa 11,7 Billionen Dollar.

Im Zuge der Schulden-Expansion kam es in den USA zu einer deutlichen Absenkung der Standards bei der Kreditvergabe. „Die durchschnittliche Qualität der Blue Chip-Unternehmen sank ab, das Wachstum bei den hochspekulativen Unternehmensanleihen war sehr stark und die Anleihen-Emissionen in China und anderen Schwellenländern stieg rapide“, wird ein Analyst der Beratungsgesellschaft McKinsey von der FT zitiert.

Jetzt, da das Zinsniveau infolge der geldpolitischen Kehrtwende der Federal Reserve wieder steigt, geraten viele Schuldner unter Druck. „Sie haben gute Gründe, besorgt zu sein, weil eine große Refinanzierungswelle ansteht, während der Unternehmen ihre Schulden bei höheren Zinsen refinanzieren müssen. Wenn die derzeitige Entwicklung anhält, werden Anleihen im Gesamtumfang von 10 Billionen Dollar in den kommenden 5 Jahren fällig werden – rund 3 Billionen in den USA, 1,7 Billionen in China und weitere 1,7 Billionen in Westeuropa“, heißt es bei McKinsey.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Immobilien
Immobilien Pfandbriefbanken: Höhepunkt der Immobilienkrise liegt noch vor uns
07.12.2023

Die Finanzmärkte wetten darauf, dass die EZB die Zinsen bald wieder senkt. Dies dürfte auch Auswirkungen auf den Immobilienmarkt haben,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ökonom warnt: Deutschland droht Zusammenbruch seiner Wertschöpfung
07.12.2023

Der Schock über die Ergebnisse der jetzt vorgestellten PISA-Studie 2022 ist groß, Deutschland gleitet in eine tiefe Bildungskrise. Über...

DWN
Politik
Politik EU-Finanzminister wollen Reform der Schuldenregeln beschließen
07.12.2023

Am Freitag wollen sich die EU-Finanzminister auf eine Reform der Schuldenregeln verständigen. Der jüngste Vorschlag aus Spanien stellt...

DWN
Finanzen
Finanzen Ökonomen erwarten baldige Zinssenkung durch EZB
07.12.2023

Nicht nur die Märkte erwarten, dass die EZB die Zinsen bereits im zweiten Quartal 2024 wieder senken wird, sondern auch die von Reuters...

DWN
Finanzen
Finanzen EuGH: Schufa-Score darf nicht maßgeblich für Kreditwürdigkeit sein
07.12.2023

Egal ob beim Mietvertrag, dem Handyanbieter oder dem Stromversorger: Mit einem schlechten Schufa-Score hat man oft wenig Chancen. Nun hat...

DWN
Finanzen
Finanzen Berliner Finanzamt bekämpft Steuerkriminalität im Internet-Handel
07.12.2023

Das Finanzamt in Berlin-Neukölln ist ab sofort für sämtliche ausländische Unternehmen zuständig, die keinen Firmensitz hier haben. Es...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Industrie drosselt Produktion fünften Monat in Folge
07.12.2023

Die deutsche Industrie hat ihre Produktion bereits den fünften Monat in Folge gedrosselt. Das Minus war überraschend. Eine Rezession ist...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Rekord-Ölproduktion der USA fordert OPEC+ heraus
06.12.2023

Die USA produzieren dieses Jahr so viel Rohöl wie nie zuvor. Dies erschwert die Bemühungen der OPEC+, mit Förderkürzungen die Preise zu...