Finanzen

Bank der Zentralbanken erwartet Unruhe an Finanzmärkten

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich sieht erhebliche Probleme für die Weltwirtschaft.
25.06.2018 00:52
Lesezeit: 2 min

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) warnt in ihrem jüngsten Wirtschaftsbericht vor Gefahren für die Weltkonjunktur. Auch wenn es kurzfristig für den Aufschwung nur wenige Schwachstellen gebe, bestünden auf mittlere Sicht erhebliche Risiken, sagte BIZ-Generaldirektor Agustin Carstens am Sonntag in Basel laut Redetext. So könnten verschärfte protektionistische Maßnahmen einen Abschwung bewirken. "Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass die zunehmenden protektionistischen Tendenzen die Investitionstätigkeit bereits gebremst haben." Trotz der Gefahren sollten Notenbanken aber die Politik einer behutsamen Normalisierung der Geldpolitik fortsetzen. Die BIZ gilt als Zentralbank der Notenbanken und ist eine wichtige Denkschmiede für die internationale Geldpolitik.

"Eine weitere Entwicklung, die den Wirtschaftsaufschwung gefährden könnte, wäre ein plötzlicher Anstieg der historisch niedrigen Renditen an den wichtigsten Staatsanleihemärkten", sagte Carstens. Vor allem gelte dies für die USA. Sollte dort die Inflation unerwartet deutlich anziehen, müsste die US-Notenbank ihre Geldpolitik womöglich stärker straffen als an den Finanzmärkten angenommen werde. Wegen der Bedeutung der US-Wirtschaft und der herausragenden Rolle des Dollar wären die Folgen an den Finanzmärkten weltweit spürbar.

Ein dritter Auslöser könnte laut den BIZ-Experten ein allgemeines Abnehmen der Risikobereitschaft sein. "Auslöser könnten dabei Bedenken hinsichtlich der Tragfähigkeit der Staatsverschuldung in bestimmten Volkswirtschaften sein", sagte der Mexikaner. Mit Sorge blicken die Fachleute der Bank dabei auf den Euro-Raum. So hatte die Bildung einer neuen Regierung in Italien aus Fünf-Sterne-Bewegung und rechtspopulistischer Lega zu Unruhe an den Börsen geführt. Dort wurde befürchtet, die Koalition könne mit ihren angekündigten Ausgabenerhöhungen den Schuldenberg des Landes erhöhen und eine erneute Euro-Krise auslösen.

Die großen Notenbanken sollten aus Sicht der BIZ dennoch ihre langsame Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik fortsetzen. Nur so könnten sie wieder mehr Handlungsspielraum gewinnen. Börsenturbulenzen würden dabei allerdings nicht ausbleiben. "Im Zuge der Normalisierung ist mit Volatilität zu rechnen", sagte Carstens im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. "Entscheidend ist, dass diese Volatilität nicht außer Kontrolle gerät." Es sei wichtig, dass der Prozess der geldpolitischen Normalisierung schrittweise verlaufe.

Die US-Notenbank Fed begann bereits Ende 2015 damit, die Zinsen behutsam anzuheben. Der Leitzins in den USA liegt inzwischen wieder in einer Spanne von 1,75 bis 2,0 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit zehn Jahren. Im Euro-Raum will die EZB dagegen ihre Schlüsselzinsen noch mindestens bis zum Herbst 2019 auf dem aktuellen rekordtiefen Niveau halten. Der Leitsatz liegt seit März 2016 bei 0,0 Prozent.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Kurs wird zur Gefahr: Europas Exporte brechen ein
06.07.2025

Ein starker Euro, schwaches Wachstum, neue US-Zölle – Europas Wirtschaft gerät unter Druck. Die EZB warnt, doch die Lage droht zu...

DWN
Politik
Politik Neuregelung der Vaterschaft: Mehr Rechte für leibliche Väter
06.07.2025

Die Bundesregierung plant eine Reform, die leiblichen Vätern zu mehr rechtlicher Anerkennung verhelfen soll. Der Entwurf aus dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungstausch: Wie Sie Ihre Ferienwohnung herzaubern und worauf Sie achten müssen
06.07.2025

Der Wohnungstausch boomt – günstig, persönlich und spannend. Doch wie funktioniert das Ganze wirklich, und worauf muss man achten,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jungmakler mit TikTok: Wie eine Generation den Versicherungsmarkt neu denkt
06.07.2025

TikTok-Reichweite, neue Rollenbilder, klare Erwartungen: Junge Makler treiben die Disruption im unabhängigen Versicherungsvertrieb voran....

DWN
Technologie
Technologie Wäschetrockner: Neues Energie-Label einfach erklärt
06.07.2025

Seit dem 1. Juli gelten für Wäschetrockner strengere Energiekennzeichnungen. Verbraucher sollen Geräte nun besser vergleichen können....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...

DWN
Technologie
Technologie Lithium: Schlüssel zur technologischen Unabhängigkeit – doch der Rohstoff ist knapp
06.07.2025

Lithium ist der Treibstoff moderner Technologien – von E-Autos bis Energiewende. Doch was passiert, wenn die Nachfrage explodiert und das...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...