Politik

Syrien startet Großoffensive gegen Söldner in Idlib

Die syrische Armee hat mit ihrer Offensive in der Söldner-Provinz Idlib begonnen. Sie bombardierte Söldner der Al-Nusra-Front und Söldner aus China.
14.08.2018 00:44
Lesezeit: 2 min

Die syrische Armee (SAA) hat am Wochenende mit ihrer Operation in der Söldner-Provinz Idlib begonnen. Syrische Hubschrauber sollen nach Angaben des englischsprachigen Diensts von Reuters über Idlib Flugblätter mit folgender Aufforderung abgeworfen haben: “Der Krieg nähert sich dem Ende (...) Wir fordern Sie auf, sich den lokalen Versöhnungen anzuschließen, wie es viele unserer Leute in Syrien getan haben. Ihre Zusammenarbeit mit der syrisch-arabischen Armee wird Sie von der Herrschaft der militanten Kämpfer und Terroristen befreien und zur Erhaltung der Leben Ihrer Familien führen.”

Die SAA hat damit begonnen, die syrische Stadt Dschisr asch-Schughur in der Provinz Idlib zu bombardieren. Die Stadt war der Ausgangspunkt für Angriffe der Söldner auf die Provinz Latakia, die von den Regierungstruppen kontrolliert wird. Nach Informationen von Gulf News sollen sich in Idlib etwa 70.000 Söldner befinden. Das Blatt wörtlich: “Das ist die größte Konzentration von Oppositionskämpfern (Söldnern, Anm. d. Red.), die noch versammelt sind. Idlib teilt sich eine 100 Kilometer lange Grenze mit der Türkei und wurde 2015 von Extremisten und Rebellen (Söldnern, Anm. d. Red.) erobert. Heute werden rund 60 Prozent Idlibs von Hayat Tahrir Al Sham (HTS) (Al-Nusra-Front, Anm. d. Red.) (...) gehalten. Der Rest wird von rivalisierenden Rebellen (Söldnern, Anm. d. Red.) kontrolliert, während die Regimekräfte einen südöstlichen Splitter halten. Es gibt auch geschätzte drei Millionen Zivilisten in Idlib.”

Am Sonntag fuhr die SAA mit ihrer Operation im Norden von Hama und Süden von Idlib fort. Sie zielte auf Einheiten von HTS ab, die sich in diesen Gebieten befinden, berichtet die syrische staatliche Nachrichtenagentur SANA. Dabei wurde ein Fahrzeug mit HTS-Mitgliedern zerstört, die sich zwischen der Dschisr asch-Schughur-Brücke und der Sarmaniyeh-Straße bewegten. In den Städten Zaizoun und Qalidin wurden Einheiten der Islamischen Partei Turkestan (TIP), eine Terrororganisation mit uigurischen Söldnern aus China, bombardiert. Die chinesische Regierung hatte zuvor mitgeteilt, dass sie die Offensive gegen chinastämmige Söldner unterstützt, da diese Gruppen bei einer Rückkehr nach China eine unmittelbare Gefahr für Peking darstellen könnten. Die Regierung in Peking erwägt auch, eine direkte militärische Beteiligung in Idlib.

Einer weiteren Mitteilung von SANA zufolge wurden über dem Luftwaffenstützpunkt Hmeimim in der Provinz Latakia zwei Drohnen abgeschossen. Der Ursprung der Drohnen blieb ungeklärt.

Die türkische Zeitung Cumhuriyet führt aus: “In Idlib befinden sich all jene radikal klerikalen, dschihadistischen Gruppen, die in Opposition zu Damaskus stehen, und für den Tod von hunderttausenden Menschen verantwortlich sind. Sie sind zuvor aus allen anderen Teilen Syriens geflohen. Derzeit versuchen sie in Idlib, eine Art Autonomie zu schaffen. Die UN hat die Türkei aufgefordert, ihre Grenzen offen zu halten, da sie davon ausgeht, dass es eine neue Flüchtlingswelle geben wird (...) Die Türkei kann und darf die Gruppen, die in Gegnerschaft zu Damaskus stehen, nicht schützen. Die Türkei kann auch keinen Widerstand gegen die syrische Armee, die ihr Land retten will, leisten. Wir haben immer gesagt, dass der Vorteil für die Türkei darin liegt, sich mit Damaskus zu einigen und zu kooperieren. Doch die Oberschlauen in Ankara sind die Geiseln ihrer falschen Politik geworden, die sie von Anfang an betrieben haben. Die Türkei muss mit Syrien zusammenarbeiten.”

Der Jerusalem Post zufolge könnte sich Damaskus mit der Präsenz von Söldner-Gruppen der Freien Syrischen Armee (FSA), die von der Türkei unterstützt werden, abfinden, wenn Ankara ebenfalls gegen HTS vorgeht. HTS ist ein erbitterter Gegner der Gespräche von Astana. Sie zielt auf den Sturz von Präsident Baschar al-Assad und die Vertreibung der türkischen und russischen Truppen aus dem Nordwesten Syriens ab. Nach Angaben der BBC ist HTS auch strikt anti-iranisch ausgerichtet.

Am Montag zerstreuten die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), die von den Kurden dominiert und den USA unterstützt werden, Medienberichte, wonach sie sich ebenfalls an der syrisch-russischen Offensive auf Idlib beteiligen würden, berichtet Kurdistan 24. SDF-Sprecher Kino Dschebrail meldete in einer Online-Erklärung, dass seine Truppen nicht an der militärischen Operation der syrischen Regierung in der Provinz Idlib beteiligt sind. Der Sprecher wörtlich: “Einige voreingenommene Medien haben in dieser Hinsicht Gerüchte verbreitet (...) Die SDF ist ihren Vorhaben verpflichtet, die Militäroperationen abzuschließen, um die nördliche Landschaft von Deir Ezzor zu befreien und sich darauf zu konzentrieren, die terroristische Organisation IS in ihrer letzten verbliebenen Enklave östlich des Euphrats zu besiegen.”

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...