Finanzen

Türkei korrigiert Wachstums-Prognose nach unten

Lesezeit: 1 min
20.09.2018 16:59
Die Börsen reagieren vorsichtig positiv auf die Tatsache, dass die türkische Regierung das Wachstum realistischer ansetzen will.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Angesichts einer steigenden Inflation kalkuliert die türkische Regierung in ihrem neuen Wirtschaftsprogramm einen Konjunkturdämpfer mit ein. Wie am Donnerstag aus einer Präsentation von Finanzminister Berat Albayrak hervorging, rechnet er mit einem Wirtschaftswachstum von 3,8 Prozent in diesem Jahr und von 2,3 Prozent im kommenden Jahr. Bisher war jeweils ein Plus von 5,5 Prozent veranschlagt worden. Der Minister und Schwiegersohn von Präsident Recep Tayyip Erdogan verschob nun das Ziel von mehr als fünf Prozent auf die Zeit nach 2021. Die Türkei steckt tief in einer Währungskrise: Die Lira hat seit Jahresbeginn im Vergleich zum Dollar rund 40 Prozent an Wert verloren.

Börsianer werteten die Äußerungen Albayraks als prinzipiell positiv, da dies wohl bedeute, dass die Türkei ihre auf Pump finanzierten Großprojekte zurückstutze. Der Kurs des Dollar schwankte zwischen 6,1030 und 6,3757 Lira und lag am Nachmittag bei 6,3135 Lira.

Um den seit Monaten anhaltenden Kursverfall der Landeswährung zu stoppen, hatte die Zentralbank des Landes vergangene Woche den Leitzins unerwartet deutlich angehoben - ungeachtet der von Staatschef Erdogan vorgetragenen Forderung nach niedrigeren Zinsen. Die wiederholte massive Kritik des einflussreichen Staatsoberhaupts an der Zentralbank hat an den Märkten Zweifel aufkommen lassen, ob die Währungshüter noch Herr des Verfahrens sind.

Daher ist die Türkei für Bundesbankchef Jens Weidmann ein gutes Beispiel für die Wichtigkeit der Unabhängigkeit der Geldpolitik: "Denn der offensichtliche politische Druck auf die Notenbank dort hat zu den Währungsturbulenzen beigetragen", sagte er dem Handelsblatt. Die Notenbank in Ankara dringt zugleich darauf, dass Regierung und Währungshüter bei der Bekämpfung der ausufernden Inflation und der Stabilisierung der Wirtschaft Hand in Hand arbeiten. Der Abstimmung zwischen Haushalts- und Geldpolitik komme eine wichtige Rolle zu, heißt es in den Protokollen der Zinssitzung von voriger Woche. Dabei hatten die Währungshüter gegen den erklärten Wunsch des Staatschefs den geldpolitischen Schlüsselsatz kräftig um 6,25 Prozentpunkte auf 24 Prozent erhöht.

Albayrak kündigte nun an, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu überwinden. Dabei kalkuliert er eine sinkende Inflation ein: Nach einem Anstieg auf 20,8 Prozent in diesem Jahr rechnet der Finanzminister für 2019 mit einem Rückgang auf 15,9 Prozent und für 2020 auf 9,8 Prozent.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Wider den Hedonismus: Warum Wehrpflicht (und Zivildienst) Deutschland wieder auf Spur bringen
15.01.2025

Als Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), vom russischen Überfall auf die Ukraine richtig geschockt, die Zeitenwende für Deutschland ausrief,...

DWN
Technologie
Technologie Wie ehemalige IT-Nerds der russischen Suchmaschine Yandex den KI-Markt Europas aufmischen
14.01.2025

Russische IT-Nerds bauen in Amsterdam das KI-Unternehmen Nebius auf. Informatiker um den Yandex-Suchmaschinen-Gründer Arkadi Wolosch...

DWN
Finanzen
Finanzen Bafin-Kontenvergleich: Alle Girokonten in Deutschland im Überblick
14.01.2025

Die Finanzaufsicht Bafin bringt Transparenz in den Kontomarkt: Mit dem neuen Bafin Kontenvergleich können Verbraucher alle Girokonten in...

DWN
Politik
Politik Russischer Außenminister Lawrow: "USA wollen nach Nord-Stream Gaspipeline TurkStream zerstören"
14.01.2025

Russlands Außenminister Lawrow beschuldigt die USA, mit ukrainischen Drohnenangriffen die Gasleitung TurkStream lahmlegen zu wollen....

DWN
Politik
Politik CDU-Heizungsgesetz: Wie die Union das Heizungsgesetz abschaffen will - und warum das schlecht wäre
14.01.2025

Das Habecksche Heizungsgesetz, offiziell Gebäudeenergiegesetz (GEG), gilt seit Januar 2024. Die CDU plant, das GEG bei einer möglichen...

DWN
Politik
Politik Weitere Ukraine-Hilfe? Pistorius zu Besuch in Kiew spricht sich dafür aus
14.01.2025

Ukraine-Hilfe 2025: Verteidigungsminister Boris Pistorius bleibt optimistisch, was die Fortsetzung der Unterstützung für die Ukraine...

DWN
Politik
Politik NATO-Gipfel: Schutz für Ostsee-Infrastruktur geplant
14.01.2025

Nato schützt sich künftig besser vor Sabotageakten gegen wichtige Infrastruktur wie Kabel und Pipelines. Deutschland steuert mit...

DWN
Panorama
Panorama Stasi-Akten sichern: Der historische Moment der Besetzung der Stasi-Zentrale
14.01.2025

Am 15. Januar 1990 stürmte das Volk die Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg und sicherte wertvolle Stasi-Akten für die spätere...