Finanzen

Erdogan trifft US-Wirtschaftsbosse in Ankara

Der türkische Präsident Erdogan hat sich in Ankara mit 30 Vertretern von Google, Coca Cola, Microsoft, Boeing und weiteren US-Firmen getroffen.
24.09.2018 01:31
Lesezeit: 3 min

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat am Mittwoch im Präsidentenpalast in Ankara Vertreter von 30 US-Firmen, darunter Google, Microsoft, General Electric, Coca Cola, Dow Chemical, Boeing and Pfizer empfangen. Das Treffen dauerte etwa zweieinhalb Stunden, berichtet The Daily Sabah. Die Unternehmen gehören zwei Wirtschaftsverbänden an - dem American Business Forum in der Türkei (AmCham Turkey / ABFT) und der International Investors Association (YASED).

Die US-Vertreter haben Erdoğan ein Dossier überreicht, worin sie ihre "Erwartungen" aufgelistet haben, um ein möglichst gutes Investitionsumfeld in der Türkei vorzufinden, berichtet die Zeitung Akşam.

In einer Mitteilung an das Blatt führten die Vertreter der US-Firmen aus: "Zwischen den USA und der Türkei bestehen sehr starke Wirtschafts- und Handelsbeziehungen. In dieser Angelegenheit vertrauen wir der Türkei. Die politischen und diplomatischen Krisen zwischen beiden Ländern beeinflussen in erster Linie uns. Als Investoren und Geschäftswelt wünschen wir uns, dass es derartige Krisen nicht gibt. Beide Seiten müssen alles tun, um derartige Vorfälle ohne einen Schaden zu lösen."

Erdoğan wird voraussichtlich auf der 9th Turkey Investment Conference mit rund 400 Investoren, Führungskräften großer Fonds, wichtigen Akteuren der Finanzwelt und Vertretern von Investmentbanken zusammentreffen. Die Konferenz wird am 26. September in New York stattfinden.

Im Jahr 2017 erreichte das Gesamtvolumen des bilateralen Handels zwischen der Türkei und den USA 19,1 Milliarden US-Dollar. Während die Türkei Waren im Wert von 9,4 Milliarden Dollar exportierte, importierte das Land US-Waren im Wert von 9,7 Milliarden Dollar. Bis Ende Juli dieses Jahres betrug das bilaterale Handelsvolumen 11,8 Milliarden Dollar.

Nach Angaben des Handelsministeriums sind derzeit 1.824 US-Unternehmen in der Türkei tätig. Die USA sind nach Angaben des Ministeriums auch der zweitgrößte ausländische Direktinvestor in der Türkei. Von 2002 bis April 2018 belief sich die Summe der ausländischen Direktinvestitionen aus den USA auf rund 11,4 Milliarden US-Dollar, was 7,6 Prozent der gesamten ausländischen Direktinvestitionen in der Türkei entspricht.

Das US-Außenministerium führt aus: "US-Exporte in die Türkei umfassen Flugzeuge, Eisen und Stahl, landwirtschaftliche Güter, Öl, Baumwollgarn und -gewebe sowie Maschinen. US-Importe aus der Türkei umfassen Fahrzeuge, Maschinen, Eisen und Stahl und ihre Produkte, landwirtschaftliche Güter, Travertin und Marmor. Gemeldete US-Direktinvestitionen in der Türkei werden vom Banken- und Fertigungssektor angeführt."

Das Office of the United States Trade Representative (USTR) berichtet: "Die Türkei ist derzeit unser 32. größter Warenhandelspartner mit einem bilateralen Warenhandel von insgesamt 19,2 Milliarden US-Dollar im Jahr 2017. Warenexporte beliefen sich auf 9,7 Milliarden US-Dollar; Warenimporte beliefen sich auf 9,4 Milliarden US-Dollar. Der Warenhandelsüberschuss der USA mit der Türkei belief sich 2017 auf 328 Millionen US-Dollar. Der Handel bei Dienstleistungen mit der Türkei belief sich 2016 auf geschätzte 5,0 Milliarden US-Dollar. Die Dienstleistungsexporte beliefen sich auf 3,1 Milliarden US-Dollar; Importe von Dienstleistungen beliefen sich auf 1,9 Milliarden US-Dollar. Der Handelsbilanzüberschuss der USA mit der Türkei belief sich 2016 auf 1,2 Milliarden US-Dollar. Nach Angaben des US-Handelsministeriums haben die US-Exporte von Gütern und Dienstleistungen in die Türkei im Jahr 2015 schätzungsweise 68.000 Arbeitsplätze geschaffen."

Die US-Warenimporte aus der Türkei beliefen sich im Jahr 2017 auf 9,4 Milliarden US-Dollar, was gegenüber 2016 einem Anstieg von 17,1 Prozent und gegenüber 2007 einem Anstieg um 104,6 Prozent entspricht.

Die US-amerikanischen Gesamtimporte landwirtschaftlicher Erzeugnisse aus der Türkei beliefen sich 2017 auf 938 Millionen US-Dollar. Zu den führenden Kategorien gehören: verarbeitetes Obst und Gemüse (185 Millionen US-Dollar), Tabak (151 Millionen US-Dollar), Snacks (102 Millionen US-Dollar), Grobgetreide (79 Millionen US-Dollar) und anderes Gemüse Öle (73 Millionen US-Dollar).

Das USTR wörtlich: "Die wichtigsten Importkategorien (...) im Jahr 2017 waren: Fahrzeuge (1,4 Milliarden Dollar), Eisen und Stahl (1,0 Milliarden Dollar), Maschinen (942 Millionen Dollar), Teppiche und andere textile Beläge (478 Millionen Dollar) sowie Stein, Gips und Zement (354 Millionen US-Dollar)."

Die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) in der Türkei beliefen sich im Jahr 2017 auf 4,3 Milliarden US-Dollar, ein Anstieg um 10,7 Prozent gegenüber 2016. Die US-Direktinvestitionen in der Türkei werden von der verarbeitenden Industrie, dem Großhandel sowie Finanz- und Versicherungsunternehmen getätigt. Die ausländischen Direktinvestitionen der Türkei in den USA beliefen sich 2017 auf 2,0 Milliarden US-Dollar -  ein Anstieg um 18,1 Prozent gegenüber 2016.

Mitte August unterzeichnete der türkische Präsident ein Dekret, wonach der Zollsatz für Autos aus den USA auf 120 Prozent verdoppelt wird. Bei alkoholischen Getränken werde er auf 140 und bei Tabak auf 60 Prozent angehoben. Auch für andere Waren gelten künftig höhere Zölle, darunter Kosmetika, Reis und Kohle. Insgesamt entsprächen die Zollerhöhungen 533 Millionen Dollar, sagte Handelsminister Ruhsar Pekcan nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Wenige Tage zuvor hatte US-Präsident Trump den Zollsatz für türkische Stahlimporte auf 20 Prozent und für türkische Aluminiumimporte auf 50 Prozent erhöht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...