Politik

Türkische Lira steigt nach Spekulation über Brunson

Die türkische Lira hat sich stabilisiert. Angeblich gibt es Anzeichen auf eine Freilassung des US-Pastors Brunson.
24.09.2018 23:17
Lesezeit: 2 min

Die Türkische Lira hat sich am Montag stabilisiert. Der Grund könnte laut Bloomberg die Hoffnung auf eine Freilassung des in der Türkei inhaftierten US-Pastors Brunson sein. US-Außenminister Mike Pompeo hatte dies angedeutet. Allerdings hatte Pompeo bereits am 8. August 2018 gesagt, die Freilassung des US-Bürgers, der angeblich Pastor ist, würde schon in wenigen Tagen erfolgen.

Am Montag stieg die Türkische Lira um 1,6 Prozent auf 6,1899 gegenüber dem Dollar, bevor sie erneut auf 6,2226 zurückging. Die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen sank um 21 Basispunkte auf 18,73 Prozent. Nach Informationen von Bloomberg soll dies unter allen Schwellenländern der größte Zugewinn gewesen sein. Auslöser der Stabilisierung der Türkischen Lira sei die Hoffnung, dass der in der Türkei inhaftierte US-Pastor Andrew Brunson freigelassen werden könnte. Henrik Gullberg, ein Stratege bei Nomura International Plc in London sagt, dass die Freilassung des US-Pastors bei einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent liege. Dies habe sich positiv auf die türkische Währung ausgewirkt. Ein hochrangiger türkischer Beamter bestätigte dem Wall Street Journal eine mögliche baldige Freilassung von Brunson.

Aufgrund des Lira-Verfalls hatte die türkische Notenbank den Leitzins im September um 625 Basispunkte auf 24 Prozent erhöht.

Nach dem Türkei-Putsch vom 15. Juli 2016 wurde Brunson im Oktober 2016 von den türkischen Sicherheitsbehörden unter dem Vorwurf der Spionage und des Umsturzversuchs gegen die türkische Regierung festgenommen. Nach Angaben der Zeitung Sözcü hat Brunson fünf Tage nach dem Putsch in einer E-Mail an einen Bekannten geschrieben: “Die türkische Bevölkerung hat diesmal nicht wie gewohnt Partei für das türkische Militär ergriffen. Es läuft alles schlecht, aber am Ende werden wir die Gewinner sein”. Diese Aussage von Brunson ist Teil der Anklage.

Im Zusammenhang mit dem Spionage-Verfahren gegen den US-Pastor Andrew Brunson wurde zuvor der Staatsanwalt Berkant Karakaya, der die Anklage gegen Brunson erhoben hatte, versetzt, berichtet die Zeitung Posta. Zuvor hatte der ehemalige stellvertretende Staatssekretär des türkischen Justizministeriums, Ömer Faruk Aydıner, den Posten des Oberstaatsanwalts von Izmir übernommen. Nach seiner Amtsübernahme ging Aydıner dazu über, sechs Staatsanwälte des Büros für Terrorismus und organisiertes Verbrechen zu versetzen. Unter ihnen befand sich auch Karakaya. Die Staatsanwälte hatten die Untersuchungen zu Brunson geführt.

Der Rechtsanwalt des in der Türkei inhaftierten US-Pastors Andrew Brunson, İsmail Cem Halavurt, hatte im August im Gespräch mit dem türkischsprachigen Dienst der Deutschen Welle (DW) gesagt, dass er vor das türkische Verfassungsgericht ziehen werde, um Brunsons Freilassung zu erwirken. "Wenn das Verfassungsgericht sich komplett rechtsstaatlich verhält, muss mein Mandant freigelassen werden. Wir werden sehen, wie das Urteil ausfallen wird (...) Wenn das Urteil negativ ausfällt, werden wir vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehen", so Halavurt.

In einem weiteren Gespräch mit dem türkischsprachigen Dienst der DW am 6. September 2018 lobte der Anwalt von Brunson die Versetzung der türkischen Staatsanwalts Berkant Karakaya, der das Verfahren gegen Brunson leitete. "Der Staat hatte hier eine bestimmte Haltung. Dieser Staatsanwalt spiegelte diese Haltung wider. Die Versetzung dieses Staatsanwalts bedeutet, dass es eine Änderung in jener Haltung geben könnte. Es kann sein, dass der Staat seine Ansicht geändert hat - und diese Veränderung hat mit der Versetzung eingesetzt. Das ist meine persönliche Meinung."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Technologie
Technologie Goldrausch 2.0: Wie Google KI neu definiert – und Europa zuschaut
01.06.2025

Google I/O 2025 bietet einen tiefen Einblick in die nächste Ära der Künstlichen Intelligenz – von echten 3D-Videocalls bis hin zu...

DWN
Panorama
Panorama Nur noch fünf Minuten: Schlummertaste in Deutschland beliebt
01.06.2025

Mit der Schlummertaste kann man das Aufstehen verzögern. Ärzte raten davon ab, aber die Praxis ist gerade in Deutschland gängig....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...