Finanzen

EZB: Risiken in der Euro-Zone steigen

Die EZB ist sich über die Entwicklung in der Euro-Zone nicht mehr so sicher.
26.09.2018 15:09
Lesezeit: 1 min

"Die Risiken steigen, das muss ich zugeben", sagte EZB-Chefvolkswirt Peter Praet in einem Interview mit Reuters TV mit Blick auf die Gefahren für den wirtschaftlichen Aufschwung in der Euro-Zone. "Aber bisher haben wir keine Auswirkungen auf reale Daten gesehen. Ich bin nicht übermäßig besorgt."

Auch Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing ist der Ansicht, dass die Unsicherheit zuletzt zugenommen hat. Die Wirtschaft könne sich an einem "Krisen-Cocktail" aus internationalen Streitigkeiten und bedrohlichen politischen Entwicklungen verschlucken. Dies mache größere Schwankungen an den Finanzmärkten wahrscheinlicher. Niemand habe prognostiziert, dass der Handelsstreit zwischen den USA und China "wider alle Vernunft derart eskalieren würde". Auch zwischen der EU und den USA drohe weiter ein Wettrüsten mit Zöllen und Handelsschranken. "Die Zolldiskussion zeigt bereits Auswirkungen, wie man an den Exporterwartungen deutscher Unternehmen im Vergleich zu den Höchstständen aus dem vergangenen Jahr erkennen kann", so Sewing.

Chinas oberster Diplomat, Wang Yi, rief die USA auf, sich ohne Rhetorik aus dem Kalten Krieg dem Wettbewerb zu stellen. China plant unterdessen, ab November die Importzölle für bestimmte Produkte zu senken, etwa Maschinen, Elektrogeräte und Textilien. Laut staatlichem Radio geht es um mehr als 1500 Industriegüter. Durch die Maßnahmen sollen die Kosten für Unternehmen und Verbraucher gesenkt werden.

Die Vereinigten Staaten wären der größte Verlierer, sollte sich der Konflikt zu einem ausgewachsenen Handelskrieg hochschaukeln, teilte die EZB am Mittwoch in Frankfurt mit. Die Notenbank hat einen US-Sonderzoll von zehn Prozent auf alle Importe simuliert und entsprechende Vergeltungsmaßnahmen in gleicher Höhe. Dies würde zu einer substanziell schlechteren Exportbilanz der Vereinigten Staaten führen. "In unserem Modell investieren US-Firmen weniger und stellen auch weniger Arbeiter ein."

Trump sieht sein Land trotz starker Wachstumszahlen als Verlierer der Globalisierung. Daher sei ein Handelskrieg für die USA leicht zu gewinnen, so Trump. Experten bezweifeln das allerdings. Der Republikaner hat bereits Sonderzölle auf Stahl und Aluminium erhoben und vor allem gegen China weitere Abgaben verhängt.

Laut EZB-Simulation könnte die US-Wirtschaft im Falle einer weiteren Eskalation zwei Prozentpunkte ihres Wirtschaftswachstums einbüßen. Der Internationale Währungsfonds rechnet dieses Jahr mit einem US-Wachstum von 2,9 Prozent und 2,7 Prozent im nächsten Jahr. China könnte per saldo sogar leicht profitieren, weil die Volksrepublik in andere Länder exportieren könne, die dann weniger Güter aus den USA bezögen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerke: 220.000 neue Anlagen binnen sechs Monaten
02.07.2025

Mehr als 220.000 neue Balkonkraftwerke sind in Deutschland binnen sechs Monaten ans Netz gegangen. Während Niedersachsen glänzt, fallen...