Die Preise in Deutschland ziehen so stark an wie seit September 2008 nicht mehr. Im Schnitt lagen sie im Oktober um 2,5 Prozent höher als vor einem Jahr, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Es bestätigte damit eine erste Schätzung von Oktober. "Angesichts der guten Konjunktur und der Nachrichten von Immobilienmärkten kann man erwarten, dass der Trend weiter aufwärts geht", sagte LBBW-Chefökonom Uwe Burkert. "Allmählich wird Inflation wieder ein echtes Thema." Vor allem für Energie mussten die Verbraucher tiefer in die Tasche greifen: Sie kostete 8,9 Prozent mehr als vor Jahresfrist und erwies sich damit erneut als Preistreiber. Klammert man Energie aus, hätte die Inflationsrate im Oktober bei 1,7 Prozent gelegen.
Im September betrug die Inflation noch 2,3 Prozent, im August 2,0 Prozent. Die Europäische Zentralbank peilt in den Euro-Staaten eine Teuerungsrate von knapp zwei Prozent als ideal für die Konjunktur an. Sie dürfte die Werte in Deutschland daher wohl mit Sorge sehen.
Die Preise für Nahrungsmittel in Deutschland kletterten im Oktober binnen Jahresfrist um 1,9 Prozent. Gemüse war mit gut neun Prozent erheblich teurer als ein Jahr zuvor. Auch für Molkereiprodukte und Eier sowie Fisch und Fischwaren mussten die Verbraucher rund drei Prozent mehr zahlen. Die Preise für Waren insgesamt erhöhten sich im Oktober zum Vorjahr um 3,2 Prozent, vor allem durch den Preisanstieg bei Energie. Aber auch Bier (+4,9 Prozent), Zeitungen und Zeitschriften (+4,2 Prozent) sowie Mineralwasser, Limonaden und Säfte (+3,8 Prozent) kosteten mehr. Günstiger wurden unter anderem Geräte der Unterhaltungselektronik (-4,7 Prozent) und Telefone (-3,3 Prozent).
EZB will weiter Geld drucken
Die EZB will laut ihrem Chefvolkswirt Peter Praet auch nach dem Ende ihrer billionenschweren Anleihenkäufe vorerst an ihrer konjunkturanschiebenden Geldpolitik festhalten. "Die Einstellung der Anleihenkäufe ist nicht gleichbedeutend mit einem Entzug der geldpolitischen Unterstützung", sagte der oberste Ökonom der Europäischen Zentralbank am Dienstag auf einer Konferenz in London laut Redetext. Der erhebliche Bestand an erworbenen Anleihen sowie die damit zusammenhängende Wiederanlagepolitik würden weiterhin Impulse geben. Dazu komme der verbesserte Zinsausblick. Dies alles werde für Unterstützung sorgen.
Nach wie vor sei noch erhebliche geldpolitische Hilfe für die Wirtschaft nötig, damit sich Preisdruck aufbaue, sagte der Belgier. "Unsere Geldpolitik bleibt vorhersehbar." Zugleich stellte er in Aussicht, dass die Notenbank bei der Anpassung ihrer Ausrichtung graduell vorgehen werde.
Die Währungshüter wollen angesichts der Konjunkturerholung ihre Käufe von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren zum Jahresende einstellen. Ab Oktober wurde das monatliche Kaufvolumen bereits auf 15 Milliarden Euro halbiert. Das seit März 2015 laufende Programm wird voraussichtlich Ende Dezember ein Gesamtvolumen von 2,6 Billionen Euro erreicht haben. Aber auch nach dem Kaufstopp will die EZB noch für längere Zeit die Einnahmen aus auslaufenden Titeln in Anleihen reinvestieren.