Politik

Erdogan und Putin eröffnen wichtigen Abschnitt von Turkstream

Die Türkei und Russland bauen ihre Energie-Kooperation aus.
19.11.2018 16:32
Lesezeit: 2 min

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und sein russischer Kollege Wladimir Putin haben am Montag in Istanbul den Abschluss der Verlegung der Turkstream-Gaspipeline im Schwarzen Meer gefeiert. "Heute erleben wir einen weiteren Schritt in der türkisch-russischen Energiekooperation", sagte Erdogan bei der Zeremonie. Es sei ein "historisches Projekt", das die Intensität der Wirtschaftsbeziehungen ihrer Länder zeige. "So Gott will, wird dieses Projekt nach den Tests 2019 fertig sein."

Mit der Zeremonie begingen Putin und Erdogan die Fertigstellung der beiden Röhren unter dem Schwarzen Meer, doch muss der Landteil in der Türkei noch gebaut werden. Die Pipeline verläuft über eine Länge von 930 Kilometern in rund 2000 Metern Tiefe zwischen dem russischen Anapa und dem türkischen Küstenort Kiyiköy. Durch die Pipeline sollen jährlich 31,1 Milliarden Kubikmeter Gas aus Russland in die Türkei geliefert werden.

Verlegt wurde die Pipeline von dem riesigen Spezialschiff "Pioneering Spirit". Bis Ende 2019 soll auch der Teil auf dem Festland fertiggestellt sein, sodass die Gaslieferungen beginnen können. Die Hälfte des Gases soll türkischen Großstädten wie Istanbul, Bursa und Izmir zugute kommen, während die andere Hälfte weiter nach Europa gehen soll. Die Pipeline umgeht die Ukraine, mit der Moskau seit Jahren im Konflikt liegt.

Putin betonte, das Projekt sei "nicht gegen ein anderes Land gerichtet". Die Pipeline werde sich zweifellos auf "die geopolitische Position der Türkischen Republik" auswirken. Er sei sicher, dass die Pipeline sowie das von Russland errichtete Atomkraftwerk Akkuyu "zu einem klaren Symbol für die wachsende vielseitige Partnerschaft" Russlands und der Türkei werde, sagte der russische Staatschef und lobte den "politischen Willen und Mut" Erdogans.

Die Türkei und Russland hatten sich Ende 2015 wegen des Syrien-Konflikts zerstritten, in dem sie auf unterschiedlichen Seiten stehen. Seit einer Versöhnung 2016 verstärkten sie aber ihre politische und wirtschaftliche Kooperation deutlich. Nicht nur arbeiten Putin und Erdogan im Syrien-Konflikt eng zusammen, sondern die Türkei kauft auch vermehrt russische Rüstungsgüter und hat Russland mit dem Bau des ersten türkischen Atomkraftwerks beauftragt.

Veraltetes Pipelinenetz in der Ukraine

Der Westen der Türkei und einige europäische Länder sind derzeit auf ein älteres System angewiesen, das über die Ukraine verläuft. Das Fehlen von Investitionen und die Modernisierung haben dieses System in den vergangenen 20 Jahren unzuverlässiger gemacht, berichtet die Projektgesellschaft von Turkish Stream auf ihrer Webseite. Dies gefährde die Energieversorgung der betroffenen Staaten.

Die Entwicklung der Infrastruktur in der Türkei und darüber hinaus wird die weitere Modernisierung von Industrie und Wirtschaft unterstützen und lokale Unternehmen und Kunden dazu befähigen, wachsende Möglichkeiten zu nutzen. Mit einer jährlichen Kapazität von 31,5 Milliarden Kubikmeter wird Turkish Stream der Türkei zudem helfen, ihre geostrategische Bedeutung zu erhöhen. Als Brücke zwischen Ost und West wird die Türkei zunehmend zu einem wichtigen regionalen Energiedrehkreuz für die Region und wird über Turkish Stream zu einem wichtigen Versorgungsglied für Südosteuropa.

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