Politik

Deutsche Bahn schraubt Gewinn-Erwartung massiv herunter

Lesezeit: 2 min
03.12.2018 17:24
Die Deutsche Bahn hat ihre Gewinnerwartung für 2019 stark heruntergeschraubt.
Deutsche Bahn schraubt Gewinn-Erwartung massiv herunter

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Deutsche Bahn wird auch 2019 nicht aus der Krise fahren und rechnet mit einem weiter schrumpfenden Gewinn. Angesichts verspäteter Züge, fehlender Fahrzeuge und eines Investitionsstaus im Netz rechnet der Staatskonzern im kommenden Jahr noch mit einem Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 1,9 Milliarden Euro, wie aus Konzernunterlagen hervorgeht, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegen. In der bisherigen Mittelfrist-Planung war noch von 2,7 Milliarden Euro die Rede gewesen. Nun schrauben fast alle Sparten von der Güterbahn bis hin zum Fernverkehr ihre Erwartungen herunter.

Parallel dazu sollen die Schulden bis 2023 um weitere vier auf dann 24 Milliarden Euro steigen, um mehr Geld investieren zu können. Dagegen regt sich allerdings Widerstand bei Arbeitnehmervertretern. Der Aufsichtsrat will sich am 12. Dezember mit der Planung befassen. Die Bahn wollte sich zu den Informationen am Montag nicht äußern.

Schon dieses Jahr musste der Konzern seine Prognosen wiederholt senken. Das zuletzt genannte Gewinnziel für 2018 - 2,1 Milliarden Euro - soll aber auch dank eines Ausgabenstopps geschafft werden. Während das Ergebnis im kommenden Jahr schrumpfen dürfte, ist die Bahn beim Umsatz etwas optimistischer: Er soll 2019 leicht auf 45,4 Milliarden Euro steigen. Aber auch dies liegt unter der bisherigen Planung.

Ein Grund für den getrübten Ausblick ist die Dauerkrise bei der Güterbahn. Eigentlich sollte DB Cargo schon dieses Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben. Laut Unterlagen wird damit nun aber erst 2021 gerechnet. Auch beim Nahverkehr von DB Regio wurden die Planungen zusammengestrichen. 2019 werden hier rund 200 Millionen Euro weniger Gewinn erwartet. Selbst der Fernverkehr mit IC und ICE, der zuletzt trotz Unpünktlichkeit Rekord-Passagierzahlen meldete, wird 2019 seine ursprünglichen Vorgaben nicht schaffen. Das Ziel für dieses Jahr von 82 Prozent annähernd pünktlichen Zügen dürfte wohl erst 2025 erreicht werden. Die Sparte Netz mit ihren rund 33.000 Kilometern Gleisen wird den Unterlagen zufolge ebenfalls im nächsten Jahr rund 100 Millionen Euro weniger Gewinn machen als vorgesehen.

Hauptstreitpunkt sind aber die hohen Schulden: Hier hat der Haushaltsausschuss des Bundes dem Konzern eigentlich eine Netto-Grenze von 20,4 Milliarden Euro vorgegeben. Diese würde jetzt deutlich überschritten. Als Alternative brachte Bahnchef Richard Lutz zeitweise auch einen Verkauf der Auslandstochter Arriva ins Gespräch, wo der internationale Nahverkehr gebündelt ist.

Arbeitnehmervertreter aus dem Aufsichtsrat der Netz-Sparte verfassten bereits ein Protestschreiben, das Reuters vorliegt. Darin drohen sie, die Budget-Planung für 2019 abzulehnen. Dem Gremium lägen "keine ausreichende Informationen" vor. Man betrachte das Zahlenwerk daher als vorläufig und wollte das Budget nur für das erste Halbjahr freigeben. In Gewerkschaftskreisen hieß es, auch in anderen Sparten sei man unzufrieden. Unklar ist, wie sich die Arbeitnehmer-Vertreter bei der Sitzung des Gesamtaufsichtsrates kommende Woche positionieren werden.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ökonom warnt: Deutschland droht Zusammenbruch seiner Wertschöpfung
07.12.2023

Der Schock über die Ergebnisse der jetzt vorgestellten PISA-Studie 2022 ist groß, Deutschland gleitet in eine tiefe Bildungskrise. Über...

DWN
Finanzen
Finanzen Ökonomen erwarten baldige Zinssenkung durch EZB
07.12.2023

Nicht nur die Märkte erwarten, dass die EZB die Zinsen bereits im zweiten Quartal 2024 wieder senken wird, sondern auch die von Reuters...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Industrie drosselt Produktion fünften Monat in Folge
07.12.2023

Die deutsche Industrie hat ihre Produktion bereits den fünften Monat in Folge gedrosselt. Das Minus war überraschend. Eine Rezession ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Berliner Finanzamt bekämpft Steuerkriminalität im Internet-Handel
07.12.2023

Das Finanzamt in Berlin-Neukölln ist ab sofort für sämtliche ausländische Unternehmen zuständig, die keinen Firmensitz hier haben. Es...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Rekord-Ölproduktion der USA fordert OPEC+ heraus
06.12.2023

Die USA produzieren dieses Jahr so viel Rohöl wie nie zuvor. Dies erschwert die Bemühungen der OPEC+, mit Förderkürzungen die Preise zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Römertopf: Investor verlagert Produktion aus Deutschland
06.12.2023

Für die insolvente Traditionsmarke Römertopf wurde ein Investor gefunden. Dieser produziert fortan nicht mehr in Deutschland.

DWN
Politik
Politik Kahlschlag in der Baubranche - zehntausende Arbeitsplätze gefährdet
06.12.2023

Die Klima-Vorschriften der Bundesregierung würgen den deutschen Wohnungsbau ab - mit Folgen für zehntausende Beschäftigte.

DWN
Politik
Politik Industrie: Auftragseingänge brechen drastisch ein
06.12.2023

Die Auftragseingänge der Industrie tauchten im Oktober kräftig ab. Eine Besserung ist weit und breit nicht in Sicht. Blickt man aus...