Politik

Huawei-Gründer will USA trotzen: „Lichter werden im Osten leuchten“

Huawei will sich dem US-Druck nicht beugen und setzt auf andere Partner in der Welt.
20.02.2019 00:21
Lesezeit: 2 min

Ren Zhengfei, der Gründer von Huawei, sagte, in einem Interview mit der BBC, die USA könnten das Unternehmen „nicht zermalmen“. „Wenn im Westen die Lichter ausgehen, wird der Osten noch leuchten." Huawei sei anderen Unternehmen technisch überlegen, weshalb viele Geschäftspartner nicht auf den Einsatz der Technologie verzichten könnten.

Die Bundesregierung wird vor der Versteigerung der 5G-Lizenzen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr über den künftigen Umgang mit Huawei entscheiden. Es werde wohl keinen schnellen Beschluss geben, sagte eine mit der Sache vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Bereits am Wochenende hatte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier davon gesprochen, dass sich die Frage, welche Anbieter für den Netzausbau von den Telekomfirmen beauftragt werden, erst in einigen Monaten stelle. Die 5G-Auktion soll in der zweiten Märzhälfte starten. Inzwischen gilt es in Regierungskreisen als nahezu sicher, dass Deutschland dem von den USA geforderten generellen Ausschluss von Huawei nicht folgen und auch kein "Lex China" verabschieden will.

Die Frage eines Ausschlusses wird in verschiedenen Ländern seit Monaten intensiv diskutiert. Denn westliche Geheimdienste werfen Huawei vor, enge Verbindungen zur Regierung in Peking zu pflegen und vermuten, Ausrüstung oder Handys könnten für Spione eine Hintertür öffnen. So könne Huawei am Ende an Staats- und Firmengeheimnisse gelangen oder kritische Infrastruktur lahmlegen. Das Unternehmen weist dies zurück, Beweise für Verstöße gegen Landesgesetze oder Spionage gibt es bisher in keinem Land. Ren Zhengfei sagte in einem CBS-Interview: "Wir werden dies niemals tun." Trotzdem ist der weltgrößte Netzwerkausrüster auf Druck der USA nicht nur in den Vereinigten Staaten nahezu kaltgestellt worden, auch Australien und Neuseeland wollen Huawei vom 5G-Ausbau ausschließen. Andere Länder prüfen eine solche Maßnahme.

Dem deutschen Regierungsinsider zufolge hatten bisher die um die Lizenzen bietenden Telekommunikationsfirmen argumentiert, dass sie möglichst schnell wissen müssten, ob ein vergleichsweise günstiger Anbieter wie der chinesische Branchenprimus Huawei ausgeschlossen wird. Denn dies würde sich unmittelbar auf die Kostenkalkulation für den 5G-Ausbau auswirken und damit den finanziellen Spielraum bei der Versteigerung beeinflussen. In der Zwischenzeit hätten die Telekommunikationsfirmen aber signalisiert, dass sie ohnehin eher einen Mix an Technik mehrerer Netzwerkausrüster einsetzen wollten. Dadurch komme es zu einer Mischkalkulation.

Neben Huawei und dem kleineren chinesischen Anbieter ZTE sind in dem Markt der US-Konzern Cisco, Samsung Electronics aus Südkorea sowie die europäischen Anbieter Ericsson und Nokia unterwegs. Branchenprimus Deutsche Telekom erklärte, noch keine Entscheidung getroffen zu haben, mit welchen Herstellern er sein 5G-Netz aufbauen wird. Telefonica Deutschland wollte sich nicht äußern. Der dritte Mitbieter Vodafone war zunächst nicht erreichbar.

Die Bundesregierung hatte sich unter Federführung des Bundeswirtschafts- und Bundesinnenministeriums darauf verständigt, Kriterien für den Einsatz von Infrastruktur beim 5G-Netz auszuarbeiten. Erste Eckpunkte sollen diese Woche vorliegen. Einen kompletten Ausschluss von Huawei werde es voraussichtlich nicht geben, heißt es in Regierungskreisen. "Stattdessen müssen wir die Kriterien formulieren, die ein Höchstmaß an Sicherheit garantieren", sagte ein Insider. Eine ähnliche Haltung scheint sich auch in Großbritannien durchzusetzen.

Es gibt mehrere Ideen, die dafür sorgen sollen, Spionage zu verhindern und den Zugriff von Netzausrüstern auf kritische Instruktur einzuschränken. Dabei geht unter anderem darum, Daten nur in Europa zu speichern und Firmen zur Offenlegung von Quellcodes zu verpflichten. Vorgaben sind auch für die nötigen Wartungsarbeiten am Netz denkbar. Dem Insider zufolge soll Huawei bereit sein, allen Auflagen nachzukommen.

Zieht noch mehr Zeit ins Land, kommt auch wieder eine europäische Lösung ins Spiel. Diese ist bereits von Luxemburgs Ministerpräsident Xavier Bettel und der estnischen Präsidentin Kersti Kaljulaid gefordert worden. "Die Antwort soll europäisch sein", sagte Bettel kürzlich nach einem Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel. Verständigungsmöglichkeit böte da der reguläre EU-Gipfel Ende März in Brüssel.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Landtagswahlen Baden-Württemberg 2026: AfD liegt vor den Grünen – eine Partei gewinnt noch mehr
09.05.2025

Die AfD überholt erstmals laut Insa-Umfrage die grüne Partei in Baden-Württemberg, die seit 13 Jahren regiert und die größte...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...