Politik

Alexis Tsipras: „Griechenland ist Merkels Problem“

Lesezeit: 1 min
19.05.2012 22:03
Der Chef der griechischen Syriza-Partei sagt, der Sozialstaat sei „gescheitert“, der jetzige Weg Griechenland sei ein Pfad hin zu einer „sozialen Hölle“. Er wolle in der Eurozone bleiben. Die griechischen Schulden seien jedoch so hoch, dass sie nun das Problem Europas seien, im Besonderen aber das Problem von Angela Merkel.
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"Ich glaube nicht an Helden und Retter“, sagt Alexis Tsipras, der Chef der linksradikalen Syriza-Partei, in einem Interview mit dem Guardian. „Aber ich glaube daran, für die Rechte zu Kämpfen – niemand hat das Recht, ein stolzes Volk auf einen solchen Zustand des Elends und der Erniedrigung zu reduzieren“. Nach zweieinhalb Jahren „Katastrophe“, seien die Griechen schon auf ihren Knien. „Der Sozialstaat ist kollabiert“, fast jeder zweite Jugendliche sei ohne Arbeit, die Menschen verlassen das Land in Massen – das „psychologische Klima ist geprägt von Pessimismus, Depression und massenhaften Selbstmorden“, ergänzt Alexis Tsipras.

Der Syriza-Chef mache sich Sorgen, dass Griechenland den eingeschlagenen Weg fortsetze, „einen Pfad der sozialen Hölle“. Er kämpfe für das Wohl der Griechen, aber es sei kein Kampf zwischen Nationen und Menschen. „Auf der einen Seite seien die Arbeitnehmer und die Mehrheit des Volkes und auf der anderen Seite stünden die globalen Kapitalisten, die Banker, die Profiteure von Aktienkursen und die großen Fonds. „Es ist ein Krieg zwischen Völkern und Kapitalismus.“

Griechenland sei ein Modell für das restliche Europa geworden und es ist als erstes Land den strengen Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen. „Es wurde als Experiment für die Durchsetzung der neoliberalen Schock-Politik ausgewählt und die Griechen waren die Meerschweinchen“. In jedem Falle solle Angela Merkel wissen, dass sie eine „enorme historische Verantwortung“ trägt. Darauf wolle er auch Bezug nehmen, wenn er sich mit Vertretern der deutschen Regierung in der nächsten Woche zu Gesprächen trifft, so Alexis Tsipras.

„Wir sind nicht gegen ein vereintes Europa oder die Währungsunion", betonte er. „Wir wollen nicht niemanden erpressen, wir wollen unsere europäischen Partner überzeugen“, dass der Weg, der gewählt worden ist völlig kontraproduktiv sei. „Es ist wie nur Geld für ein Fass ohne Boden." Die europäischen Steuerzahler sollten wissen, dass wenn sie Geld nach Griechenland geben, es auch eine Effekt haben sollte“, ergänzte der Syriza-Chef. Es solle vielmehr in Investments fließen und das Wachstum unterstützen. „Keynes sagte es vor vielen Jahren: Es ist nicht nur die Person, die leiht, sondern auch derjenige, der verleiht, der sich selbst in einer schwierigen Position wiederfinden kann.“ Wenn „du einer Bank 5.000 Pfund schuldest, ist es dein Problem, aber wenn du der Bank 500.000 Pfund schuldest, ist es das Problem der Bank“. Das sei ein allgemeines Problem, so Tsipras, „Es ist Merkels Problem. Es ist ein europäisches Problem. Es ist ein weltweites Problem“.


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