Politik

Glyphosat: US-Gerichte nehmen Bayer unter Beschuss

Nach der Übernahme von Monsanto gerät Bayer in den USA unter starken Druck.
26.02.2019 17:21
Lesezeit: 2 min

In den USA ist ein wegweisender Prozess gegen Bayer wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Unkrautvernichters Glyphosat mit einer Rüge für die Anklage gestartet. In ihrem Eröffnungsplädoyer erklärte die Anwältin des Klägers Edwin Hardeman am Montag in San Francisco, dass das glyphosathaltige Herbizid Roundup der Bayer-Tochter Monsanto der Grund für die Krebserkrankung ihres Mandanten sei. So machten Chemikalien in Roundup den Unkrautvernichter giftiger als Glyphosat alleine, was den Krebs von Hardeman verursacht habe, sagte Anwältin Aimee Wagstaff. Bezirksrichter Vince Chhabria rügte Wagstaff daraufhin, weil sie sich auf interne Kommunikation von Monsanto bezogen habe, die in der ersten Verhandlungsphase nicht als wissenschaftlicher Beweis zugelassen sei.

Chhabria hatte Ende Januar erklärt, dass Informationen über die angebliche Einflussnahme des Unternehmens auf Wissenschaftler der Jury nicht vorenthalten werden sollten. Andere interne Dokumente wie E-Mails von Monsanto-Mitarbeitern über Lobby-Anstrengungen gehörten aber nicht in die erste Verhandlungsphase. Diese Beweismittel würden erst in einem weiteren Schritt zugelassen - wenn festgestellt werde, dass Glyphosat die Krebserkrankung von Hardeman verursacht habe und das Verfahren in eine zweite Phase gehe.

Bayer-Anwalt Brian Stekloff weist die Vorwürfe zurück. Seiner Aussage nach gibt es keinen Zusammenhang zwischen Roundup und Krebserkrankungen. Stekloff betonte, dass die Zahl der Fälle von Non-Hodgkin-Lymphom, einer bösartigen Form von Lymphdrüsenkrebs, in den 1990er Jahren in den USA konstant geblieben sei, selbst als der Gebrauch von Roundup merklich angestiegen war.

TAUSENDE WEITERE KLAGEN

Der Fall des Kaliforniers Hardeman gilt als sogenannter "Bellwether Trial" - einer von mehreren repräsentativen Fällen, die bei Produkthaftungsklagen in den USA häufig genutzt werden, um etwa die Schadensspanne und Möglichkeiten für einen Vergleich zu bestimmen. Er könnte die Richtung für mehr als 760 weitere bei dem Gericht in San Francisco anhängige Verfahren vorgeben. Als Erfolg für Bayer war gewertet worden, dass der Richter dem Antrag des Konzerns stattgegeben hatte, das Verfahren in zwei Phasen aufzuteilen. Dadurch kann der Kläger seine Vorwürfe, Monsanto habe versucht, Behörden und die öffentliche Meinung zu manipulieren, nicht schon am Anfang des Prozesses vorbringen.

Der Leverkusener Pharma- und Agrarchemie-Konzern, der den Glyphosat-Entwickler Monsanto im vergangenen Sommer für 63 Milliarden Dollar übernommen hatte, sieht sich in den USA wegen des Unkrautvernichtungsmittels mit mehr als 9300 Klägern konfrontiert. Bayer hat die Vorwürfe bestritten und verweist darauf, dass Zulassungsbehörden weltweit Glyphosat bei sachgemäßer Anwendung als sicher bewerteten.

Monsanto war im vergangenen Jahr von einem kalifornischen Geschworenengericht zur Zahlung von 289 Millionen Dollar Schadenersatz an einen an Krebs erkrankten Mann verurteilt worden. Später wurde die Summe zwar auf 78 Millionen Dollar reduziert, doch Glyphosat wurde immer noch für die Krebserkrankung des Mannes verantwortlich gemacht. Die Bayer-Aktie hatte infolge des Urteils an der Börse massiv an Wert verloren. Am Dienstag notierten die Papiere unauffällig.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Politik
Politik Geopolitischer Showdown in der Türkei: Selenskyj, Putin – und Trump im Anflug
13.05.2025

Ein historisches Treffen bahnt sich an: Während Selenski den russischen Präsidenten zu direkten Friedensgesprächen nach Istanbul...

DWN
Panorama
Panorama Umwelt? Mir doch egal: Klimaschutz verliert an Bedeutung
13.05.2025

Klimaschutz galt lange als gesellschaftlicher Konsens – doch das Umweltbewusstsein in Deutschland bröckelt. Eine neue Studie zeigt, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohntraum wird Luxus: Preise schießen in Städten durch die Decke
13.05.2025

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....