Finanzen

Großbritanniens Superreiche verlassen die Insel

Großbritanniens Milliardäre verlassen die Insel. Ihre Konzerne sind meist schon in Übersee.
07.03.2019 17:09
Lesezeit: 1 min

Fast ein Drittel von Großbritanniens Superreichen lebt entweder schon in Steueroasen oder zieht gerade dorthin um. Dem britischen Fiskus entgingen dadurch im vergangenen Jahrzehnt mehrere Milliarden Pfund, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Recherche der Tageszeitung "The Times" ergab. Zuletzt hatten britische Abgeordnete neue Regelungen vorgeschlagen, um Schattenfirmen in Offshore-Gebieten zu verhindern und für mehr Steuertransparenz zu sorgen.

Am Dienstag hatte die Regierung in London eine Abstimmung über die Reformen verschoben und damit einen Sturm öffentlicher Entrüstung ausgelöst. "Wir müssen Steuervermeidung stoppen, damit die Wohlhabendsten ihren fairen Beitrag leisten", forderte Margaret Hodge, Abgeordnete der oppositionellen Labour-Partei, auf Twitter. Öffentliche Steuerregister und mehr Transparenz seien der erste Schritt zu einem gerechteren Steuersystem.

Großbritannien erhebt eine vergleichsweise hohe Einkommensteuer auf Dividenden. Das ist den Besitzern vieler Großunternehmen ein Dorn im Auge. Sie melden ihre Unternehmen deshalb auf Kanalinseln wie Jersey, in der Schweiz oder in den Vereinigten Arabischen Emiraten an, um die Steuer zu umgehen.

Laut der "Times" haben die Steuervermeider in den vergangenen zehn Jahren zudem 5,5 Millionen Pfund an politische Parteien gespendet und damit gegen britisches Recht verstoßen. Die Konservativen von Premierministerin Theresa May sollen vor der Unterhauswahl 2017 eine Million Pfund von Steuervermeidern erhalten haben. Mehrere dieser Milliardäre sollen mit Titeln wie Baron oder Ritter ausgezeichnet worden sein.

Von den 28 ausgewanderten britischen Milliardären hat die Hälfte das Land innerhalb des vergangenen Jahrzehnts verlassen. Aktuell zieht mit dem Chemiemagnaten und Brexit-Unterstützer Jim Ratcliffe der reichste Mann des Vereinten Königreichs nach Monaco um. Das könnte den Fiskus vier Milliarden Pfund (4,65 Milliarden Euro) kosten. Erst im vergangenen September hatte Ratcliffe noch beteuert, in Großbritannien bleiben zu wollen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Zölle auf Wein? Deutsche Winzer blicken mit Sorge auf mögliche US-Zölle
11.07.2025

Strafzölle in Höhe von 200 Prozent auf Weinimporte aus der EU – mit diesem Szenario hatte US-Präsident Donald Trump noch im April...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzen: Deutschlands Pleitewelle hält an – ein Blick auf Ursachen und Folgen
11.07.2025

Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt weiter – wenn auch etwas langsamer. Trotzdem deuten aktuelle Daten auf tiefgreifende...

DWN
Politik
Politik Trump kündigt Erklärung zu Russland an – neue Dynamik oder taktisches Manöver?
11.07.2025

Ein Treffen in Malaysia, neue russische Vorschläge und Trumps Ankündigung einer großen Russland-Erklärung: Zeichnet sich eine Wende im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs aktuell: Wichtigste Kryptowährung setzt Rekordjagd fort – was das für Anleger bedeutet
11.07.2025

Der Bitcoin-Kurs ist auf ein historisches Allzeithoch gestiegen und über die Marke von 118.000 US-Dollar geklettert. Wie geht es weiter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzverwalter: „Enorme Geldverbrennung“ bei Wirecard
11.07.2025

Der Anwalt Jaffé ist seit fünf Jahren mit der Sicherung des übrig gebliebenen Vermögens beschäftigt. Er fand nach eigenen Angaben im...

DWN
Finanzen
Finanzen Kupferpreis explodiert: Was Trumps Zollfantasien auslösen
11.07.2025

Eine 50-Prozent-Zollandrohung von Trump lässt den Kupferpreis durch die Decke schießen – und sorgt für ein historisches Börsenchaos....

DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.