Die türkische Lira hat gegenüber den US-Dollar am Montag deutlich an Wert verloren. Am vergangenen Freitag kostete ein US-Dollar zum Tagesabschluss 5,57 Türkische Lira. Am Montagmorgen kostete ein US-Dollar hingegen 5,63 Türkische Lira. Internationalen Finanzanalysten zufolge hängt der erneute Wertverlust der türkischen Währung mit dem Ausgang der Kommunalwahlen am vergangenen Sonntag zusammen.
Die konservative Regierungspartei AKP hatte die Hauptstadt Ankara an die oppositionelle CHP verloren. In Istanbul war der Wahlausgang am Montagmorgen noch nicht klar. Inan Demir, ein Ökonom bei Nomura International in London sagte Bloomberg: “Wenn die AKP Istanbul verliert oder die Opposition gewinnt, wäre das für die Lira negativ.”
Der türkische Währungscrash im August 2018 führte zu einer Inflation von über 20 Prozent im Land, beschädigte Fremdwährungskreditnehmer und drängte die Wirtschaft in ihre erste Rezession seit der globalen Finanzkrise 2008. Haushalte und Unternehmen haben ihren Devisen-Einlagen in den vergangenen sechs Monaten 28 Milliarden US-Dollar hinzugefügt, was einen neuen Rekord darstellt.
Türkei: Schicksalswahl in Istanbul
Nach einer dramatischen Wahlnacht wird das Rennen um das Bürgermeisteramt in der Wirtschaftsmetropole Istanbul immer spannender. Die Nachrichtenagentur DHA meldete am Montagmorgen unter Berufung auf die Wahlbehörde YSK, mittlerweile seien 99,86 Prozent aller Stimmen ausgezählt. Demnach liegt der Kandidat der Mitte-Links-Oppositionspartei CHP, Ekrem İmamoğlu, mit einer hauchdünnen Mehrheit von 48,80 Prozent vor Erdoğan. Ex-Ministerpräsident Binali Yıldırım kommt bislang auf 48,48 Prozent. Istanbul war lange AKP-regiert. Das Ergebnis kommt einem Denkzettel für den machtgewohnten Präsidenten Erdoğan gleich.
Imamoglu erklärte sich am Morgen im Gespräch mit Sender Fox, wie schon in der Nacht, erneut zum Bürgermeister. Der Wahlbehörde YSK zufolge hat er 23 371 Stimmen Vorsprung vor Yildirim. Aber auch der hatte in der Nacht den Sieg für sich reklamiert.
Die YSK hatte um kurz nach 23.00 Uhr Ortszeit aufgehört, Wahlergebnisse zu veröffentlichen. Da waren 91 Prozent der Stimmen ausgezählt.
Am schwersten wog das Ergebnis in der Hauptstadt Ankara, wo zu dem Zeitpunkt nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu der Oppositionskandidat von der CHP, Mansur Yavas, bei mehr als 50 Prozent lag. AKP-Kandidat Mehmet Özhaseki hatte rund 47 Prozent bekommen. Auch hier erklärte sich die CHP zum Sieger. Die AKP will nun Einspruch einlegen. Generalsekretär Fatih Sahin schrieb am frühen Morgen auf Twitter, die Partei werde “ihre Rechte nutzen”. Es habe in Ankara “viele ungültige Stimmen und Regelwidrigkeiten” gegeben.
Rund 57 Millionen Türken waren am Sonntag aufgerufen, in 81 Provinzen Bürgermeister, Gemeinderäte und andere Kommunalpolitiker zu wählen. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 84 Prozent.