Der CEO der italienischen Großbank UniCredit, Federico Ghizzoni, sagte dem Nachrichtendienst Bloomberg zufolge in Wien, dass eine Zwangs-Enteignung von großen Bank-Guthaben „akzeptabel sei, wenn es eine gesamteuropäische Lösung gibt“. Guthaben über 100.000 Euro sind nach der Zypern-Entscheidung in Europa vogelfrei (hier). Auch die EZB hat bestätigt, dass dies künftig als Blaupause für Enteignungen verwendet wird (hier). Ghizzoni sagte, dass sowohl große Guthaben als auch Bonds für den Falle verwendet werden sollen, dass eine Bank in Schwierigkeiten gerät. Natürlich müsse dies europaweit geschehen, am besten sogar weltweit über das Basel Komitee, sagte Ghizzoni. Sonst würde es zu Spekulationen und einem unfairen Wettbewerb kommen.
Ghizzoni sagte, die Guthaben sollten erst angetastet werden, wenn ein Haircut bei den Anleihen der Bank nicht mehr zur Rettung reicht. Natürlich würde er persönlich die Guthaben nur ungern anfassen, aber wenn das eine globale Maßnahme wird, würde er sich dagegen nicht sperren. Er räumte ein, dass das Thema der „Bankguthaben eine sehr sensible Sache“ sei. Sie müsse „sorgfältig“ und mit „Klarheit“ adressiert werden.
Ghizzoni sagte, dass er bisher keinerlei Kontobewegungen bei der UniCredit bemerkt habe. Niemand habe sein Geld abgezogen, die Lage sei ausgesprochen stabil.
Mit seinen Aussagen dürfte der Italiener indes für Nachdenken bei den deutschen Kunden der Hypo-Vereinsbank und bei den Kunden der Bank Austria sorgen. HVB und Bank Austria - mit einem weitverzweigten Kunden-Netz in Osteuropa - sind Teile der Unicredit. Sollte die Mutter in Schwierigkeiten geraten, könnte das sehr rasch Auswirkungen auf die Bank-Guthaben der Sparer bei den Tochtergesellschaften haben.
UniCredit mit Risiken
Die UniCredit wird vor allem von der Entwicklung in Italien bedroht: Moody's hatte vor einigen Monaten gewarnt, dass das Institut durch seine Verflechtung mit der italienischen Wirtschaft erhebliche Risiken vor sich herschiebt (mehr dazu hier).
Ghizzonis Aussage zeigt außerdem, was hinter der Idee der europäischen Bankenunion steckt: Es soll den Anlegern jeder Fluchtweg abgeschnitten werden. Wie schon im Fall der globalen Steuer-Razzien (hier) sollen die privaten Vermögen massiv zur Sanierung der globalen Pleitestaaten herangezogen werden. Wenn die Banken-Union in Europa steht, können im Grunde alle Banken saniert werden – und zwar mit dem Geld der Kunden.
UniCredit will Banken-Union
Hierbei handelt es sich jedoch nicht um ominöse Offshore-Kriminelle, sondern um die Rentner, die ihre Lebensersparnisse auf der Bank aufbewahren. Diese betragen in der Regel mehr als 100.000 Euro und sind daher nur bedingt geschützt.
Ghizzonis Zustimmung zur Enteignung der Sparer zeigt, dass es sich beim Modell Zypern sogar um mehr handelt als um eine Blaupause: Finanzwirtschaft und EU-Politik haben sich darauf geeinigt, ihre Probleme mit dem Geld der Anleger zu lösen. Der Vorgang geht bereits weit über das Stadium der Planung hinaus – er ist in vollem Gang, weil Banken und Politik das Wasser bis zum Hals steht.
Jeder, der heute noch Geld auf der Bank liegen hat, sollte über diese ganz offenkundige Entwicklung einmal 10 Sekunden nachdenken.