Bereits im April 2017 verzeichnet Großbritannien seinen ersten kohlefreien Tag seit der industriellen Revolution. Nun ist das Land erstmals seit der Inbetriebnahme des ersten Kohlekraftwerks im Jahr 1882 eine ganze Woche ohne Kohlestrom ausgekommen.
"Großbritannien hat jetzt offiziell eine ganze Woche ohne Kohle geschafft", schrieb der britische Netzbetreiber National Grid auf Twitter. Fintan Slye, Direktor des Netzbetreiber, sagte am Mittwoch, dass kohlefreier Strom künftig der Normalfall sein wird. Denn das Land erzeugt immer mehr Strom aus Wind, Solar und anderen erneuerbaren Quellen.
Schon heute macht Kohle weniger als 10 Prozent der gesamten Stromerzeugung in Großbritannien aus. Doch ab dem Jahr 2025 soll die Stromversorgung des Landes laut National Grid ganz ohne Kohlekraftwerke auskommen.
An den 31,45 Gigawatt Strom, die am letzten Sonntag in Großbritannien erzeugt wurden, war kein einziges der Kohlekraftwerke des Landes beteiligt. Ein Gigawatt Strom liefert genug Energie für rund 700.000 Haushalte.
Sean Kemp, ein Sprecher von National Grid, sagte dem Daily Telegraph bereits Anfang der Woche, dass lange Zeitspannen ohne Erzeugung von Kohlestrom jetzt immer häufiger vorkommen werden. "Denn mehr Leute haben Solaranlagen installiert, mehr Kohle fällt weg, und es gibt mehr Wind im Netz."
Großbritannien soll dauerhaft ohne Kohlestrom auskommen
Wenn Großbritannien so weitermacht, wird das Land die 1.800 Stunden kohlefreier Stromerzeugung, die man im Jahr 2018 verzeichnete, weit übertreffen wird. Ein Sprecher der britischen Regierung sagte: "Dieses Jahr haben wir bereits den großen Meilenstein von 1.000 Stunden erreicht, ohne Kohle für unserer Haushalte und Industrie zu verwenden."
Die Dekarbonisierung des Energiesystems sei ein wesentlicher Bestandteil des britischen Ziels, "unseren Beitrag zur globalen Erwärmung zu beenden", so der Sprecher. "Wir nähern uns dem vollständigen Kohleausstieg im Stromnetz bis 2025. Großbritannien wolle zudem das erste große Land sein, das Gesetze zur Klimaneutralität erlässt.
Im Jahr 2015 beliefen sich die Kohlendioxidemissionen Großbritanniens laut der Internationalen Energieagentur auf 389,75 Millionen Tonnen. Damit lag das Land auf Platz 15 der weltweit größten Emittenten. Die Nummer 1 mit deutlichem Abstand ist China mit mehr als 9 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen aus der Verbrennung von Treibstoff.
1. China - 9040,74 Millionen Tonnen
2. USA - 4997,50 Millionen Tonnen
3. Indien - 2066,01 Millionen Tonnen
4. Russland 1468,99 Millionen Tonnen
5. Japan - 1141,58 Millionen Tonnen
6. Deutschland - 729,77 Millionen Tonnen
Die Umwandlung bei der Erzeugung von Energie zum Heizen von Häusern und für den Antrieb der Wirtschaft sei eine massive Veränderung, sagt der Sprecher des Netzbetreibers. Doch die Vorteile der Umwandlung im Hinblick auf grüne Energie würden die Herausforderungen bei weitem überwiegen.
Die britische Regierung hat kürzlich erklärt, dass bis zum Jahr 2030 ein Drittel des nötigen Stroms durch Offshore-Windparks erzeugt werden soll. Im Strommix des Landes spielen weiterhin auch Atomkraftwerke eine wichtige Rolle.
In Deutschland hatte die Kohlekommission nach schwierigen Beratungen beschlossen, dass die Kraftwerkskapazitäten ab 2022 schrittweise abgebaut werden und spätestens 2038 auslaufen. Bis Ende 2022 sollen hierzulande alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden.